Vergleichsansicht

Bitte wählen Sie je ein Dokument für die linke und rechte Seite über die Eingabefelder aus.

Kennung: 2199

Aarau, 2. September 1881 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Schibler, Oskar

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

L/A/arau 2 Au/Se/pt. 81.


Lieber Franklin!

Wie geht es dir, hoffentlich besserFrank Wedekind befand sich „wenn auch noch sehr schwach doch im Zustand allmählicher Besserung“ [Armin Wedekind an Oskar Schibler, 1.9.1881]. Er lag mit einer Rippenfellentzündung im Bett, worüber Armin Wedekind den gemeinsamen Freund Mitte August informierte. Oskar Schibler antwortete: „Du wirst begreifen, dass mich deine in aller Kürze abgefasste Karte sehr erschreckt hat. Ich bitte dich desshalb mir so bald als möglich eine genauere u bestimmte Beschreibung von Franklins Zustand zukommen zu lassen. Denn ich könnte nicht ruhig sein wenn ich meinen Franklin in wirklich ernster Gefahr schwebend wüsste.“ [Oskar Schibler an Armin Wedekind, 19.8.1881 (Mü. Nachlass Frank Wedekind. FW B 156)], hast nun lange genug in den oft so langweiligen Bette zubringen müssen! Ich bin auh/c/h nicht ganz wohl gewesen & sonst nicht immer zufrieden, denn das Solothurn spuktder Wechsel von der Kantonsschule Aarau an die Kantonsschule Solothurn, die auch Wedekind ab Herbst 1881 besuchen wollte [vgl. auch Wedekinds Korrespondenz mit Adolf Vögtlin]. mir immer noch im Schädel herum. Das quartal ist nun mit ganz gehörigen Ansprüchen schon wider ziemlich weit vorgerücktDas zweite Quartal des Schuljahrs 1881/82 hatte an den Aarauer Schulen am Dienstag, 16.8.1881, begonnen [vgl. Aargauer Nachrichten, Jg. 27, Nr. 190, 13.8.1881, S. (4)].; schon winken wider von Ferne die Feriennach dem Punkt nachträglich eingefügte Absatzmarkierung. – Die Herbstferien begannen am 1.10.1881..

Weisst du schon dass in Aarau sich ein MusentempelDas neu erbaute Sommertheater im Aarauer Ortsteil Schachen wurde am 11.8.1881, abends um 8 Uhr, mit dem Schauspiel „Der Goldbauer“ von Charlotte Birch-Pfeiffer eröffnet. In großformatigen Anzeigen wurde das Haus beworben und ein rundum angenehmer Aufenthalt versprochen: „das Theater und die Lokalitäten sind von Herrn Tapezierer Plüß auf das Vortheilhafteste decorirt. Die Bühnen-Einrichtung von Herrn Strafehl, Decorations-Maler vom Zürcher Actientheater dirigirt, kurz, es ist alles geschehen um dem geehrten Publikum einen Kunstgenuß zu bieten, wie es in Aarau noch nicht dagewesen. Die Gesellschaft des neuen Kurhaustheaters in Baden unter Direction des Herrn v. Ebeling (fast alle Mitglieder des Zürcher Actientheaters) wird hier 2 bis 3 Mal gastiren [vgl. Aargauer Nachrichten, Jg. 27, Nr. 187, 10.8.1881, S. (4)]. in der Militärcantine von EgloffDer Postangestellte und Wirt Franz Egloff-Meier (von Wettingen) betrieb im Schachen zunächst im Haus Nr. 728, ab 1881 auch in der ehemaligen Scheune (Nr. 727) die Militärkantine. Des Weiteren besaß er im Haus Nr. 731 eine Speisewirtschaft [Verzeichnis der Einwohner Aarau 1880, S. 34; 1881, S. 36 u. 55; Adressbuch Aarau 1888, S. 48 und 1892, S. 52]. in Schachenein Ortstteil von Aarau. aufgethan hat. Die Leute spielen wirklich vortrefflich. Ich gehe öfters hin. Ich sah bereitsVon den drei Schauspielen, die alle von Charlotte Birch-Pfeiffer stammen, wurde „Die Waise von Lowood“ (Dienstag, 30.8.1881 um 8.15 abends) in der Presse angezeigt. Direktor R. von Ebeling erklärte das mit der außerordentlichen Qualität der Darbietung: „Erlaube mir ganz besonders auf diese Vorstellung hinzuweisen, da dieselbe, wie ich wohl dreist behaupten darf, mit zu der Besten unseres Ensembles gehört“ [Aargauer Nachrichten, Jg. 27, Nr. 204, 30.8.1881, S. (4)].: Stadt u Land, die Grille, Die Waise v. Lowood & gesternAls „Grosse Extra-Vorstellung“ beworben wurde Ludwig Ganghofers Schauspiel „Der Herrgottschnitzer von Oberammergau“, für das „Herr Eichholz vom Actientheater in Zürich“ mit dem gesamten Ensemble aus Baden kam [Aargauer Nachrichten, Jg. 27, Nr. 205, 31.8.1881, S. (4)]. Das im Juni 1880 neu erschienene und seitdem viel gespielte Schauspiel war in Aarau sehnsüchtig erwartet worden: „Während des letzten Jahres hörten und lasen wir überall das Lob dieses Stückes, das über alle deutsche Bühnen seinen Triumphzug hielt. In Zürich wurde es an beiden Theatern oft gegeben und alle Blätter waren voll des Lobes über das Stück, dessen Darstellung im Actientheater besonders geradezu als brilliant bezeichnet wurde“ [ebd., Nr. 206, 1.9.1881, S. (2)]. der Herrgottskrämer. Die I Liebhaberin eine Fräul. Schneider spielt famos & ist nebenbei ein brillanteSchreibversehen, statt: brillantes. Kind. | Sie hat ihre Sprache & ihre Geberden vollständig in der Gewalt. In der Waise von Lowood hat sie so recht allseitig ihr Talent entfalten können. Ein junges armes gekränktes Ki/M/ädchen. Die gebildete demüthige & doch stolze Gouvernante die auf einen Lord ein zum heiraten verlockenden Eindruck machtPunkt und Absatzmarkierung nachträglich eingefügt..

Es ist morgen ich schreibe dir diesen Brief & sollte Chemie lernen, erschickteSchreibversehen, statt: erstickte. aber fast daran & erleichtere mir, indem ich ein wenig mit dir plaudere meine geegten(schweiz.) bedrohlichen, bevorstehenden. Verhältnisse. Diese Chemie ist ekelhaft! Zschokke E. ist davon dispensirt. Ich weiss nicht aus welchem Grunde. Nächsten Samstagder 3.9.1881. sind die VorstandswahlenWahlen im Kantonsschülerturnverein (KTV Aarau), dem Oskar Schibler angehörte. Der Vorstand der Schülerverbindung bestand aus den 8 Funktionsstellen: Präsidium (X), Quästor (XX) und Aktuar (XXX), Suppleant (Stellvertreter), Vorturner, Freimütiger, Cantusmagister und Fuxmajor [KTV Aarau. Archiv. Protokollbuch 1879/85, S. 94]. nimmt mich Wunder wer Contrepräsidiumder zweite Vorsitzende des Vereins. – Bei einer Kneipe war das Contrepräsidium an der im Hufeisen angeordneten Kneiptafel, an deren Kopf das Präsidium saß, verantwortlich für den Tisch der Burschen, den Vollmitgliedern des Schülervereins, die durch Trinkfestigkeit, kleinere Wortbeiträge, Wortgefechte und Gesang (eigene und Studentenlieder) mit dem gegenüberstehenden Fuxentisch konkurrierten. wird, wahrscheinlich der KnopfBiername von Sebastian Urich, der im vierten Wahlgang mit 6 von 12 Stimmen zum Quaestor (Kassierer) gewählt wurde [KTV Aarau. Archiv. Protokollbuch 1879/85, S. 94].. VielleichtsSchreibversehen, statt: Vielleicht. werde ich mit der Würde eines FuxmajosSchreibversehen, statt: Fuxmajors. Oskar Schibler wurde von den Burschen zum Fuxmajor gewählt und darüber hinaus zum Freimütigen im ersten Wahlgang mit 7 Stimmen [vgl. Protokollbuch 1879/85, S. 94]. – Der Fuxmajor hatte die Aufgabe, die als Füxe bezeichneten neuen Mitglieder der Schüler- oder Studentenverbindung in einer wöchentlich abzuhaltenden Fuxenstunde in den Regularien der Verbindung und speziell der Kneipe zu unterrichten. Bei der Kneipe war er verantwortlich für den Fuxentisch, stand dem Contrepräsidium des Burschentisches gegenüber, sorgte für Ruhe unter den Füxen und den ebenfalls am Fuxentisch sitzenden Gästen, regelte deren Wortbeiträge, verteidigte und unterstützte sie im Wortgefecht mit den Burschen. betraut wenn die Sch. nicht hindert. | Letzthin raffle(schweiz.) raffe. ich mich wider einmal auf & liess mich begeistern; hier das Resultat.


Im Becher da ruht das Glück der Erde
In ihm ist Seligkeit allein
Drum sprach der Schöpfer auch „er werde“
Du sollst des Menschen Tröster sein.


–––


Sei du ihm Freund in trüben Tagen.
Wenn Noth ihn drückt & Qual & Pein,
Dann wohl verstummen seine Klagen
Dann stimmt er mit Begeistrung ein.


–––


An unsre Kneipe.


Die treuste Freundin ist gefunden
Hier hat sie alle uns vereint,
In ihr nur werden wir gesunden
Ich glaub, dass sie es treulich meint!


–––


Drum halten wir sie lieb & theuer.
Schaut ihr recht tief ins Aug hienein
Durch unsre Adern fliesst dann Feuer
es tobt in uns wie junger Wein.


–––|


Dann lasst uns helle Lieder singen
Von Lieb & Freude Freundschaft Treu
Lasst hell dann unsre Gäser klingen
Der Wahn ist kurz, lang ist die Reu.


Bereits hat die Glocke 8/7/ Uhr geschlagen

Leb wohl mein lieber Franklin.
Werde gesund & erfreu bald d.
O.


Gruss an die werthen Eltern & Armin.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Kariertes Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 10,5 x 17,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Oskar Schibler schrieb Schweizerdeutsch mit häufig verschliffenen Endsilben, die hier aufgelöst sind.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Aarau
    2. September 1881 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    Aarau
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Lenzburg
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 156
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Oskar Schibler an Frank Wedekind, 2.9.1881. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

19.11.2024 11:58
Kennung: 2199

Aarau, 2. September 1881 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Schibler, Oskar

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

L/A/arau 2 Au/Se/pt. 81.


Lieber Franklin!

Wie geht es dir, hoffentlich besserFrank Wedekind befand sich „wenn auch noch sehr schwach doch im Zustand allmählicher Besserung“ [Armin Wedekind an Oskar Schibler, 1.9.1881]. Er lag mit einer Rippenfellentzündung im Bett, worüber Armin Wedekind den gemeinsamen Freund Mitte August informierte. Oskar Schibler antwortete: „Du wirst begreifen, dass mich deine in aller Kürze abgefasste Karte sehr erschreckt hat. Ich bitte dich desshalb mir so bald als möglich eine genauere u bestimmte Beschreibung von Franklins Zustand zukommen zu lassen. Denn ich könnte nicht ruhig sein wenn ich meinen Franklin in wirklich ernster Gefahr schwebend wüsste.“ [Oskar Schibler an Armin Wedekind, 19.8.1881 (Mü. Nachlass Frank Wedekind. FW B 156)], hast nun lange genug in den oft so langweiligen Bette zubringen müssen! Ich bin auh/c/h nicht ganz wohl gewesen & sonst nicht immer zufrieden, denn das Solothurn spuktder Wechsel von der Kantonsschule Aarau an die Kantonsschule Solothurn, die auch Wedekind ab Herbst 1881 besuchen wollte [vgl. auch Wedekinds Korrespondenz mit Adolf Vögtlin]. mir immer noch im Schädel herum. Das quartal ist nun mit ganz gehörigen Ansprüchen schon wider ziemlich weit vorgerücktDas zweite Quartal des Schuljahrs 1881/82 hatte an den Aarauer Schulen am Dienstag, 16.8.1881, begonnen [vgl. Aargauer Nachrichten, Jg. 27, Nr. 190, 13.8.1881, S. (4)].; schon winken wider von Ferne die Feriennach dem Punkt nachträglich eingefügte Absatzmarkierung. – Die Herbstferien begannen am 1.10.1881..

Weisst du schon dass in Aarau sich ein MusentempelDas neu erbaute Sommertheater im Aarauer Ortsteil Schachen wurde am 11.8.1881, abends um 8 Uhr, mit dem Schauspiel „Der Goldbauer“ von Charlotte Birch-Pfeiffer eröffnet. In großformatigen Anzeigen wurde das Haus beworben und ein rundum angenehmer Aufenthalt versprochen: „das Theater und die Lokalitäten sind von Herrn Tapezierer Plüß auf das Vortheilhafteste decorirt. Die Bühnen-Einrichtung von Herrn Strafehl, Decorations-Maler vom Zürcher Actientheater dirigirt, kurz, es ist alles geschehen um dem geehrten Publikum einen Kunstgenuß zu bieten, wie es in Aarau noch nicht dagewesen. Die Gesellschaft des neuen Kurhaustheaters in Baden unter Direction des Herrn v. Ebeling (fast alle Mitglieder des Zürcher Actientheaters) wird hier 2 bis 3 Mal gastiren [vgl. Aargauer Nachrichten, Jg. 27, Nr. 187, 10.8.1881, S. (4)]. in der Militärcantine von EgloffDer Postangestellte und Wirt Franz Egloff-Meier (von Wettingen) betrieb im Schachen zunächst im Haus Nr. 728, ab 1881 auch in der ehemaligen Scheune (Nr. 727) die Militärkantine. Des Weiteren besaß er im Haus Nr. 731 eine Speisewirtschaft [Verzeichnis der Einwohner Aarau 1880, S. 34; 1881, S. 36 u. 55; Adressbuch Aarau 1888, S. 48 und 1892, S. 52]. in Schachenein Ortstteil von Aarau. aufgethan hat. Die Leute spielen wirklich vortrefflich. Ich gehe öfters hin. Ich sah bereitsVon den drei Schauspielen, die alle von Charlotte Birch-Pfeiffer stammen, wurde „Die Waise von Lowood“ (Dienstag, 30.8.1881 um 8.15 abends) in der Presse angezeigt. Direktor R. von Ebeling erklärte das mit der außerordentlichen Qualität der Darbietung: „Erlaube mir ganz besonders auf diese Vorstellung hinzuweisen, da dieselbe, wie ich wohl dreist behaupten darf, mit zu der Besten unseres Ensembles gehört“ [Aargauer Nachrichten, Jg. 27, Nr. 204, 30.8.1881, S. (4)].: Stadt u Land, die Grille, Die Waise v. Lowood & gesternAls „Grosse Extra-Vorstellung“ beworben wurde Ludwig Ganghofers Schauspiel „Der Herrgottschnitzer von Oberammergau“, für das „Herr Eichholz vom Actientheater in Zürich“ mit dem gesamten Ensemble aus Baden kam [Aargauer Nachrichten, Jg. 27, Nr. 205, 31.8.1881, S. (4)]. Das im Juni 1880 neu erschienene und seitdem viel gespielte Schauspiel war in Aarau sehnsüchtig erwartet worden: „Während des letzten Jahres hörten und lasen wir überall das Lob dieses Stückes, das über alle deutsche Bühnen seinen Triumphzug hielt. In Zürich wurde es an beiden Theatern oft gegeben und alle Blätter waren voll des Lobes über das Stück, dessen Darstellung im Actientheater besonders geradezu als brilliant bezeichnet wurde“ [ebd., Nr. 206, 1.9.1881, S. (2)]. der Herrgottskrämer. Die I Liebhaberin eine Fräul. Schneider spielt famos & ist nebenbei ein brillanteSchreibversehen, statt: brillantes. Kind. | Sie hat ihre Sprache & ihre Geberden vollständig in der Gewalt. In der Waise von Lowood hat sie so recht allseitig ihr Talent entfalten können. Ein junges armes gekränktes Ki/M/ädchen. Die gebildete demüthige & doch stolze Gouvernante die auf einen Lord ein zum heiraten verlockenden Eindruck machtPunkt und Absatzmarkierung nachträglich eingefügt..

Es ist morgen ich schreibe dir diesen Brief & sollte Chemie lernen, erschickteSchreibversehen, statt: erstickte. aber fast daran & erleichtere mir, indem ich ein wenig mit dir plaudere meine geegten(schweiz.) bedrohlichen, bevorstehenden. Verhältnisse. Diese Chemie ist ekelhaft! Zschokke E. ist davon dispensirt. Ich weiss nicht aus welchem Grunde. Nächsten Samstagder 3.9.1881. sind die VorstandswahlenWahlen im Kantonsschülerturnverein (KTV Aarau), dem Oskar Schibler angehörte. Der Vorstand der Schülerverbindung bestand aus den 8 Funktionsstellen: Präsidium (X), Quästor (XX) und Aktuar (XXX), Suppleant (Stellvertreter), Vorturner, Freimütiger, Cantusmagister und Fuxmajor [KTV Aarau. Archiv. Protokollbuch 1879/85, S. 94]. nimmt mich Wunder wer Contrepräsidiumder zweite Vorsitzende des Vereins. – Bei einer Kneipe war das Contrepräsidium an der im Hufeisen angeordneten Kneiptafel, an deren Kopf das Präsidium saß, verantwortlich für den Tisch der Burschen, den Vollmitgliedern des Schülervereins, die durch Trinkfestigkeit, kleinere Wortbeiträge, Wortgefechte und Gesang (eigene und Studentenlieder) mit dem gegenüberstehenden Fuxentisch konkurrierten. wird, wahrscheinlich der KnopfBiername von Sebastian Urich, der im vierten Wahlgang mit 6 von 12 Stimmen zum Quaestor (Kassierer) gewählt wurde [KTV Aarau. Archiv. Protokollbuch 1879/85, S. 94].. VielleichtsSchreibversehen, statt: Vielleicht. werde ich mit der Würde eines FuxmajosSchreibversehen, statt: Fuxmajors. Oskar Schibler wurde von den Burschen zum Fuxmajor gewählt und darüber hinaus zum Freimütigen im ersten Wahlgang mit 7 Stimmen [vgl. Protokollbuch 1879/85, S. 94]. – Der Fuxmajor hatte die Aufgabe, die als Füxe bezeichneten neuen Mitglieder der Schüler- oder Studentenverbindung in einer wöchentlich abzuhaltenden Fuxenstunde in den Regularien der Verbindung und speziell der Kneipe zu unterrichten. Bei der Kneipe war er verantwortlich für den Fuxentisch, stand dem Contrepräsidium des Burschentisches gegenüber, sorgte für Ruhe unter den Füxen und den ebenfalls am Fuxentisch sitzenden Gästen, regelte deren Wortbeiträge, verteidigte und unterstützte sie im Wortgefecht mit den Burschen. betraut wenn die Sch. nicht hindert. | Letzthin raffle(schweiz.) raffe. ich mich wider einmal auf & liess mich begeistern; hier das Resultat.


Im Becher da ruht das Glück der Erde
In ihm ist Seligkeit allein
Drum sprach der Schöpfer auch „er werde“
Du sollst des Menschen Tröster sein.


–––


Sei du ihm Freund in trüben Tagen.
Wenn Noth ihn drückt & Qual & Pein,
Dann wohl verstummen seine Klagen
Dann stimmt er mit Begeistrung ein.


–––


An unsre Kneipe.


Die treuste Freundin ist gefunden
Hier hat sie alle uns vereint,
In ihr nur werden wir gesunden
Ich glaub, dass sie es treulich meint!


–––


Drum halten wir sie lieb & theuer.
Schaut ihr recht tief ins Aug hienein
Durch unsre Adern fliesst dann Feuer
es tobt in uns wie junger Wein.


–––|


Dann lasst uns helle Lieder singen
Von Lieb & Freude Freundschaft Treu
Lasst hell dann unsre Gäser klingen
Der Wahn ist kurz, lang ist die Reu.


Bereits hat die Glocke 8/7/ Uhr geschlagen

Leb wohl mein lieber Franklin.
Werde gesund & erfreu bald d.
O.


Gruss an die werthen Eltern & Armin.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Kariertes Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 10,5 x 17,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Oskar Schibler schrieb Schweizerdeutsch mit häufig verschliffenen Endsilben, die hier aufgelöst sind.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Aarau
    2. September 1881 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    Aarau
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Lenzburg
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 156
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Oskar Schibler an Frank Wedekind, 2.9.1881. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

19.11.2024 11:58