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Kennung: 2021

Köln, 8. Mai 1913 (Donnerstag), Brief

Autor*in

  • Laué, Walter

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Cöln 8.V.1913.


Lieber Frank!

Für Deinen lieben und gütigen Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Frank Wedekind an Laué, 6.5.1913. innigsten Dank! Unsere Freundschaft währt jetzt 33 Jahre! Eine ganz schöne Anzahl von Jahren reicher Abwechselung. Hoffentlich läßt unsere treffliche Natur uns noch manches frohe Jahr auf dieser Erde wandeln. Das Leben ist doch schließlich das beste am Individuum. |

Eine ganz besondere Freude machte mir der einstimmige Beschluß des StiftungsratsDas zwölfköpfige Gremium trat einmal im Jahr, am Tag vor der Eröffnung der Kölner Blumenspiele (siehe unten), zusammen, um dem Stiftungszweck gemäß von den jährlichen Einkünften (ca. 10.500 Mark) bedürftigen männlichen und weiblichen deutschen Schriftstellern „von hervorragender Begabung und künstlerischer Bedeutung“ größere Geldpreise zu verleihen, bei körperlicher oder geistiger Erkrankung (bis zu einem Jahr) finanzielle Unterstützung zu gewähren und mit einem kleinen Betrag von 1000 Mark strebsame, bedürftige Kölner Schriftsteller zu fördern [vgl. Literarische Gesellschaft in Köln (Hg.): Zehntes Jahrbuch der Kölner Blumenspiele 1908. Köln 1909, S. 783-785]. der Fastenrath-Stiftung. Der ideale Wert dieser Dir zugewandten Ehrung wird Dich, wie mich, mehr freuen als der reale Inhalt der EhrungDer Preis, den der Stiftungsrat in seiner Jahressitzung am 3.5.1913 für Wedekinds schriftstellerische Leistungen ausgelobt hatte, betrug 1000 Mark, die Wedekind nach Empfang sofort je zur Hälfte an Erich Mühsam und den Schutzverband deutscher Schriftsteller (SDS) weiterschenkte: „Fastenrathpreis erhalten und weiter spediert“ [Tb 6.5.1913].. Max Halbe und ich waren außerordentlich erfreut, als wir dies mitteilen konnten. Von Max HalbeDer Münchner Schriftsteller Max Halbe gehörte dem Stiftungsrat der Johannes Fastenrath-Stiftung an. wirst | Du auch meine Grüße erhalten haben, nebst dem Bericht über den feucht-fröhlich-nebeligen Schluß des Bankets, das in der Weinstube RedbergEs dürfte sich um die Wein- und Austernstuben der Kaviar- und Austernhandlung Georg Rettberg in der Komödienstraße 28 gehandelt haben, die zu Fuß in 10 Minuten vom Veranstaltungsort Gürzenich zu erreichen waren. Das edle Lokal bot „Vornehme Salons für kleinere u. größere Gesellschaften“ [Greven’s Adreßbuch für Köln 1913, Teil II, S. 428]. ausklang und die diesjährigen BlumenspieleDie Kölner Blumenspiele, die am ersten Sonntag im Mai gefeiert wurden, hatten 1913 am 4. Mai stattgefunden. Der von Johannes Fastenrath in Köln begründete Dichterwettstreit nach dem Vorbild der in Spanien im 19. Jahrhunderts wiederbelebten südfranzösischen mittelalterlichen Blumenspiele, finanziert durch die Zinsen aus einer Spende Fastenraths in Höhe von 10.000 Mark [vgl. Literarische Gesellschaft in Köln (Hg.): Erstes Jahrbuch der Kölner Blumenspiele 1899. Köln 1900, S. 3f.], wurde seit 1899 jährlich im Großen Saal des Kölner Gürzenich durchgeführt. „Die Kölner Blumenspiele, die 1899 durch J. Fastenrath […] ins Leben gerufen worden sind, werden am ersten Sonntag im Mai gefeiert, indem unter dem Vorsitz einer Festkönigin deutsche Dichtungen in Vers und Prosa mit Preisen […] gekrönt werden“ [Meyers Großes Konversations-Lexikon. Band 10. Leipzig 1907, S. 252]. abschloß. Deine schöne PhotographieEs dürfte sich um die Beilage zu dem erschlossenen Brief (s.o.) gehandelt haben. mit den mich so ehrenden Worten möchte ich aber Kind und Kegel daheim erhalten. Nimm herzlichsten Dank dafür! Du bist ganz prächtig getroffen; Dein Bild soll uns oft an Dich und frohe Stunden, die wir verlebt, erinnern. Und uns soll’s auffordern, Dich möglichst | oft zu bitten zum Rheine zu kommen. –

Für den edlen Stammtisch sende mir, wenn Du uns die Freude machen willst, gelegentlich ein Visiten- oder Kabinetbild mit Deiner Unterschrift und Datum ,April 1913‘. Ich werde es dann einfach rahmen lassen u. zu dauerndem Glanze des Tisches gebührend schön aufhängen. Uns gehts Allen gut. Meine Frau läßt Dich und Deine Frau bestens grüßen.

Noch ist’s kühl Hier, aber PfingstenDas Kirchenfest fiel auf den 11. und 12.5.1913. soll Frühling und Freude bringen. Grüße Deine Frau bestens von mir. Dir in alter Treue und Anhänglichkeit herzliche Grüße! Dein Walter Laué.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Mischschrift (Kurrent und lateinische Schrift).
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13,5 x 21 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Auf dem Vorderblatt befindet sich ein Doppeladler in Blindprägung. Wedekind hat die Datumszeile mit blauem Buntstift unterstrichen.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Köln
    8. Mai 1913 (Donnerstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Köln
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 98
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Walter Laué an Frank Wedekind, 8.5.1913. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

10.09.2021 13:22
Kennung: 2021

Köln, 8. Mai 1913 (Donnerstag), Brief

Autor*in

  • Laué, Walter

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Cöln 8.V.1913.


Lieber Frank!

Für Deinen lieben und gütigen Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Frank Wedekind an Laué, 6.5.1913. innigsten Dank! Unsere Freundschaft währt jetzt 33 Jahre! Eine ganz schöne Anzahl von Jahren reicher Abwechselung. Hoffentlich läßt unsere treffliche Natur uns noch manches frohe Jahr auf dieser Erde wandeln. Das Leben ist doch schließlich das beste am Individuum. |

Eine ganz besondere Freude machte mir der einstimmige Beschluß des StiftungsratsDas zwölfköpfige Gremium trat einmal im Jahr, am Tag vor der Eröffnung der Kölner Blumenspiele (siehe unten), zusammen, um dem Stiftungszweck gemäß von den jährlichen Einkünften (ca. 10.500 Mark) bedürftigen männlichen und weiblichen deutschen Schriftstellern „von hervorragender Begabung und künstlerischer Bedeutung“ größere Geldpreise zu verleihen, bei körperlicher oder geistiger Erkrankung (bis zu einem Jahr) finanzielle Unterstützung zu gewähren und mit einem kleinen Betrag von 1000 Mark strebsame, bedürftige Kölner Schriftsteller zu fördern [vgl. Literarische Gesellschaft in Köln (Hg.): Zehntes Jahrbuch der Kölner Blumenspiele 1908. Köln 1909, S. 783-785]. der Fastenrath-Stiftung. Der ideale Wert dieser Dir zugewandten Ehrung wird Dich, wie mich, mehr freuen als der reale Inhalt der EhrungDer Preis, den der Stiftungsrat in seiner Jahressitzung am 3.5.1913 für Wedekinds schriftstellerische Leistungen ausgelobt hatte, betrug 1000 Mark, die Wedekind nach Empfang sofort je zur Hälfte an Erich Mühsam und den Schutzverband deutscher Schriftsteller (SDS) weiterschenkte: „Fastenrathpreis erhalten und weiter spediert“ [Tb 6.5.1913].. Max Halbe und ich waren außerordentlich erfreut, als wir dies mitteilen konnten. Von Max HalbeDer Münchner Schriftsteller Max Halbe gehörte dem Stiftungsrat der Johannes Fastenrath-Stiftung an. wirst | Du auch meine Grüße erhalten haben, nebst dem Bericht über den feucht-fröhlich-nebeligen Schluß des Bankets, das in der Weinstube RedbergEs dürfte sich um die Wein- und Austernstuben der Kaviar- und Austernhandlung Georg Rettberg in der Komödienstraße 28 gehandelt haben, die zu Fuß in 10 Minuten vom Veranstaltungsort Gürzenich zu erreichen waren. Das edle Lokal bot „Vornehme Salons für kleinere u. größere Gesellschaften“ [Greven’s Adreßbuch für Köln 1913, Teil II, S. 428]. ausklang und die diesjährigen BlumenspieleDie Kölner Blumenspiele, die am ersten Sonntag im Mai gefeiert wurden, hatten 1913 am 4. Mai stattgefunden. Der von Johannes Fastenrath in Köln begründete Dichterwettstreit nach dem Vorbild der in Spanien im 19. Jahrhunderts wiederbelebten südfranzösischen mittelalterlichen Blumenspiele, finanziert durch die Zinsen aus einer Spende Fastenraths in Höhe von 10.000 Mark [vgl. Literarische Gesellschaft in Köln (Hg.): Erstes Jahrbuch der Kölner Blumenspiele 1899. Köln 1900, S. 3f.], wurde seit 1899 jährlich im Großen Saal des Kölner Gürzenich durchgeführt. „Die Kölner Blumenspiele, die 1899 durch J. Fastenrath […] ins Leben gerufen worden sind, werden am ersten Sonntag im Mai gefeiert, indem unter dem Vorsitz einer Festkönigin deutsche Dichtungen in Vers und Prosa mit Preisen […] gekrönt werden“ [Meyers Großes Konversations-Lexikon. Band 10. Leipzig 1907, S. 252]. abschloß. Deine schöne PhotographieEs dürfte sich um die Beilage zu dem erschlossenen Brief (s.o.) gehandelt haben. mit den mich so ehrenden Worten möchte ich aber Kind und Kegel daheim erhalten. Nimm herzlichsten Dank dafür! Du bist ganz prächtig getroffen; Dein Bild soll uns oft an Dich und frohe Stunden, die wir verlebt, erinnern. Und uns soll’s auffordern, Dich möglichst | oft zu bitten zum Rheine zu kommen. –

Für den edlen Stammtisch sende mir, wenn Du uns die Freude machen willst, gelegentlich ein Visiten- oder Kabinetbild mit Deiner Unterschrift und Datum ,April 1913‘. Ich werde es dann einfach rahmen lassen u. zu dauerndem Glanze des Tisches gebührend schön aufhängen. Uns gehts Allen gut. Meine Frau läßt Dich und Deine Frau bestens grüßen.

Noch ist’s kühl Hier, aber PfingstenDas Kirchenfest fiel auf den 11. und 12.5.1913. soll Frühling und Freude bringen. Grüße Deine Frau bestens von mir. Dir in alter Treue und Anhänglichkeit herzliche Grüße! Dein Walter Laué.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Mischschrift (Kurrent und lateinische Schrift).
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13,5 x 21 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Auf dem Vorderblatt befindet sich ein Doppeladler in Blindprägung. Wedekind hat die Datumszeile mit blauem Buntstift unterstrichen.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Köln
    8. Mai 1913 (Donnerstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Köln
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 98
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Walter Laué an Frank Wedekind, 8.5.1913. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

10.09.2021 13:22