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Kennung: 208

Berlin, 9. März 1908 (Montag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Jessner, Leopold

Inhalt

Sehr verehrter Herr JeßnerLeopold Jessner in Hamburg (Rentzelstraße 2) war Regisseur am Hamburger Thalia-Theater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1908, S. 400].,

ich lese eben in der Zeitung daß Sie von Ihrer TournéeDie lange geplante „Erdgeist“-Tournee des Hamburger Regisseurs – Wedekind notierte am 22.11.1906: „Leopold Jeßner bespricht mit mir seine Erdgeisttournee“ [Tb] – war realisiert worden, mit einem frei zusammengestelltem Ensemble von „zumeist Mitgliedern des Thaliatheaters durch 11 Städte“ [Seehaus 1973, S. 133] (oder mehr), darunter Görlitz (8.2.1908), Stettin (10.2.1908), Magdeburg (11.2.1908), Kassel (17.2.1908), Gießen (22.2.1908), Jena (20.2.1908), Köln (24.2.1908), Lübeck (26.2.1908), Kiel (28.8.1908). Die Presse berichtete etwa: „Ein ,Erdgeist‘-Ensemble hat sich unter der Oberleitung des Regisseurs vom Hamburger Thalia-Theater, Herrn Leopold Jessner, auf den Weg gemacht, um für Frank Wedekinds Ideen in weiteren Kreisen Bahn zu brechen. Es [...] wird diese in Hof, Erfurt, Kassel usw. fortsetzen. Emanuel Stockhausen und Emmy Schroth sind als Dr. Schön und Lulu seine starken Stützen für die ‚Erdgeist‘- Aufführungen.“ [Hamburger Fremdenblatt, Jg. 80, Nr. 37, 13.2.1908, 2. Beilage, S. 9] „Die unter Jeßners Leitung stehende ‚Erdgeist‘-Tournee, die in den nächsten drei Wochen das Wedekindsche Werk in mehreren großen Städten als Novität bringt, hat bereits in Stettin und Magdeburg mit überaus glänzendem Erfolg eingesetzt. Jeßner als Regisseur, Stockhausen als Dr. Schön, Emmy Schroth als Lulu wurden vielfach ausgezeichnet.“ [Hamburgischer Correspondent, Jg. 178, Nr. 81, 14.2.1908, Morgen-Ausgabe, 1. Beilage, S. (1)] „Das ‚Erdgeist‘-Ensemble, das unter Leopold Jessners Leitung überall starke Erfolge erzielt und auch für Emmy Schroth (Lulu) und Stockhausen (Dr. Schön) stürmische Anerkennung bei Publikum und Presse bringt, spielt in der kommenden Woche in Köln a. Rh., in Lübeck (26. Februar) und beschließt am 28. und 29. Februar in Kiel die interessante Tournee.“ [Hamburgischer Correspondent, Jg. 178, Nr. 95, 21.2.1908, Abend-Ausgabe, Beilage, S. 3] „Das unter der Leitung des Oberregisseurs Leopold Jessner vom Hamburger Thalia-Theater stehende ‚Erdgeist-Ensemble‘ ist nach einer an künstlerischen Ehren reichen vierwöchentlichen Gastspielreise wieder nach Berlin zurückgekehrt. Die Presse von Köln a. Rh., Magdeburg, Kiel usw. waren voll überschwänglichen Lobes für das treffliche Zusammenspiel.“ [Saale-Zeitung, Jg. 42, Nr. 115, 8.3.1908, Beiblatt, S. (1)], wie ich weiß mit vielen Ehren bedeckt zurückgekommen sind. Mein Stück hat ja nicht überall Glück gehabt. Überall wurde aber Ihre vorzügliche Aufführung rückhaltlos anerkannt. Dafür sage | ich Ihnen meinen herzlichen Dank und wünsche Ihnen nur, daß Ihnen kein geschäftlicher Mißerfolg die Freude an Ihren künstlerischen Erfolgen verbittern möge.

Darf ich Sie nun aber auch bitten, Fräulein SchrothEmmy Schroth, freie „Schauspielerin im Fache der I. Naiven in Berlin, New-York und Hamburg. Seit 1903 Gattin des Großkaufmanns Emil Ronsheim, Hamburg, Mundsburgerdamm 26.“ [Neuer Theater-Almanach 1908, S. 207] Sie spielte bei der „Erdgeist“-Tournee (siehe oben) die Rolle der Lulu. und Herrn StockhausenEmanuel Stockhausen war freier Schauspieler mit Domizil in Hamburg [vgl. Neuer Theater-Almanach 1908, S. 766]. Er spielte bei der „Erdgeist“-Tournee (siehe oben) die Rolle des Dr. Schön. für ihre künstlerischen Schöpfungen, die überall so großen Beifall | fanden, meinen aufrichtigen und herzlichen Dank auszusprechen.

Mit außerordentlicher Freude las ich, wie sehr Sie in JenaLeopold Jessner gastierte mit seinem „Erdgeist“-Ensemble im Zuge seiner Tournee (siehe oben) am 20.2.1908 einmalig in Jena, wie angezeigt war: „Stadttheater Jena. Direktion: Wilhelm Berstl. Donnerstag, den 20. Februar. [...] Erhöhte Preise. [...] Einmal. Gastsp. des ‚Erdgeist‘-Ensemble unter der künstlerischen Leitung von Leopold Jessner, Regisseur am Thalia-Theater in Hamburg. Prolog gespr. v. Emanuel Stockhausen. Darauf: Erdgeist. Tragödie in 4 Akten von Frank Wedekind.“ [Jenaische Zeitung, Jg. 235, Nr. 43, 20.2.1908, 1. Blatt, S. (4)] das Gefallen Professor HäckelsProf. Dr. med. et phil. Ernst Haeckel in Jena (Berggasse 7), ausgewiesen als Exzellenz, Wirklicher Geheimer Rat, Universitätsprofessor und Direktor des zoologischen Instituts [vgl. Adressbuch der Residenz- und Universitätsstadt Jena 1908, Teil A, S. 31], hatte die „Erdgeist“-Vorstellung am 20.2.1908 in Jena (siehe oben) besucht, wie die Presse über den berühmten Naturforscher berichtete: „In Jena, wo die Aufführung unter ganz besonderem Enthusiasmus des dichtbesetzten Hauses stattfand, wohnte, eine im Theater seltene Erscheinung, der greise Professor Häckel, der Vorstellung bei und applaudierte mit den jüngsten um die Wette.“ [Saale-Zeitung, Jg. 42, Nr. 115, 8.3.1908, Beiblatt, S. (1)] erregten. Ich bin offen gesagt sehr stolz darauf.

Vielleicht kneipen wir bald wieder einmal einen Abend in Berlin zusammen.

Mit besten Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind


9.3.8.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13,5 x 17,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
198-199
Briefnummer:
308
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Senate House Library, University of London

Malet Street
London
Großbritannien

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
William Rose Archive
Signatur des Dokuments:
GB 367 WRO.5.WED
Standort:
Senate House Library, University of London (London)

Danksagung

Wir danken der Senate House Library der University of London für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Leopold Jessner, 9.3.1908. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Cordula Greinert

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

16.09.2024 19:49
Kennung: 208

Berlin, 9. März 1908 (Montag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Jessner, Leopold
 
 

Inhalt

Sehr verehrter Herr JeßnerLeopold Jessner in Hamburg (Rentzelstraße 2) war Regisseur am Hamburger Thalia-Theater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1908, S. 400].,

ich lese eben in der Zeitung daß Sie von Ihrer TournéeDie lange geplante „Erdgeist“-Tournee des Hamburger Regisseurs – Wedekind notierte am 22.11.1906: „Leopold Jeßner bespricht mit mir seine Erdgeisttournee“ [Tb] – war realisiert worden, mit einem frei zusammengestelltem Ensemble von „zumeist Mitgliedern des Thaliatheaters durch 11 Städte“ [Seehaus 1973, S. 133] (oder mehr), darunter Görlitz (8.2.1908), Stettin (10.2.1908), Magdeburg (11.2.1908), Kassel (17.2.1908), Gießen (22.2.1908), Jena (20.2.1908), Köln (24.2.1908), Lübeck (26.2.1908), Kiel (28.8.1908). Die Presse berichtete etwa: „Ein ,Erdgeist‘-Ensemble hat sich unter der Oberleitung des Regisseurs vom Hamburger Thalia-Theater, Herrn Leopold Jessner, auf den Weg gemacht, um für Frank Wedekinds Ideen in weiteren Kreisen Bahn zu brechen. Es [...] wird diese in Hof, Erfurt, Kassel usw. fortsetzen. Emanuel Stockhausen und Emmy Schroth sind als Dr. Schön und Lulu seine starken Stützen für die ‚Erdgeist‘- Aufführungen.“ [Hamburger Fremdenblatt, Jg. 80, Nr. 37, 13.2.1908, 2. Beilage, S. 9] „Die unter Jeßners Leitung stehende ‚Erdgeist‘-Tournee, die in den nächsten drei Wochen das Wedekindsche Werk in mehreren großen Städten als Novität bringt, hat bereits in Stettin und Magdeburg mit überaus glänzendem Erfolg eingesetzt. Jeßner als Regisseur, Stockhausen als Dr. Schön, Emmy Schroth als Lulu wurden vielfach ausgezeichnet.“ [Hamburgischer Correspondent, Jg. 178, Nr. 81, 14.2.1908, Morgen-Ausgabe, 1. Beilage, S. (1)] „Das ‚Erdgeist‘-Ensemble, das unter Leopold Jessners Leitung überall starke Erfolge erzielt und auch für Emmy Schroth (Lulu) und Stockhausen (Dr. Schön) stürmische Anerkennung bei Publikum und Presse bringt, spielt in der kommenden Woche in Köln a. Rh., in Lübeck (26. Februar) und beschließt am 28. und 29. Februar in Kiel die interessante Tournee.“ [Hamburgischer Correspondent, Jg. 178, Nr. 95, 21.2.1908, Abend-Ausgabe, Beilage, S. 3] „Das unter der Leitung des Oberregisseurs Leopold Jessner vom Hamburger Thalia-Theater stehende ‚Erdgeist-Ensemble‘ ist nach einer an künstlerischen Ehren reichen vierwöchentlichen Gastspielreise wieder nach Berlin zurückgekehrt. Die Presse von Köln a. Rh., Magdeburg, Kiel usw. waren voll überschwänglichen Lobes für das treffliche Zusammenspiel.“ [Saale-Zeitung, Jg. 42, Nr. 115, 8.3.1908, Beiblatt, S. (1)], wie ich weiß mit vielen Ehren bedeckt zurückgekommen sind. Mein Stück hat ja nicht überall Glück gehabt. Überall wurde aber Ihre vorzügliche Aufführung rückhaltlos anerkannt. Dafür sage | ich Ihnen meinen herzlichen Dank und wünsche Ihnen nur, daß Ihnen kein geschäftlicher Mißerfolg die Freude an Ihren künstlerischen Erfolgen verbittern möge.

Darf ich Sie nun aber auch bitten, Fräulein SchrothEmmy Schroth, freie „Schauspielerin im Fache der I. Naiven in Berlin, New-York und Hamburg. Seit 1903 Gattin des Großkaufmanns Emil Ronsheim, Hamburg, Mundsburgerdamm 26.“ [Neuer Theater-Almanach 1908, S. 207] Sie spielte bei der „Erdgeist“-Tournee (siehe oben) die Rolle der Lulu. und Herrn StockhausenEmanuel Stockhausen war freier Schauspieler mit Domizil in Hamburg [vgl. Neuer Theater-Almanach 1908, S. 766]. Er spielte bei der „Erdgeist“-Tournee (siehe oben) die Rolle des Dr. Schön. für ihre künstlerischen Schöpfungen, die überall so großen Beifall | fanden, meinen aufrichtigen und herzlichen Dank auszusprechen.

Mit außerordentlicher Freude las ich, wie sehr Sie in JenaLeopold Jessner gastierte mit seinem „Erdgeist“-Ensemble im Zuge seiner Tournee (siehe oben) am 20.2.1908 einmalig in Jena, wie angezeigt war: „Stadttheater Jena. Direktion: Wilhelm Berstl. Donnerstag, den 20. Februar. [...] Erhöhte Preise. [...] Einmal. Gastsp. des ‚Erdgeist‘-Ensemble unter der künstlerischen Leitung von Leopold Jessner, Regisseur am Thalia-Theater in Hamburg. Prolog gespr. v. Emanuel Stockhausen. Darauf: Erdgeist. Tragödie in 4 Akten von Frank Wedekind.“ [Jenaische Zeitung, Jg. 235, Nr. 43, 20.2.1908, 1. Blatt, S. (4)] das Gefallen Professor HäckelsProf. Dr. med. et phil. Ernst Haeckel in Jena (Berggasse 7), ausgewiesen als Exzellenz, Wirklicher Geheimer Rat, Universitätsprofessor und Direktor des zoologischen Instituts [vgl. Adressbuch der Residenz- und Universitätsstadt Jena 1908, Teil A, S. 31], hatte die „Erdgeist“-Vorstellung am 20.2.1908 in Jena (siehe oben) besucht, wie die Presse über den berühmten Naturforscher berichtete: „In Jena, wo die Aufführung unter ganz besonderem Enthusiasmus des dichtbesetzten Hauses stattfand, wohnte, eine im Theater seltene Erscheinung, der greise Professor Häckel, der Vorstellung bei und applaudierte mit den jüngsten um die Wette.“ [Saale-Zeitung, Jg. 42, Nr. 115, 8.3.1908, Beiblatt, S. (1)] erregten. Ich bin offen gesagt sehr stolz darauf.

Vielleicht kneipen wir bald wieder einmal einen Abend in Berlin zusammen.

Mit besten Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind


9.3.8.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13,5 x 17,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
198-199
Briefnummer:
308
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Senate House Library, University of London

Malet Street
London
Großbritannien

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
William Rose Archive
Signatur des Dokuments:
GB 367 WRO.5.WED
Standort:
Senate House Library, University of London (London)

Danksagung

Wir danken der Senate House Library der University of London für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Leopold Jessner, 9.3.1908. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Cordula Greinert

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

16.09.2024 19:49