Vergleichsansicht

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Kennung: 2044

Aarau, 21. Januar 1881 (Freitag), Briefgedicht

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Schibler, Oskar

Inhalt

[1. Entwurf:]


Ich hatte einstmals einen Freund
Er hat mich verlassen.
Ich habe heiße Thränen geweint
Und doch sollte ich ihn hassen.


Ich sollte ihn hassen und konnt es nicht
Und mußte ihn lieben
Er wandte ab sein stolzes Gesicht
Und ist kalt geblieben.


Da ergriff mich ein unendlicher Schmerz
mein Bli Sinn ward umnachtet
Tief bohrte den Dolch ich in sein Herz
denn er hat mich verachtetDie Versöhnung zwischen den Freunden fand vermutlich bei der Lessingfeier am 15.2.1881 in der Kantonsschule Aarau statt, wie Wedekind seinem Freund Walter Laué, der am 8.2.1881 die Schule und die Stadt verlassen hatte, berichtete [vgl. Wedekind an Walter Laué, 11. und 18.2.1881]..


[2. Überreichter Brief:]


Mein ganzes Lieben galt einem Freund.
Der hat mich verlassen.
Ich habe heiße Thränen geweint,
Und doch sollt’ ich ihn hassen.


Ich sollte ihn hassen und konnt es nicht
Und mußte ihn lieben.
Er wendete ab sein stolzes Gesicht
Und ist kalt geblieben.


Da ergriff mich ein unendlicher Schmerz.
Mein Sinn ward umnachtet.
Tief bohrte den Dolch ich in sein Herz,
Denn er hat mich verachtet!


Franklin Wedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
1. Briefentwurf: Kariertes Papier. Notizbuchblatt. 1 Seite beschrieben. 7,5 x 12 cm. 2. Überreichter Brief: Kariertes Papier. Einzelblatt. 1 Seite beschrieben. 7,5 x 12 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Briefentwurf ist in einem Notizbuch mit dem Titel „Agenda pro Franklin Wedekind“, das im Steinbaukasten unter der Nummer 12 [Aargauische Kantonsbibliothek. Wedekind-Archiv C, Schachtel 21, Nr. 8] aufbewahrt wird, als Reinschrift 1 [Blatt 8v] erhalten. Das ihm von Wedekind auf einem Einzelblatt überreichte Briefgedicht hat Oskar Schibler mit dem handschriftlichen Vermerk „21. Jan. 1881. Geschichtsstunde 11-12“ versehen. Auf der Blattrückseite hat Schibler nach Wedekinds Schreibansatz „Ich hatte“ mit Bleistift notiert: „Erhalte meine unehelichen Kinder Bezahle meine Schulden aber verführe nicht mein Weib“ sowie um 180 Grad gedreht: „21. Sept. Mittwoch geschwänzt: Hassler Weibel Schmidt Streiff Erismann Zschokke“. Die obere rechte Ecke des Blatts ist herausgerissen. – Überliefert sind drei weitere Handschriften des Gedichts, eines davon mit dem Titel „Die Rache“ [KSA 1/I, S. 52] in der Sammlung „Gedichte 1877-1881“ [vgl. KSA 1/II, S. 1345]. – Das überreichte Briefgedicht liegt außerdem in zwei handschriftlichen Abschriften Sophie Haemmerli-Martis in den Heften „Franklin Wedekind und Oskar Schibler. 1881-83“ (Stadtarchiv Lenzburg. Nachlass Sophie Haemmerli-Marti. III, C4a) und „Frank Wedekind (Oskar Schibler) II“ (Stadtarchiv Lenzburg. Nachlass Sophie Haemmerli-Marti. II, C4b) vor. Sie vermerkte dazu: „(Auf dem herausgerissenen Blättchen aus e. Notizbuch mit feiner kleiner Handschrift von Franklin seinem ‚Blutsfreund‘ Oskar aufs Schulheft gelegt nach einem Streit)“ [KSA 1/II, S. 1347].

Datum, Schreibort und Zustellweg

Schreib- und Empfangsdatum folgen der Datierung Oskar Schiblers.

Informationen zum Standort

Deutsches Literaturarchiv Marbach

Schillerhöhe 8-10
71672 Marbach am Neckar
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
B: Wedekind, Frank
Signatur des Dokuments:
B: Wedekind, Frank 73.760
Standort:
Deutsches Literaturarchiv Marbach (Marbach am Neckar)

Danksagung

Wir danken dem Deutschen Literaturarchiv Marbach für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Oskar Schibler, 21.1.1881. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

19.11.2024 14:59
Kennung: 2044

Aarau, 21. Januar 1881 (Freitag), Briefgedicht

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Schibler, Oskar
 
 

Inhalt

[1. Entwurf:]


Ich hatte einstmals einen Freund
Er hat mich verlassen.
Ich habe heiße Thränen geweint
Und doch sollte ich ihn hassen.


Ich sollte ihn hassen und konnt es nicht
Und mußte ihn lieben
Er wandte ab sein stolzes Gesicht
Und ist kalt geblieben.


Da ergriff mich ein unendlicher Schmerz
mein Bli Sinn ward umnachtet
Tief bohrte den Dolch ich in sein Herz
denn er hat mich verachtetDie Versöhnung zwischen den Freunden fand vermutlich bei der Lessingfeier am 15.2.1881 in der Kantonsschule Aarau statt, wie Wedekind seinem Freund Walter Laué, der am 8.2.1881 die Schule und die Stadt verlassen hatte, berichtete [vgl. Wedekind an Walter Laué, 11. und 18.2.1881]..


[2. Überreichter Brief:]


Mein ganzes Lieben galt einem Freund.
Der hat mich verlassen.
Ich habe heiße Thränen geweint,
Und doch sollt’ ich ihn hassen.


Ich sollte ihn hassen und konnt es nicht
Und mußte ihn lieben.
Er wendete ab sein stolzes Gesicht
Und ist kalt geblieben.


Da ergriff mich ein unendlicher Schmerz.
Mein Sinn ward umnachtet.
Tief bohrte den Dolch ich in sein Herz,
Denn er hat mich verachtet!


Franklin Wedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
1. Briefentwurf: Kariertes Papier. Notizbuchblatt. 1 Seite beschrieben. 7,5 x 12 cm. 2. Überreichter Brief: Kariertes Papier. Einzelblatt. 1 Seite beschrieben. 7,5 x 12 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Briefentwurf ist in einem Notizbuch mit dem Titel „Agenda pro Franklin Wedekind“, das im Steinbaukasten unter der Nummer 12 [Aargauische Kantonsbibliothek. Wedekind-Archiv C, Schachtel 21, Nr. 8] aufbewahrt wird, als Reinschrift 1 [Blatt 8v] erhalten. Das ihm von Wedekind auf einem Einzelblatt überreichte Briefgedicht hat Oskar Schibler mit dem handschriftlichen Vermerk „21. Jan. 1881. Geschichtsstunde 11-12“ versehen. Auf der Blattrückseite hat Schibler nach Wedekinds Schreibansatz „Ich hatte“ mit Bleistift notiert: „Erhalte meine unehelichen Kinder Bezahle meine Schulden aber verführe nicht mein Weib“ sowie um 180 Grad gedreht: „21. Sept. Mittwoch geschwänzt: Hassler Weibel Schmidt Streiff Erismann Zschokke“. Die obere rechte Ecke des Blatts ist herausgerissen. – Überliefert sind drei weitere Handschriften des Gedichts, eines davon mit dem Titel „Die Rache“ [KSA 1/I, S. 52] in der Sammlung „Gedichte 1877-1881“ [vgl. KSA 1/II, S. 1345]. – Das überreichte Briefgedicht liegt außerdem in zwei handschriftlichen Abschriften Sophie Haemmerli-Martis in den Heften „Franklin Wedekind und Oskar Schibler. 1881-83“ (Stadtarchiv Lenzburg. Nachlass Sophie Haemmerli-Marti. III, C4a) und „Frank Wedekind (Oskar Schibler) II“ (Stadtarchiv Lenzburg. Nachlass Sophie Haemmerli-Marti. II, C4b) vor. Sie vermerkte dazu: „(Auf dem herausgerissenen Blättchen aus e. Notizbuch mit feiner kleiner Handschrift von Franklin seinem ‚Blutsfreund‘ Oskar aufs Schulheft gelegt nach einem Streit)“ [KSA 1/II, S. 1347].

Datum, Schreibort und Zustellweg

Schreib- und Empfangsdatum folgen der Datierung Oskar Schiblers.

Informationen zum Standort

Deutsches Literaturarchiv Marbach

Schillerhöhe 8-10
71672 Marbach am Neckar
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
B: Wedekind, Frank
Signatur des Dokuments:
B: Wedekind, Frank 73.760
Standort:
Deutsches Literaturarchiv Marbach (Marbach am Neckar)

Danksagung

Wir danken dem Deutschen Literaturarchiv Marbach für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Oskar Schibler, 21.1.1881. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

19.11.2024 14:59