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Kennung: 2356

Stockach, 21. November 1888 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Gericke, Walter

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Stockach d 21 November 1888


Herrn Franklin Wedekind, Schriftsteller
Lenzburg


Bei unserer letzten Begegnung vor ca 14 Tagenzurückgerechnet vom 21.11.1888 der 7.11.1888, wahrscheinlich aber früher; Wedekinds letzte Begegnung mit Walter Gericke könnte auf den 1.11.1888 datieren, wie seine Bleistiftnotiz auf der Rückseite des Briefs („1 XI 88“) nahelegt. Frank Wedekind brach nach dem Tod seines Vaters Friedrich Wilhelm Wedekind (gestorben am 11.10.1888 nach einem Herzinfarkt) sein zum Sommersemester 1888 aufgenommenes Jurastudium in Zürich ab ‒ exmatrikuliert am 29.11.1888 [vgl. Vinçon 2021, Bd. 2, S. 131], „eilte nach Haus und blieb über ein halbes Jahr auf Schloss Lenzburg“ [Vinçon 2021, Bd. 1, S. 441]. wird Ihnen mein Benehmen Ihnen gegenüber nicht angenehm gewesen sein, zu meiner Entschuldigung führe ich an, daß ich am gleichen Tage am MittagstischeWedekind hat – belegt für das Jahr 1887 – in der Pension der Witwe Anna Barbara Buchmann in der Seefeldstraße 1 in Riesbach bei Zürich [vgl. Adressbuch der Stadt Zürich für das Jahr 1889, Teil I, S. 57], die mit dieser Adresse auch unter Kosthaltereien und Pensionen zu finden ist [vgl. Adressbuch der Stadt Zürich für das Jahr 1889, Teil II, S. 401], regelmäßig gegessen. Der Mühlenmacher Walter Gericke wohnte in der Pension in der Seefeldstraße 1 [vgl. Adressbuch der Stadt Zürich für das Jahr 1889, Teil I, S. 106]. erst vom Tode Ihres Herrn Vaters KenntnißDie Familie hatte eine Todesanzeige aufgegeben [vgl. Neue Zürcher Zeitung, Jg. 68, Nr. 288, 14.10.1888, S. (4)] und sich in einer Anzeige für die Beileidbekundungen bedankt [vgl. Neue Zürcher Zeitung, Jg. 68, Nr. 291, 17.10.1888, 1. Blatt, S. (4)]. Der Tod von Wedekinds Vater war auch in der überregionalen Presse gemeldet: „In Lenzburg (Aargau) starb vor einigen Tagen Herr Dr. med. Friedrich Wilhelm Wedekind, ein Achtundvierziger und damaliger hannoverischer Vertreter im Frankfurter Parlament.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 27, Nr. 537, 21.10.1888, Morgen-Ausgabe, S. (3).] erhielt.

Ich spreche Ihnen noch jetzt mein mit gefühltes Beileid aus & hoffe daß Sie den herben Verlust in Ergebenheit tragen werden.

Sie meiner Hochachtung versichernd, biete ich Ihnen deutschen Gruß & Handschlag
Ergebenst W Gericke


Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 21 x 27 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Unten auf Seite 1 steht mit Tinte von fremder Hand geschrieben: „Adr vom 1 Dec. d. J. Seefeld Str 28.“ Um wessen auf den 1.10.1888 fixierte Adresse in der Seefeldstraße 28 in Riesbach bei Zürich es sich handelt, ist unklar; außer diversen Privatpersonen ist unter dieser Adresse verzeichnet die „Industriehalle, Seefeldstr. 26-30“ [vgl. Adressbuch der Stadt Zürich für das Jahr 1889, Teil I, S. 159], die möglicherweise mit dem in der Seefeldstraße 1 logierenden Mühlenmacher Walter Gericke [vgl. ebd., S. 106] in Verbindung stand, der als Mühlenbauingenieur dann 1894 die Gericke AG in Zürich gründete. Wedekind hat auf der unbeschriebenen Rückseite des Blattes mit Bleistift das Datum „1 XI 88“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Stockach
    21. November 1888 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    Stockach
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Lenzburg
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 189
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Walter Gericke an Frank Wedekind, 21.11.1888. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

02.10.2024 11:37
Kennung: 2356

Stockach, 21. November 1888 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Gericke, Walter

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Stockach d 21 November 1888


Herrn Franklin Wedekind, Schriftsteller
Lenzburg


Bei unserer letzten Begegnung vor ca 14 Tagenzurückgerechnet vom 21.11.1888 der 7.11.1888, wahrscheinlich aber früher; Wedekinds letzte Begegnung mit Walter Gericke könnte auf den 1.11.1888 datieren, wie seine Bleistiftnotiz auf der Rückseite des Briefs („1 XI 88“) nahelegt. Frank Wedekind brach nach dem Tod seines Vaters Friedrich Wilhelm Wedekind (gestorben am 11.10.1888 nach einem Herzinfarkt) sein zum Sommersemester 1888 aufgenommenes Jurastudium in Zürich ab ‒ exmatrikuliert am 29.11.1888 [vgl. Vinçon 2021, Bd. 2, S. 131], „eilte nach Haus und blieb über ein halbes Jahr auf Schloss Lenzburg“ [Vinçon 2021, Bd. 1, S. 441]. wird Ihnen mein Benehmen Ihnen gegenüber nicht angenehm gewesen sein, zu meiner Entschuldigung führe ich an, daß ich am gleichen Tage am MittagstischeWedekind hat – belegt für das Jahr 1887 – in der Pension der Witwe Anna Barbara Buchmann in der Seefeldstraße 1 in Riesbach bei Zürich [vgl. Adressbuch der Stadt Zürich für das Jahr 1889, Teil I, S. 57], die mit dieser Adresse auch unter Kosthaltereien und Pensionen zu finden ist [vgl. Adressbuch der Stadt Zürich für das Jahr 1889, Teil II, S. 401], regelmäßig gegessen. Der Mühlenmacher Walter Gericke wohnte in der Pension in der Seefeldstraße 1 [vgl. Adressbuch der Stadt Zürich für das Jahr 1889, Teil I, S. 106]. erst vom Tode Ihres Herrn Vaters KenntnißDie Familie hatte eine Todesanzeige aufgegeben [vgl. Neue Zürcher Zeitung, Jg. 68, Nr. 288, 14.10.1888, S. (4)] und sich in einer Anzeige für die Beileidbekundungen bedankt [vgl. Neue Zürcher Zeitung, Jg. 68, Nr. 291, 17.10.1888, 1. Blatt, S. (4)]. Der Tod von Wedekinds Vater war auch in der überregionalen Presse gemeldet: „In Lenzburg (Aargau) starb vor einigen Tagen Herr Dr. med. Friedrich Wilhelm Wedekind, ein Achtundvierziger und damaliger hannoverischer Vertreter im Frankfurter Parlament.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 27, Nr. 537, 21.10.1888, Morgen-Ausgabe, S. (3).] erhielt.

Ich spreche Ihnen noch jetzt mein mit gefühltes Beileid aus & hoffe daß Sie den herben Verlust in Ergebenheit tragen werden.

Sie meiner Hochachtung versichernd, biete ich Ihnen deutschen Gruß & Handschlag
Ergebenst W Gericke


Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 21 x 27 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Unten auf Seite 1 steht mit Tinte von fremder Hand geschrieben: „Adr vom 1 Dec. d. J. Seefeld Str 28.“ Um wessen auf den 1.10.1888 fixierte Adresse in der Seefeldstraße 28 in Riesbach bei Zürich es sich handelt, ist unklar; außer diversen Privatpersonen ist unter dieser Adresse verzeichnet die „Industriehalle, Seefeldstr. 26-30“ [vgl. Adressbuch der Stadt Zürich für das Jahr 1889, Teil I, S. 159], die möglicherweise mit dem in der Seefeldstraße 1 logierenden Mühlenmacher Walter Gericke [vgl. ebd., S. 106] in Verbindung stand, der als Mühlenbauingenieur dann 1894 die Gericke AG in Zürich gründete. Wedekind hat auf der unbeschriebenen Rückseite des Blattes mit Bleistift das Datum „1 XI 88“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Stockach
    21. November 1888 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    Stockach
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Lenzburg
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 189
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Walter Gericke an Frank Wedekind, 21.11.1888. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

02.10.2024 11:37