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[1. Entwurf:]
November 1879.
Oscaro Schibleriv/o
Hildebrand
a
Katre |
Seinem vielgeliebten, nie vergessenen Schul- und
KneipgenossenHildebrand
November 1879.
Kater
1. Philosophirender,
Nie präparirender,
Immer abfahrender,
Tugend bewahrender
Göttlicher Mensch!
2. Durch die schwersten Schicksalsschläge
Fliegst du ohne umzusehn,
Doch steht eine Kneip’
am Wege
Kannst du nicht vorübergehn.
3. Gern carisire n/st/
4. Also träumst du durch das Leben
Mit dem Bierglas in der Hand,
Und rauchst
Viel gepries’ner
Hildebrand!
5. Nicht zu vergessen ist
Daß Du ein Turner bist,
Und den gefüllten Wanst
Mörderisch krümmen kannst
Wie das Gewürm |
6. Doch aus einer edlen Sphäre
Stammet diese Riesenkraft,
Saufst wie wenn es Wasser wäre,
Schnaps u. Wein und Gerstensaft.
7. In der vollen Kneipe zu cantiren,
Den Dreibatzigen zu tribuliren,
Mit den Besen zu correspondiren,
Das ist dein Genuß.
Wenn sie auch die Briefe refüsiren,
Wenn du Sonntags darfst den Carcer zieren,
Kannst du Deinen Muth doch nicht verlieren,
Di er/r/ ist’s kein Verdruß.
8. Wenn dann die ganze Welt
Einstmals in Trümmer fällt,
Gerstensaft, Schnaps und Wein
Fließt in das Meer hinein
9. Dann erhebt sich aus dem Grabe,
In der dürren Todtenhand
Ein Glas Bier, die einzge Habe,
Unser vulgo Hildebrand.
10. Auf das Wohlsein seiner Brüder
Leert er es auf selbger Stelle
Bis zum Grund, und setzt es nieder,
Wird zu Staub, und fährt zur
Hölle.
In Ewigkeit
[2. Abgesandter Brief:]
sacrata
amico, condiscipuloque, compotorique
in summa amicitia
a
Katere. |
1. Philosophirender,
Nie
Immer abfahrender,
Tugend bewahrender
Göttlicher Mensch!
2. Durch die schwersten Schicksalsschläge
Fliegst du ohne umzusehn;
Doch steht eine
Kannst du nicht vorübergehn.
3. Gern
Herrlich
Öfters auch betest du
Großes Genie!
4. Also träumst du durch das Leben
Mit dem Bierglas in der Hand,
Und rauchst
Viel gepriesener
Hildebrand!
5. Nicht zu vergessen ist,
Daß du ein
Und den gefüllten Wanst
Mörderisch krümmen kannst
Wie das Gewürm.
6. Doch aus einer edlen Sphäre
Stammet diese Riesenkraft:
Saufst, wie wenn es Wasser wäre
Schnaps und Wein und Gerstensaft.
7. In der vollen Kneipe zu
Den
Mit den Besen zu
correspondiren
Das ist dein Genuß.
Wenn sie auch die Briefe
Wenn du Sonntags darfst den
Kannst du deinen Muth doch nicht verlieren,
Dir ist’s kein Verdruß.
8.
Einstmals in Trümmer fällt
Gerstensaft, Schnaps und Wein
Fließt in das Meer hinein: |
9. Dann erhebt sich aus dem Grabe,
In der
Ein Glas Bier, die einzge Habe,
Unser vulgo Hildebrand.
10. Auf das Wohlsein seiner Brüder
Leert er es auf selbger Stelle
Bis zum Grund, und setzt es nieder,
Wird zu Staub und fährt zur Hölle.
November 1879.
Bestehend aus 4 Blatt, davon 6 Seiten beschrieben
Monat und Jahr sind datiert. Das Tagesdatum ist durch Wedekinds Notiz belegt. Als Schreibort ist der Wohnort Wedekinds angenommen.
Aarau
27. November 1879 (Donnerstag)
Ermittelt (sicher)
Aarau
Datum unbekannt
Datum unbekannt
Aargauer Kantonsbibliothek
Aargauerplatz
5001 Aarau
Schweiz
Wir danken der Aargauer Kantonsbibliothek für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.
Frank Wedekind an Oskar Schibler, 27.11.1879. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (05.12.2025).
Anke Lindemann