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Kennung: 1972

Berlin, 9. Oktober 1905 (Montag), Brief

Autor*in

  • Rathenau, Walther

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

W. R.


Verehrter Herr Wedekind,

Ihre gewaltigen drei Scenendie Buchausgabe von „Totentanz. Drei Szenen“ (1905) im Albert Langen Verlag [vgl. KSA 6, S. 523]. Wedekind hatte Walther Rathenau am 7.10.1905 abends ein Exemplar mit einer Widmung überreicht [vgl. Wedekind an Walther Rathenau, 7.10.1905]. habe ich mit Bewunderung gelesen.

Ihre Auffassung ist organisch und daher Wahrheit. Für mich bleibt (in der Spezialfrage der „DirnenverachtungIn „Totentanz“ äußert der Zuhälter Casti Piani: „Dirne hin, Dirne her! Der Name Dirne bleibt der Mutter eines unehelichen Kindes so wenig erspart wie einem Mädchen in diesem Hause!“ [KSA 6, S. 110]“) folgende Kette wahr:
I Die Eifersucht des Mannes verlangt Monogamie des Weibes.
II Da alle Congregationeneigentlich: Ordensgemeinschaften., | die sich einem Gesetz unterwerfen, die Ungebundenen hassen,
III so rächt das monogame Weib an der Dirne die männliche Eifersucht,
IV während der Mann unthätig zusieht und im Interesse seiner eifersüchtigen Wünsche dem gebundenen Weibe die Prämie gestattet.

Grundproblem bleibt mir somit die männliche Eifersucht. | Ich halte sie für die säculare Erinnerung der Rasse an kampfentrissene Weiber; sie ist daher Wuth.

Die Eifersucht der Weiber ist dagegen, wie mir scheint, kein Instinkt, sondern accidentelleakzidentiell = zufällig, unwesentlich. Reaction: Entbehrung und Missgunst. Daher ist sie nicht tragisch.

Ausser allem Zusammenhang füge ich ein Heft der ZukunftBeilage war das aktuelle Heft der „Zukunft“ mit Walther Rathenaus unter Pseudonym veröffentlichtem neuen Aufsatz [vgl. Ernst Reinhart: Von neuzeitlicher Malkunst. Zur Kritik der Moderne. In: Die Zukunft, Jg. 14, Nr. 1, 7.10.1905, S. 11-25]. bei, das meinen letzten Aufsatz enthält. |

Auf baldiges Wiedersehen!

Ihr sehr ergebener
W Rathenau


– 9.10.05 –

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14,5 x 18,5 cm. Mit aufgeprägtem Monogramm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Wedekind hat oben auf Seite 1 mit Bleistift das Datum „9.10.5“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Berlin
    9. Oktober 1905 (Montag)
    Sicher

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefe. Teilband 1: 1871-1913

Autor:
Walther Rathenau
Herausgeber:
Alexander Jaser, Clemens Picht und Ernst Schulin
Verlag:
Düsseldorf: Droste
Jahrgang:
2006
Seitenangabe:
752
Briefnummer:
521
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 134
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Walther Rathenau an Frank Wedekind, 9.10.1905. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Cordula Greinert

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

30.09.2023 14:39
Kennung: 1972

Berlin, 9. Oktober 1905 (Montag), Brief

Autor*in

  • Rathenau, Walther

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

W. R.


Verehrter Herr Wedekind,

Ihre gewaltigen drei Scenendie Buchausgabe von „Totentanz. Drei Szenen“ (1905) im Albert Langen Verlag [vgl. KSA 6, S. 523]. Wedekind hatte Walther Rathenau am 7.10.1905 abends ein Exemplar mit einer Widmung überreicht [vgl. Wedekind an Walther Rathenau, 7.10.1905]. habe ich mit Bewunderung gelesen.

Ihre Auffassung ist organisch und daher Wahrheit. Für mich bleibt (in der Spezialfrage der „DirnenverachtungIn „Totentanz“ äußert der Zuhälter Casti Piani: „Dirne hin, Dirne her! Der Name Dirne bleibt der Mutter eines unehelichen Kindes so wenig erspart wie einem Mädchen in diesem Hause!“ [KSA 6, S. 110]“) folgende Kette wahr:
I Die Eifersucht des Mannes verlangt Monogamie des Weibes.
II Da alle Congregationeneigentlich: Ordensgemeinschaften., | die sich einem Gesetz unterwerfen, die Ungebundenen hassen,
III so rächt das monogame Weib an der Dirne die männliche Eifersucht,
IV während der Mann unthätig zusieht und im Interesse seiner eifersüchtigen Wünsche dem gebundenen Weibe die Prämie gestattet.

Grundproblem bleibt mir somit die männliche Eifersucht. | Ich halte sie für die säculare Erinnerung der Rasse an kampfentrissene Weiber; sie ist daher Wuth.

Die Eifersucht der Weiber ist dagegen, wie mir scheint, kein Instinkt, sondern accidentelleakzidentiell = zufällig, unwesentlich. Reaction: Entbehrung und Missgunst. Daher ist sie nicht tragisch.

Ausser allem Zusammenhang füge ich ein Heft der ZukunftBeilage war das aktuelle Heft der „Zukunft“ mit Walther Rathenaus unter Pseudonym veröffentlichtem neuen Aufsatz [vgl. Ernst Reinhart: Von neuzeitlicher Malkunst. Zur Kritik der Moderne. In: Die Zukunft, Jg. 14, Nr. 1, 7.10.1905, S. 11-25]. bei, das meinen letzten Aufsatz enthält. |

Auf baldiges Wiedersehen!

Ihr sehr ergebener
W Rathenau


– 9.10.05 –

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14,5 x 18,5 cm. Mit aufgeprägtem Monogramm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Wedekind hat oben auf Seite 1 mit Bleistift das Datum „9.10.5“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Berlin
    9. Oktober 1905 (Montag)
    Sicher

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefe. Teilband 1: 1871-1913

Autor:
Walther Rathenau
Herausgeber:
Alexander Jaser, Clemens Picht und Ernst Schulin
Verlag:
Düsseldorf: Droste
Jahrgang:
2006
Seitenangabe:
752
Briefnummer:
521
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 134
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Walther Rathenau an Frank Wedekind, 9.10.1905. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Cordula Greinert

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

30.09.2023 14:39