Vergleichsansicht

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Kennung: 2184

Aarau, 14. April 1881 (Donnerstag), Brief

Autor*in

  • Vögtlin, Adolf

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Den Früh- und Sprühgeistern.


So ist es ja: Die Regeln des Pedanten
Vermögen nie frühreifen Geist zu zwingen;
Das junge Feuer will mit Riesen ringen
Und flammt empor über die ausgeplanten
Und enggezognen Schranken der Galanten.
Erstickt, erdrückt – muß es zurück sich schlingen,
Im Widerstreite kann kein Werk gelingen
Und Unmuth nagt im Busen des Verbannten.
Und aber ist es so: Nach der Vollendung
Verklärtem Stern trägt dich kein Drachenflug,
Und nur sein Ich genießen ist – Verblendung. –
So gib dann du, wenn dich Gesetze trügen
Dir selbst die Pflicht: Sei Andern erst genug,
So wirst du deinem eignen Selbst genügen! |


Nimm diese Worte, lieber Franklin, hin als ein Pfand der Erinnerung an deinen „Altenvon Wedekind verwendeter Aliasname Adolf Vögtlins, den dieser möglicherweise auch bei den wöchentlichen Kneipen benutzte.“. Sie mögen dich begleiten bei jeder That, groß oder klein; folge ihnen – und du wirst glücklich sein, ohne nur egoistischem Glücke zu leben.

Dein Weg ist nun nicht der meineDie Lebenswege der Schulfreunde trennten sich. Während der 3 Jahre ältere Adolf Vögtlin nach erfolgreicher Maturaprüfung – Zeugnisübergabe am 14.4.1881 – die Kantonsschule Aarau verließ, um ein Hochschulstudium an der Universität Genf aufzunehmen, erhielt Wedekind, der die Versetzung in die III. Klasse des Gymnasiums nicht geschafft hatte, in den nächsten Monaten Privatunterricht auf Schloss Lenzburg, ehe er im Herbst erneut in die II. Klasse des Gymnasiums der Kantonsschule Aarau eintrat.; aber glaube mir, ich werde dir immer u überall, wo wir uns immer treffen mögen, dieselbe Gesinnung entgegentragen, der ich hier Ausdruck zu geben versuchte.

Lebe wohl auf Wiedersehn!
Dein
Kasp. Adolph Voegtlin.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 12,5 x 20 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 14.4.1881 ist als Ankerdatum für den Abschiedsbrief gesetzt, den Adolf Vögtlin, frühestens am Tag der Zeugnisübergabe (14.4.1881) schrieb, jedenfalls noch vor dem baldigen Studienbeginn in Genf. Die persönliche Übergabe in Aarau ist durch Wedekinds Brief an Adolf Vögtlin vom 24.6.1881 aus Lenzburg belegt. Es darf angenommen werden, dass Schreib- und Übergabeort übereinstimmen.

  • Schreibort

    Aarau
    14. April 1881 (Donnerstag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    Aarau
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Aarau
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 175
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Adolf Vögtlin an Frank Wedekind, 14.4.1881. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

11.02.2022 20:30
Kennung: 2184

Aarau, 14. April 1881 (Donnerstag), Brief

Autor*in

  • Vögtlin, Adolf

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Den Früh- und Sprühgeistern.


So ist es ja: Die Regeln des Pedanten
Vermögen nie frühreifen Geist zu zwingen;
Das junge Feuer will mit Riesen ringen
Und flammt empor über die ausgeplanten
Und enggezognen Schranken der Galanten.
Erstickt, erdrückt – muß es zurück sich schlingen,
Im Widerstreite kann kein Werk gelingen
Und Unmuth nagt im Busen des Verbannten.
Und aber ist es so: Nach der Vollendung
Verklärtem Stern trägt dich kein Drachenflug,
Und nur sein Ich genießen ist – Verblendung. –
So gib dann du, wenn dich Gesetze trügen
Dir selbst die Pflicht: Sei Andern erst genug,
So wirst du deinem eignen Selbst genügen! |


Nimm diese Worte, lieber Franklin, hin als ein Pfand der Erinnerung an deinen „Altenvon Wedekind verwendeter Aliasname Adolf Vögtlins, den dieser möglicherweise auch bei den wöchentlichen Kneipen benutzte.“. Sie mögen dich begleiten bei jeder That, groß oder klein; folge ihnen – und du wirst glücklich sein, ohne nur egoistischem Glücke zu leben.

Dein Weg ist nun nicht der meineDie Lebenswege der Schulfreunde trennten sich. Während der 3 Jahre ältere Adolf Vögtlin nach erfolgreicher Maturaprüfung – Zeugnisübergabe am 14.4.1881 – die Kantonsschule Aarau verließ, um ein Hochschulstudium an der Universität Genf aufzunehmen, erhielt Wedekind, der die Versetzung in die III. Klasse des Gymnasiums nicht geschafft hatte, in den nächsten Monaten Privatunterricht auf Schloss Lenzburg, ehe er im Herbst erneut in die II. Klasse des Gymnasiums der Kantonsschule Aarau eintrat.; aber glaube mir, ich werde dir immer u überall, wo wir uns immer treffen mögen, dieselbe Gesinnung entgegentragen, der ich hier Ausdruck zu geben versuchte.

Lebe wohl auf Wiedersehn!
Dein
Kasp. Adolph Voegtlin.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 12,5 x 20 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 14.4.1881 ist als Ankerdatum für den Abschiedsbrief gesetzt, den Adolf Vögtlin, frühestens am Tag der Zeugnisübergabe (14.4.1881) schrieb, jedenfalls noch vor dem baldigen Studienbeginn in Genf. Die persönliche Übergabe in Aarau ist durch Wedekinds Brief an Adolf Vögtlin vom 24.6.1881 aus Lenzburg belegt. Es darf angenommen werden, dass Schreib- und Übergabeort übereinstimmen.

  • Schreibort

    Aarau
    14. April 1881 (Donnerstag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    Aarau
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Aarau
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 175
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Adolf Vögtlin an Frank Wedekind, 14.4.1881. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

11.02.2022 20:30