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Sanatorium für Innen-, Nervenkranke
und Erholungsbedürftige aller Art
bayerisches Hochgebirge
Telephon Nr. 63
Partenkirchen, den 191
Lieber
Frank, vor Ende Oktober oder Anfang November dürften die ProbenDie Proben zur „Liebestrank“-Inszenierung am Münchner Residenztheater (Premiere: 17.11.1910) begannen wie von Albert Steinrück erwogen. Wedekind notierte am 2.11.1910: „Ich arrangiere im Residenztheater Liebestrank“, am 4. und 5. sowie am 8.11.1910: „Probe von Liebestrank“ [Tb]. von „ Liebestrank“
kaum beginnen. Ich weiss nicht ob Du einen
bestimmten Termin abgemacht hast; jedenfalls halte ich die Zeit Oktober Anfang
November für die geeignetste. Etwas Bestimmtes kann ich Dir in den ersten Tagen
der nächsten Woche mitteilen. Montag Da Albert Steinrück am 26.8.1910 (Freitag) abends um 19.30 Uhr in München im Residenztheater in der Hauptrolle eines Ibsen-Stücks, bei dem er auch die Regie führte (Premiere war am 29.7.1910, zugleich die Eröffnung der Spielzeit), auf der Bühne stand [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 63, Nr. 398, 26.8.1910, General-Anzeiger, S. 2], im Publikum Arthur Schnitzler: „Residenztheater ‚Solneß‘. Albert spielt ihn“ [Tb Schnitzler, 26.8.1910], und er am 22.8.1910 (Montag) nachweislich in Partenkirchen war, dürfte er den Montag zuvor (15.8.1910) von Partenkirchen nach München gefahren sein, falls der im vorliegenden Brief geäußerte Plan, an jenem Montag in München zu sein, ausgeführt worden ist. komme ich in die Stadt und werde sofort Deine
Interessen bei Excellenzbei Albert Freiherr von Speidel, Generalintendant des Königlichen Hof- und Nationaltheaters in München [vgl. Neuer Theater-Almanach 1911, S. 567], zu dem das Residenztheater gehörte. vertreten. Wünschest Du, dass wir mit dem Stück schon
früher herauskommen ‒ vielleicht
Anfang Oktober? Ich bin überzeugt, dass die Intendanz all Deinen Wünschen gern
entgegen kommen wird. ‒ |
Von „ Büchse d. Pandora“ gedenke ich in circa 10
Tagen die Arrangirprobe zu halten. Das Stück soll so Du ‒ und Gott will ‒ Mitte October im
Die Rolle der Geschwitz Die Rolle der Gräfin Geschwitz bei der Aufführung der „Büchse der Pandora“ durch den Neuen Verein am 8.11.1910 im Künstlertheater spielte die Hofschauspielerin Luise Hohorst (Wedekind selbst spielte Jack): „Jack und Geschwitz gewannen Leben in Wedekinds und Fräulein Hohorsts Verkörperung.“ [Richard Elchinger: Die Büchse der Pandora. Tragödie von Frank Wedekind. Erste Aufführung im Künstlertheater durch den Neuen Verein am 8. November. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 63, Nr. 525, 10.11.1910, Vorabendblatt, S. 2] Das war auch angekündigt: „In Wedekinds Büchse der Pandora, die am 8. November im Künstlertheater auf Veranlassung des Neuen Vereins gegeben wird, spielt Fräulein Luise Hohorst, eine Schülerin von Fritz Basil, die Max Reinhardt für das Berliner Deutsche Theater verpflichtet hat, die Rolle der Gräfin Geschwitz.“ [Vom Neuen Verein. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 63, Nr. 515, 4.11.1910, Vorabendblatt, S. 3] möchte ich dich nochmals
bitten ‒ mit Frl. Hohorst zu
besetzen. Jedenfalls müßten wir sie
ausprobieren. Und ich hab so das bestimmte Gefühl (nach Allem was ich von der
Dame sah) dass da etwas ganz besonderes herausspringen wird. ‒
Schreibe mir bitte wie lange Du noch auf dem
Lande Wedekind, der dem Tagebuch zufolge am 6.8.1910 von München abgereist und abends in Lenzburg in der Schweiz eingetroffen ist („Ankunft in Lenzburg“), wo seine Mutter lebte, blieb dort bis zum 2.9.1910 und war abends um 18 Uhr in München zurück („Abreise von Lenzburg. [...] Um 6 Uhr in München“). Er traf Albert Steinrück in München am 4.9.1910, danach am 8. und 9.9.1910 [vgl. Tb]. bleibst, damit ich Dich auf dem Laufenden halten kann. ‒ |
Meiner Frau die viele
Wochen sehr krank gewesen war, gehts jetzt wieder besser. Sie lässt Dir für
Deiner Frau Gemahlin bitte meine allerbesten
Empfehlungen.
Mit herzlichstem Grusse
Dein Albert Steinrück.
Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben
Der 12.8.1910 ist als Ankerdatum gesetzt. Albert Steinrück ist von Wedekind, der sich seit dem 6.8.1910 in Lenzburg aufhielt und unmittelbar vor seiner Abreise von München mit dem Intendanten des Münchner Residenztheaters wegen der geplanten „Liebestrank“-Inszenierung dort korrespondiert hat [vgl. Albert von Speidel an Wedekind, 5.8.1910; Wedekind an Albert von Speidel, 6.8.1910], über die geplante Inszenierung informiert worden. Steinrück hielt sich den Tagebüchern seines Schwagers Arthur Schnitzler zufolge, der am 20.8.1910 (Samstag) in Partenkirchen eintraf und von Steinrück am Bahnhof abgeholt wurde, mindestens bis zum 25.8.1910 (Donnerstag) in Partenkirchen auf und war am 26.10.1910 (Freitag) zurück in München, um dort um 19.30 Uhr in der Hauptrolle eines Ibsen-Stücks im Residenztheater auf der Bühne zu stehen. Der im Brief als Ankunftstag Steinrücks in München genannte „Montag“ kann insofern nicht der 22.8.1910 gewesen sein, sondern war der 15.8.1910, falls sich der Plan der Ankunft in München nicht geändert haben sollte. Da der vorliegende Brief einige Tage vor jenem „Montag“ geschrieben wurde und anzunehmen ist, dass vor ihm ein Wochenende lag, ist ein mögliches Schreibdatum der 12.8.1910 (Freitag)
Partenkirchen
12. August 1910 (Freitag)
Ermittelt (unsicher)
Partenkirchen
Datum unbekannt
Datum unbekannt
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia
Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13
Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.
Albert Steinrück an Frank Wedekind, 12.8.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (29.10.2025).
Ariane Martin