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Kennung: 2225

Leipzig, 14. April 1913 (Montag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Herrmann, Gustav

Inhalt

HOTEL HAUFFE
LEIPZIG
ED. WELLER, KGL. HOFLIEFERANT
FERNSPRECHER No. 19900-19904
FÜR FERN- UND NACHTGESPRÄCHE No. 19909
FLIESSENDES WARMES UND KALTES WASSER
UND FERNSPRECHER IN ALLEN ZIMMERN
ZWEIGGESCHÄFTE:
GRAND HOTEL, MARSEILLE
HOTEL GRANDE BRETAGNE, NIZZA
HOTEL BRUN, BOLOGNA


LEIPZIG, DEN 14. April 190/1/3


Sehr geehrter Herr HerrmannGustav Herrmann war Schriftsteller, Fabrikbesitzer und Inhaber der Rauchwarenhandlung Rödiger & Quarch (zugleich Rauchwarenfärberei und Zurichterei) in Leipzig (Parkstraße 8 und 9; zugleich diese Adresse: Brühl 71) [vgl. Leipziger Adreßbuch 1913, Teil I, S. 732; Teil II, S. 47, 280]. Privat wohnte er Arndtstraße 1 (1. Stock) [vgl. Leipziger Adreßbuch 1913, Teil I, S. 330]; er dürfte Frank und Tilly Wedekind in seine Privatwohnung eingeladen und dafür den 15. oder 16.4.1913 vorgeschlagen haben.!

Empfangen Sie meinen verbindlichsten Dank für Ihre liebenswürdige Einladungnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Gustav Herrmann an Wedekind, 13.4.1913.. Leider kommen wirFrank und Tilly Wedekind. von einer äußerst anstrengenden ReiseWedekind ist am 2.4.1913 von München zu einer Gastspielreise aufgebrochen, die ihn nach Köln (Ankunft: 3.4.1913), Frankfurt am Main (Ankunft: 9.4.1913) und Leipzig führte, wo er am 12.4.1913 eintraf: „Fahrt nach Leipzig Hotel Hauffe. Abendessen im Hotel. Allein im Rathskeller“ [Tb] (Rückreise nach München am 19.4.1913). Der 14.4.1913 war ebenfalls ein anstrengender Tag – vormittags „Probe von Keith“, abends „Keithvorstellung“ [Tb] im Alten Stadttheater in Leipzig (Frank Wedekind spielte die Titelrolle, Tilly Wedekind die Gräfin Werdenfels); er zog sich bis in die Nacht (Beisammensein mit Max Martersteig, Intendant der Städtischen Theater, Kurt Pinthus, Walter Hasenclever und Franz Werfel). und haben auch hier morgenWedekind notierte am 15.4.1913: „Probe Hidalla Mittag Kitzing und Helbig Nachmittag geschlafen Abends Probe Hidalla. Abendessen Kitzing und Helbig Allein Ratskeller“ [Tb]; er hat nach der letzten Probe für die am nächsten Tag im Alten Stadttheater in Leipzig anstehende Premiere von „Hidalla“ im Bierlokal Kitzing & Helbig gegessen und saß dann allein im Ratskeller. Mit Gustav Herrmann und Felix Hausdorff hat er sich demnach am 15.4.1913 nicht getroffen. und übermorgenWedekind notierte am 16.4.1913: „Probe von Hidalla. Kitzing und Helbig zu Mittag Nachmittag geschlafen. Hidallavorstellung [...] R.K mit Martersteig den Dreien Heinrich Hübner Mendelsohn-Bartholdi Prof. Bär und Frauen“ [Tb]; er hat nach der Probe wieder im Bierlokal Kitzing & Helbig gegessen und war nach der Premierenvorstellung von „Hidalla“ im Alten Stadttheater in Leipzig mit dem Intendanten Max Martersteig, den drei jungen Schriftstellern Kurt Pinthus, Walter Hasenclever und Franz Werfel, dem Maler Heinrich Hübner, dem Bankdirektor Ludwig Mendelssohn Bartholdy, dem Juristen Ludwig Beer (Professor an der Universität Leipzig) und deren Frauen, darunter Edith Mendelssohn Bartholdy (geb. Speyer), im Ratskeller. Mit Gustav Herrmann und Felix Hausdorff hat er sich demnach auch am 16.4.1913 nicht getroffen. noch richtig zu thun. Ein großes Vergnügen wäre es mir aber trotzdem an einem dieser Abende mit Ihnen und Herrn Professor HausdorffWedekind hat den Mathematiker Felix Hausdorff, der unter dem Pseudonym Paul Mongré auch Schriftsteller war, als dieser noch als außerordentlicher Professor an der Universität Leipzig lehrte, dem Tagebuch zufolge in Leipzig mehrfach getroffen, am 13.1.1906 („mit Kurt Hetzel, Dr. Hausdorf, Gustav Morgenstern und Tilly im Rathskeller“), am 10.7.1907 („Hausdorf Café Bauer“), am 31.3.1908 („Abends Ratskeller mit Drucker, Hausdorf und Frau und Hetzel“) und am 2.4.1908 („Abends Weinrestaurant Simmer mit Hetzel Hausdorf Morgenstern“). Felix Hausdorff war 1910 an die Universität Bonn berufen worden und zum Sommersemester 1913 an die Universität Greifswald; er war kurz vor Antritt dieser Professur offenbar zu Besuch in Leipzig. zusammenzutreffen. Ich werde so frei sein, mich telephonischDas Hotel Hauffe (Inhaber: Eduard Weller) in Leipzig (Roßstraße 2 und 4) [vgl. Leipziger Adreßbuch 1913, Teil I, S. 365], in dem Wedekind bereits 1906 und 1907 logiert hatte, warb auf seinen Briefbögen (siehe hier den Briefkopf) und anderswo mit seinen Telefonanschlüssen in allen Zimmern. Wedekind konnte die private Telefonnummer von Gustav Herrmann in der Arndtstraße 1 ‒ „Tel. Nr. 13996“ [Leipziger Adreßbuch 1913, Teil I, S. 330] ‒ ebenso nachschlagen wie die berufliche ‒ „Tel. Nr. 2153“ [Leipziger Adreßbuch 1913, Teil I, S. 732] ‒ bei Rödiger & Quarch; möglicherweise war auf der nicht überlieferten Einladung von Gustav Herrmann auch eine Telefonnummer angegeben. bei Ihnen zu melden. Mit der Bitte, mich Ihrer verehrten Frau GemahlinGustav Herrmann war in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Frieda (Frida) Kollendt verheiratet (Heirat am 20.6.1908 in Charlottenburg, Scheidung am 2.2.1918), die zuletzt am Leipziger Schauspielhaus engagiert war [vgl. Neuer Theater-Almanach 1908, S. 448]. Die Presse hatte seinerzeit gemeldet: „Der Leipziger Schriftsteller Gustav Herrmann hat sich mit Fräulein Kollendt vom Leipziger Schauspielhaus verlobt.“ [Kleine Chronik. In: Leipziger Tageblatt, Jg. 102, Nr. 118, 29.4.1908, Morgen-Ausgabe, S. (2)] Sie war bald darauf nicht mehr berufstätig; die Presse meldete zu einem am 3.5.1908 im Schauspielhaus aufgeführten Lustspiel, dass darin „Frl. Kollendt zum letzten Male auftritt.“ [Vereinigte Leipziger Schauspielhäuser. In: Leipziger Tageblatt, Jg. 102, Nr. 122, 3.5.1908, Morgen-Ausgabe, 1. Beilage, S. (1)] empfehlen zu wollen und besten Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 23 x 29 cm. Mit gedrucktem Briefkopf.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Leipzig
    14. April 1913 (Montag)
    Sicher

  • Absendeort

    Leipzig
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Leipzig
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig

Schongauerstraße 1
04328 Leipzig

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
22017 Nachlass Gustav Herrmann
Signatur des Dokuments:
Nr. 107
Standort:
Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (Leipzig)

Danksagung

Wir danken dem Sächsischen Staatsarchiv (Staatsarchiv Leipzig) für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Gustav Herrmann, 14.4.1913. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (27.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

02.09.2024 21:54
Kennung: 2225

Leipzig, 14. April 1913 (Montag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Herrmann, Gustav
 
 

Inhalt

HOTEL HAUFFE
LEIPZIG
ED. WELLER, KGL. HOFLIEFERANT
FERNSPRECHER No. 19900-19904
FÜR FERN- UND NACHTGESPRÄCHE No. 19909
FLIESSENDES WARMES UND KALTES WASSER
UND FERNSPRECHER IN ALLEN ZIMMERN
ZWEIGGESCHÄFTE:
GRAND HOTEL, MARSEILLE
HOTEL GRANDE BRETAGNE, NIZZA
HOTEL BRUN, BOLOGNA


LEIPZIG, DEN 14. April 190/1/3


Sehr geehrter Herr HerrmannGustav Herrmann war Schriftsteller, Fabrikbesitzer und Inhaber der Rauchwarenhandlung Rödiger & Quarch (zugleich Rauchwarenfärberei und Zurichterei) in Leipzig (Parkstraße 8 und 9; zugleich diese Adresse: Brühl 71) [vgl. Leipziger Adreßbuch 1913, Teil I, S. 732; Teil II, S. 47, 280]. Privat wohnte er Arndtstraße 1 (1. Stock) [vgl. Leipziger Adreßbuch 1913, Teil I, S. 330]; er dürfte Frank und Tilly Wedekind in seine Privatwohnung eingeladen und dafür den 15. oder 16.4.1913 vorgeschlagen haben.!

Empfangen Sie meinen verbindlichsten Dank für Ihre liebenswürdige Einladungnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Gustav Herrmann an Wedekind, 13.4.1913.. Leider kommen wirFrank und Tilly Wedekind. von einer äußerst anstrengenden ReiseWedekind ist am 2.4.1913 von München zu einer Gastspielreise aufgebrochen, die ihn nach Köln (Ankunft: 3.4.1913), Frankfurt am Main (Ankunft: 9.4.1913) und Leipzig führte, wo er am 12.4.1913 eintraf: „Fahrt nach Leipzig Hotel Hauffe. Abendessen im Hotel. Allein im Rathskeller“ [Tb] (Rückreise nach München am 19.4.1913). Der 14.4.1913 war ebenfalls ein anstrengender Tag – vormittags „Probe von Keith“, abends „Keithvorstellung“ [Tb] im Alten Stadttheater in Leipzig (Frank Wedekind spielte die Titelrolle, Tilly Wedekind die Gräfin Werdenfels); er zog sich bis in die Nacht (Beisammensein mit Max Martersteig, Intendant der Städtischen Theater, Kurt Pinthus, Walter Hasenclever und Franz Werfel). und haben auch hier morgenWedekind notierte am 15.4.1913: „Probe Hidalla Mittag Kitzing und Helbig Nachmittag geschlafen Abends Probe Hidalla. Abendessen Kitzing und Helbig Allein Ratskeller“ [Tb]; er hat nach der letzten Probe für die am nächsten Tag im Alten Stadttheater in Leipzig anstehende Premiere von „Hidalla“ im Bierlokal Kitzing & Helbig gegessen und saß dann allein im Ratskeller. Mit Gustav Herrmann und Felix Hausdorff hat er sich demnach am 15.4.1913 nicht getroffen. und übermorgenWedekind notierte am 16.4.1913: „Probe von Hidalla. Kitzing und Helbig zu Mittag Nachmittag geschlafen. Hidallavorstellung [...] R.K mit Martersteig den Dreien Heinrich Hübner Mendelsohn-Bartholdi Prof. Bär und Frauen“ [Tb]; er hat nach der Probe wieder im Bierlokal Kitzing & Helbig gegessen und war nach der Premierenvorstellung von „Hidalla“ im Alten Stadttheater in Leipzig mit dem Intendanten Max Martersteig, den drei jungen Schriftstellern Kurt Pinthus, Walter Hasenclever und Franz Werfel, dem Maler Heinrich Hübner, dem Bankdirektor Ludwig Mendelssohn Bartholdy, dem Juristen Ludwig Beer (Professor an der Universität Leipzig) und deren Frauen, darunter Edith Mendelssohn Bartholdy (geb. Speyer), im Ratskeller. Mit Gustav Herrmann und Felix Hausdorff hat er sich demnach auch am 16.4.1913 nicht getroffen. noch richtig zu thun. Ein großes Vergnügen wäre es mir aber trotzdem an einem dieser Abende mit Ihnen und Herrn Professor HausdorffWedekind hat den Mathematiker Felix Hausdorff, der unter dem Pseudonym Paul Mongré auch Schriftsteller war, als dieser noch als außerordentlicher Professor an der Universität Leipzig lehrte, dem Tagebuch zufolge in Leipzig mehrfach getroffen, am 13.1.1906 („mit Kurt Hetzel, Dr. Hausdorf, Gustav Morgenstern und Tilly im Rathskeller“), am 10.7.1907 („Hausdorf Café Bauer“), am 31.3.1908 („Abends Ratskeller mit Drucker, Hausdorf und Frau und Hetzel“) und am 2.4.1908 („Abends Weinrestaurant Simmer mit Hetzel Hausdorf Morgenstern“). Felix Hausdorff war 1910 an die Universität Bonn berufen worden und zum Sommersemester 1913 an die Universität Greifswald; er war kurz vor Antritt dieser Professur offenbar zu Besuch in Leipzig. zusammenzutreffen. Ich werde so frei sein, mich telephonischDas Hotel Hauffe (Inhaber: Eduard Weller) in Leipzig (Roßstraße 2 und 4) [vgl. Leipziger Adreßbuch 1913, Teil I, S. 365], in dem Wedekind bereits 1906 und 1907 logiert hatte, warb auf seinen Briefbögen (siehe hier den Briefkopf) und anderswo mit seinen Telefonanschlüssen in allen Zimmern. Wedekind konnte die private Telefonnummer von Gustav Herrmann in der Arndtstraße 1 ‒ „Tel. Nr. 13996“ [Leipziger Adreßbuch 1913, Teil I, S. 330] ‒ ebenso nachschlagen wie die berufliche ‒ „Tel. Nr. 2153“ [Leipziger Adreßbuch 1913, Teil I, S. 732] ‒ bei Rödiger & Quarch; möglicherweise war auf der nicht überlieferten Einladung von Gustav Herrmann auch eine Telefonnummer angegeben. bei Ihnen zu melden. Mit der Bitte, mich Ihrer verehrten Frau GemahlinGustav Herrmann war in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Frieda (Frida) Kollendt verheiratet (Heirat am 20.6.1908 in Charlottenburg, Scheidung am 2.2.1918), die zuletzt am Leipziger Schauspielhaus engagiert war [vgl. Neuer Theater-Almanach 1908, S. 448]. Die Presse hatte seinerzeit gemeldet: „Der Leipziger Schriftsteller Gustav Herrmann hat sich mit Fräulein Kollendt vom Leipziger Schauspielhaus verlobt.“ [Kleine Chronik. In: Leipziger Tageblatt, Jg. 102, Nr. 118, 29.4.1908, Morgen-Ausgabe, S. (2)] Sie war bald darauf nicht mehr berufstätig; die Presse meldete zu einem am 3.5.1908 im Schauspielhaus aufgeführten Lustspiel, dass darin „Frl. Kollendt zum letzten Male auftritt.“ [Vereinigte Leipziger Schauspielhäuser. In: Leipziger Tageblatt, Jg. 102, Nr. 122, 3.5.1908, Morgen-Ausgabe, 1. Beilage, S. (1)] empfehlen zu wollen und besten Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 23 x 29 cm. Mit gedrucktem Briefkopf.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Leipzig
    14. April 1913 (Montag)
    Sicher

  • Absendeort

    Leipzig
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Leipzig
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig

Schongauerstraße 1
04328 Leipzig

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
22017 Nachlass Gustav Herrmann
Signatur des Dokuments:
Nr. 107
Standort:
Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (Leipzig)

Danksagung

Wir danken dem Sächsischen Staatsarchiv (Staatsarchiv Leipzig) für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Gustav Herrmann, 14.4.1913. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (27.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

02.09.2024 21:54