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Kennung: 2364

Berlin, 14. September 1905 (Donnerstag), Postkarte

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Rosenberg, Gabriel Jacques

Inhalt

Postkarte
(Antwort)


An Hofrat Dr G J von RosenbergHofrat Dr. phil. Gabriel Jacques von Rosenberg, der 1895 an der Universität Heidelberg mit der in Leipzig gedruckten Dissertation „Zur Arbeiterschutzgesetzgebung in Russland“ (1895) – „vorgelegt von G. J. Rosenberg in Kiew“ (so auf dem Titel angegeben) – promoviert worden ist, war jener geheimnisvolle „Hofrat Rosenberg aus Rußland“, der „am Himmel Schwabings“ eine „auffällige Erscheinung“ gewesen ist, ein Mäzen, der in München literarische Projekte wie die Elf Scharfrichter protegiert habe und „ununterbrochen angepumpt“ [Holm 1947, S. 93f.] worden sei. Heinrich Lautensack hat gemeinsam mit ihm in München den Band „Der Hofrat erzählt“ (1902) vorgelegt; woher sein Titel stammt, ist unklar, anders als bei seinem Bruder Prof. Dr. Marc Rosenberg in Karlsruhe, der dort „Hofrat“ [Adressbuch der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe 1905, Teil IV, S. 340] war (das gilt auch für die Herkunft seines Adelstitels). Begegnungen Wedekinds mit ihm sind in Max Halbes Gästebuch am 30.3.1902 dokumentiert, wo sich außer ihm und weiteren Personen „Hofrath Dr. G J von Rosenberg“ [Ost- und Westpreußenstiftung in Bayern e.V., Nachlass Max Halbe, 3841] eingetragen hat, sowie durch Wedekinds Notiz zum gemeinsamen Souper mit Claudine Eckstein in der American Bar in München am 28.7.1904 – „Mit dem Hofrat und Frau Dr. Eckstein in der Bar supiert“ [Tb] – und seiner Notiz vom 17.5.1917 in Zürich: „Hofrat Rosenberg.“ [Tb]
in Leipzig
Wohnung (Straße und Hausnummer) Eutritzscherstr. 1-0Gabriel Jacques von Rosenberg ist unter dieser Adresse nicht verzeichnet, überhaupt keine Person mit dem Namen Rosenberg in der ganzen Eutrizscherstraße (Bestell-Postamt 13) im Leipziger Stadtteil Gohlis [vgl. Leipziger Adreßbuch 1905, Teil II, S. 68f.]. Im Parterre der Eutrizscherstraße 1 befand sich die Mohren-Apotheke; deren Inhaber, der Apotheker Otto Lagatz, war zugleich Eigentümer des Hauses [vgl. Leipziger Adreßbuch 1905, Teil II, S. 68; Teil I, S. 351, 417], dann dessen Witwe Marie Lagatz [vgl. Leipziger Adreßbuch 1906, Teil I, S. 436]. |


Berlin 14.9.5. Schiffbauerdamm 6.III.


Sehr geehrter Herr Hofrath!

Zu meinem Bedauern erhalte ich Ihren eingeschriebenen Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Gabriel Jacques von Rosenberg an Wedekind, 5.9.1905. heute erst zugestellt. Ich werde sehen was sich noch machen läßt. Ich hatte bis jetzt keine ständige AdresseWedekind traf am 8.9.1905 in Berlin ein (er kam von Dresden und war zuvor bis zum 5.9.1905 in München), nahm am 9.9.1905 nach einer „Hidalla“-Probe vormittags im Kleinen Theater und nach dem Mittagessen eine Wohnung im Schiffbauerdamm 6 (3. Stock): „Darauf miethe ich mich Schiffbauerdamm No 6 ein.“ [Tb] Das Haus gehörte dem Neuen Theater [vgl. Adreßbuch für Berlin 1905, Teil III, S. 640]. Dem Münchner Meldebogen zufolge hat Wedekind sich „nach Berlin, Schiffbauerdamm 6/3“ erst am „13.4.06“ [EWK/PMB Wedekind] abgemeldet. so daß mir die Post den Brief nicht aushändigen konnte. Wenn die betreffenden Plätze noch zu haben sindTheaterkarten für die anstehende Berliner Premiere von „Hidalla“ im Kleinen Theater, die für den 21.9.1905 angekündigt war: „Das Kleine Theater unter der Direktion Viktor Barnowsky wird die Reihe seiner Novitäten [...] am 21. September mit dem Schauspiel ‚Hidalla‘ von Frank Wedekind eröffnen.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 34, Nr. 435, 27.8.1905, Sonntags-Ausgabe, S. (2)] Sie wurde aber verschoben, wie Wedekind am 19.9.1905 erfuhr und im Tagebuch notierte („Hidalla wird verschoben“), und fand, wie er ebenfalls notierte, am 26.9.1905 statt („Hidalla Premiere in Berlin“). Die Presse teilte dazu mit: „Die im Kleinen Theater auf Donnerstag angesetzte Erstaufführung von ‚Hidalla‘ mußte bis nächsten Dienstag, 26. d.M., verschoben werden, da Frank Wedekind, der selbst die Hauptrolle in seinem Stücke spielt, in einer dringenden Prozeßangelegenheit nach München abberufen wurde. Die für die Premiere von ‚Hidalla‘ bereits gelösten Billets behalten für die Erstaufführung am Dienstag ihre Gültigkeit.“ [Berliner Volks-Zeitung, Jg. 53, Nr. 441, 20.9.1905, Morgenblatt, S. (2)] werde ich es Ihnen sofort mittheilen.

Mit ergebenstem Gruß
Ihr
Frank Wedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 14 x 9 cm.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Postkarte ist mit einer aufgedruckten Briefmarke von 5 Pfennig frankiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Uhrzeit im Postausgangsstempel Berlin: „2 – 3 N“ (= 14 bis 15 Uhr). Uhrzeit im Posteingangsstempel Leipzig: „9 – 10 N“ (= 21 bis 22 Uhr).

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
Wedekind, Frank A I/74
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Gabriel Jacques Rosenberg, 14.9.1905. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

21.08.2024 14:19
Kennung: 2364

Berlin, 14. September 1905 (Donnerstag), Postkarte

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Rosenberg, Gabriel Jacques
 
 

Inhalt

Postkarte
(Antwort)


An Hofrat Dr G J von RosenbergHofrat Dr. phil. Gabriel Jacques von Rosenberg, der 1895 an der Universität Heidelberg mit der in Leipzig gedruckten Dissertation „Zur Arbeiterschutzgesetzgebung in Russland“ (1895) – „vorgelegt von G. J. Rosenberg in Kiew“ (so auf dem Titel angegeben) – promoviert worden ist, war jener geheimnisvolle „Hofrat Rosenberg aus Rußland“, der „am Himmel Schwabings“ eine „auffällige Erscheinung“ gewesen ist, ein Mäzen, der in München literarische Projekte wie die Elf Scharfrichter protegiert habe und „ununterbrochen angepumpt“ [Holm 1947, S. 93f.] worden sei. Heinrich Lautensack hat gemeinsam mit ihm in München den Band „Der Hofrat erzählt“ (1902) vorgelegt; woher sein Titel stammt, ist unklar, anders als bei seinem Bruder Prof. Dr. Marc Rosenberg in Karlsruhe, der dort „Hofrat“ [Adressbuch der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe 1905, Teil IV, S. 340] war (das gilt auch für die Herkunft seines Adelstitels). Begegnungen Wedekinds mit ihm sind in Max Halbes Gästebuch am 30.3.1902 dokumentiert, wo sich außer ihm und weiteren Personen „Hofrath Dr. G J von Rosenberg“ [Ost- und Westpreußenstiftung in Bayern e.V., Nachlass Max Halbe, 3841] eingetragen hat, sowie durch Wedekinds Notiz zum gemeinsamen Souper mit Claudine Eckstein in der American Bar in München am 28.7.1904 – „Mit dem Hofrat und Frau Dr. Eckstein in der Bar supiert“ [Tb] – und seiner Notiz vom 17.5.1917 in Zürich: „Hofrat Rosenberg.“ [Tb]
in Leipzig
Wohnung (Straße und Hausnummer) Eutritzscherstr. 1-0Gabriel Jacques von Rosenberg ist unter dieser Adresse nicht verzeichnet, überhaupt keine Person mit dem Namen Rosenberg in der ganzen Eutrizscherstraße (Bestell-Postamt 13) im Leipziger Stadtteil Gohlis [vgl. Leipziger Adreßbuch 1905, Teil II, S. 68f.]. Im Parterre der Eutrizscherstraße 1 befand sich die Mohren-Apotheke; deren Inhaber, der Apotheker Otto Lagatz, war zugleich Eigentümer des Hauses [vgl. Leipziger Adreßbuch 1905, Teil II, S. 68; Teil I, S. 351, 417], dann dessen Witwe Marie Lagatz [vgl. Leipziger Adreßbuch 1906, Teil I, S. 436]. |


Berlin 14.9.5. Schiffbauerdamm 6.III.


Sehr geehrter Herr Hofrath!

Zu meinem Bedauern erhalte ich Ihren eingeschriebenen Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Gabriel Jacques von Rosenberg an Wedekind, 5.9.1905. heute erst zugestellt. Ich werde sehen was sich noch machen läßt. Ich hatte bis jetzt keine ständige AdresseWedekind traf am 8.9.1905 in Berlin ein (er kam von Dresden und war zuvor bis zum 5.9.1905 in München), nahm am 9.9.1905 nach einer „Hidalla“-Probe vormittags im Kleinen Theater und nach dem Mittagessen eine Wohnung im Schiffbauerdamm 6 (3. Stock): „Darauf miethe ich mich Schiffbauerdamm No 6 ein.“ [Tb] Das Haus gehörte dem Neuen Theater [vgl. Adreßbuch für Berlin 1905, Teil III, S. 640]. Dem Münchner Meldebogen zufolge hat Wedekind sich „nach Berlin, Schiffbauerdamm 6/3“ erst am „13.4.06“ [EWK/PMB Wedekind] abgemeldet. so daß mir die Post den Brief nicht aushändigen konnte. Wenn die betreffenden Plätze noch zu haben sindTheaterkarten für die anstehende Berliner Premiere von „Hidalla“ im Kleinen Theater, die für den 21.9.1905 angekündigt war: „Das Kleine Theater unter der Direktion Viktor Barnowsky wird die Reihe seiner Novitäten [...] am 21. September mit dem Schauspiel ‚Hidalla‘ von Frank Wedekind eröffnen.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 34, Nr. 435, 27.8.1905, Sonntags-Ausgabe, S. (2)] Sie wurde aber verschoben, wie Wedekind am 19.9.1905 erfuhr und im Tagebuch notierte („Hidalla wird verschoben“), und fand, wie er ebenfalls notierte, am 26.9.1905 statt („Hidalla Premiere in Berlin“). Die Presse teilte dazu mit: „Die im Kleinen Theater auf Donnerstag angesetzte Erstaufführung von ‚Hidalla‘ mußte bis nächsten Dienstag, 26. d.M., verschoben werden, da Frank Wedekind, der selbst die Hauptrolle in seinem Stücke spielt, in einer dringenden Prozeßangelegenheit nach München abberufen wurde. Die für die Premiere von ‚Hidalla‘ bereits gelösten Billets behalten für die Erstaufführung am Dienstag ihre Gültigkeit.“ [Berliner Volks-Zeitung, Jg. 53, Nr. 441, 20.9.1905, Morgenblatt, S. (2)] werde ich es Ihnen sofort mittheilen.

Mit ergebenstem Gruß
Ihr
Frank Wedekind.

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Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 14 x 9 cm.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Postkarte ist mit einer aufgedruckten Briefmarke von 5 Pfennig frankiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Uhrzeit im Postausgangsstempel Berlin: „2 – 3 N“ (= 14 bis 15 Uhr). Uhrzeit im Posteingangsstempel Leipzig: „9 – 10 N“ (= 21 bis 22 Uhr).

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
Wedekind, Frank A I/74
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Gabriel Jacques Rosenberg, 14.9.1905. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
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Ariane Martin

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