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Hochwohlgeboren
Herrn Frank Wedekind
Lieber
Herr Wedekind!
Bin gut
an Leib- +++ schlechter und trauriger an Geist hier in/a/ngelangt Friedrich Strindberg befand sich auf der Rückreise von Berlin, wo er am 16.9.1913 abends in den Zug gestiegen war: „Fritz nach München gereist“ [Tb]. Die Bildpostkarte sandte Strindberg von Salzburg aus, einer Zwischenstation auf seinem Weg nach Mondsee, wo er am 17.9.1913 um 14 Uhr ankam [vgl. Marie Uhl an Wedekind, 17.9.1913] und am gleichen Tag noch einen Brief an Wedekind schrieb [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 17.9.1913]. In Berlin hatte sich der 16-Jährige zwei Tage lang mit seinem Vater Frank Wedekind getroffen – die erste Begegnung seit Wedekinds Besuchen bei der Mutter Frida Strindberg und dem Säugling in Tutzing im Juli 1898 [vgl. Wedekind an Beate Heine, 19. und 27.7.1898]. Friedrich Strindberg hatte den Kontakt mit seinem Vater in Berlin am 14.9.1913 telefonisch aufgenommen, wie dieser notiert hat: „Fritz Uhl telephoniert mich an. Wir lernen uns kennen“ [Tb; vgl. zur Vater-Sohn-Beziehung im Überblick: Vinçon 2014, S. 247-250]..
Mi ch/r/ kommt alles so trüb und öd vor, die ganze Gegend entbehrt der
Sonne und ist bleich. und abgehärmd/t/ und
statt der Natur blickt mir in den Felsen Veit KunzFigur aus Wedekinds „Franziska“. Strindberg hatte am 15.9.1913 eine Aufführung des Stücks an den Kammerspielen des Deutschen Theaters mit Tilly und Frank Wedekind in den Hauptrollen besucht [vgl. Tb]. Auf der Rückreise las er das Drama im Zug noch einmal nach [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 17.9.1913]. und FranziskaTitelfigur aus Wedekinds gleichnamigem Drama. entgegen.
Besonders die KätzchenszeneGemeint ist das 7. Bild im 4. Akt von „Franziska“, dessen erste Replik lautet: „Das weiße Kätzchen, das uns gestern abend aus der Stadt heraufbegleitete…“ [KSA 7/I, S. 283].. – –
Heut ist der Friede Wirklichkeit Zitat aus einer Replik Franziskas im 7. Bild: „Als ich heute die grünüberwachsenen Felsen im warmen Abendsonnenschein wiedersah, da jubelte es in mir: dieser Friede ist jetzt Wirklichkeit!“ [KSA 7/I, S. 284] !
Wie glücklich bin ich! Viele dankbare Grüsse
Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben
Uhrzeit im Poststempel: „1“ (= 13 Uhr).
Salzburg
17. September 1913 (Mittwoch)
Sicher
Salzburg
17. September 1913 (Mittwoch)
Datum unbekannt
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia
Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13
Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.
Friedrich Strindberg an Frank Wedekind, 17.9.1913. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (26.11.2025).
Tilman Fischer