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Kennung: 186

Köln, 15. Mai 1903 - 4. Juni 1903, Brief

Autor*in

  • Cerenotti-Strauss, Minny di

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Minny di Cerenotti Strauss


Hochgeeehrter Herr Wedekind!

Verzeihen Sie bitte, indem es mir erst heute vergönnt ist, Ihnen meinen innigsten Dank auszusprechen, für das Aufführunsrecht des „Armen Mädchen’s.Wedekinds Gedicht "Das arme Mädchen" entstand um 1895; die ersten Abdrucke erfolgten in der Zeitschrift "Simplicissimus" (1896) und der Gedichtsammlung "Die Jahreszeiten" (1897). Zur Popularität des Werkes trug die Liedfassung bei, mit der Wedekind 1902/03 bei den Elf Scharfrichtern auftrat [vgl. KSA 1/II, S. 1130 u. KSA 1/III, S. 486f.]. Auf Minny di Cerenottis öffentlichen Vortrag des Gedichtes verweist auch ihre Karte an Wedekind vom 6.6.1903. Nähere Einzelheiten zu ihren Rezitationsprogrammen sind nicht ermittelt.“ Erst heute, nach über einem halben Jahr gelangte Ihr werthes Schreibennicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Cerenotti-Strauss, 1902/03., durch die Nachlässigkeit der Post, in meine Hände. Wie dies überhaupt möglich war, ist mir ein Räthsel. Trotzdem freue ich mich herzlich, über Ihre werthe Erlaubnis, und werde das Gedicht meines modernen Lieblingsdichters Ihm zu Ehren würdig vortragen. vertelat.: wenden, umblättern.: | Es wird Sie wundern, Herr Wedekind, aber schon sogar die Presse hat mich zu demselben Urtheil verdammt, wie Sie, indem man Ihre, sowie meine einzelnen Dichtungen als zu sehr realistisch bezeichnet. Aber nichtsdestoweniger liegt mir diese Art am besten, neben der Dramatischen.

Fast alle Ihre Werke habe ich schon gelesen, und auch sehr viel daraus gelernt. Das „Arme Mädel“ hörte ich | das erste Mal von Frl. Lona Nansen in München.

Hier in Cöln gebe ich nun schon mein III. Gastspiel u. gefalle ganz gut. Übrigens habe ich faßt in allen größeren Städten Süddeutschlands gastiert. Diesen Sommer werde ich meist nur in feineren Badeorten auftreten.

Doch nun zum Schluß, geehrter Herr Wedekind, habe ich Quälgeist noch was auf dem Herzen. Ich möchte Sie frdl. ersuchen, ob Sie vielleicht einen Dramatischen Solo-Vortrag, | für mich passend, haben oder wissen. Ich wäre herzlich gern bereit, mich evtl., wenn ich darf, zu revanchieren. Herr Baron Fritz von Ostini hat mir auch ein Aufführungsrecht zuerkannt.

Falls es Ihnen angenehm, werde ich Ihnen eines meiner Programme, sowie eine photographische AufnahmeHierbei handelt es sich möglicherweise um die Bildpostkarte, die Minny di Cerenotti am 5.6.1903 an Wedekind sandte. Sie zeigt eine sitzende Frau und trägt die Bildunterschrift "Das arme Mädel v. Frank Wedekind | Minny di Cerenotti". als armes Mädel, zusenden.

Es grüßt Sie ergebenst
hochachtungsvoll
Ihre
Minny di Cerenotti


Adr.: Cöln, Rhein, Hotel Heuser St. Agatha 42.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11 x 18,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Die Datierungshypothese - Mitte Mai bis Anfang Juni 1903, aber vor dem 5.6.1903 - geht davon aus, dass der Brief nicht lange vor der Karte entstanden sein kann, die Minny di Cerenotti am 5.6.1903 aus Frankfurt am Main an Wedekind schickte. Darin wird erneut auf das Gedicht "Das arme Mädchen" Bezug genommen. Bei der Karte handelt es sich zudem vermutlich um die im vorliegenden Brief angekündigte "Aufnahme" der Verfasserin "als armes Mädel".

  • Schreibort

    Köln
    15. Mai 1903 - 4. Juni 1903
    Ermittelt (unsicher) - Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    Köln
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 26
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Minny di Cerenotti-Strauss an Frank Wedekind, 15.5.1903 - 4.6.1903. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Zuletzt aktualisiert

05.11.2024 17:32
Kennung: 186

Köln, 15. Mai 1903 - 4. Juni 1903, Brief

Autor*in

  • Cerenotti-Strauss, Minny di

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Minny di Cerenotti Strauss


Hochgeeehrter Herr Wedekind!

Verzeihen Sie bitte, indem es mir erst heute vergönnt ist, Ihnen meinen innigsten Dank auszusprechen, für das Aufführunsrecht des „Armen Mädchen’s.Wedekinds Gedicht "Das arme Mädchen" entstand um 1895; die ersten Abdrucke erfolgten in der Zeitschrift "Simplicissimus" (1896) und der Gedichtsammlung "Die Jahreszeiten" (1897). Zur Popularität des Werkes trug die Liedfassung bei, mit der Wedekind 1902/03 bei den Elf Scharfrichtern auftrat [vgl. KSA 1/II, S. 1130 u. KSA 1/III, S. 486f.]. Auf Minny di Cerenottis öffentlichen Vortrag des Gedichtes verweist auch ihre Karte an Wedekind vom 6.6.1903. Nähere Einzelheiten zu ihren Rezitationsprogrammen sind nicht ermittelt.“ Erst heute, nach über einem halben Jahr gelangte Ihr werthes Schreibennicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Cerenotti-Strauss, 1902/03., durch die Nachlässigkeit der Post, in meine Hände. Wie dies überhaupt möglich war, ist mir ein Räthsel. Trotzdem freue ich mich herzlich, über Ihre werthe Erlaubnis, und werde das Gedicht meines modernen Lieblingsdichters Ihm zu Ehren würdig vortragen. vertelat.: wenden, umblättern.: | Es wird Sie wundern, Herr Wedekind, aber schon sogar die Presse hat mich zu demselben Urtheil verdammt, wie Sie, indem man Ihre, sowie meine einzelnen Dichtungen als zu sehr realistisch bezeichnet. Aber nichtsdestoweniger liegt mir diese Art am besten, neben der Dramatischen.

Fast alle Ihre Werke habe ich schon gelesen, und auch sehr viel daraus gelernt. Das „Arme Mädel“ hörte ich | das erste Mal von Frl. Lona Nansen in München.

Hier in Cöln gebe ich nun schon mein III. Gastspiel u. gefalle ganz gut. Übrigens habe ich faßt in allen größeren Städten Süddeutschlands gastiert. Diesen Sommer werde ich meist nur in feineren Badeorten auftreten.

Doch nun zum Schluß, geehrter Herr Wedekind, habe ich Quälgeist noch was auf dem Herzen. Ich möchte Sie frdl. ersuchen, ob Sie vielleicht einen Dramatischen Solo-Vortrag, | für mich passend, haben oder wissen. Ich wäre herzlich gern bereit, mich evtl., wenn ich darf, zu revanchieren. Herr Baron Fritz von Ostini hat mir auch ein Aufführungsrecht zuerkannt.

Falls es Ihnen angenehm, werde ich Ihnen eines meiner Programme, sowie eine photographische AufnahmeHierbei handelt es sich möglicherweise um die Bildpostkarte, die Minny di Cerenotti am 5.6.1903 an Wedekind sandte. Sie zeigt eine sitzende Frau und trägt die Bildunterschrift "Das arme Mädel v. Frank Wedekind | Minny di Cerenotti". als armes Mädel, zusenden.

Es grüßt Sie ergebenst
hochachtungsvoll
Ihre
Minny di Cerenotti


Adr.: Cöln, Rhein, Hotel Heuser St. Agatha 42.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11 x 18,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Die Datierungshypothese - Mitte Mai bis Anfang Juni 1903, aber vor dem 5.6.1903 - geht davon aus, dass der Brief nicht lange vor der Karte entstanden sein kann, die Minny di Cerenotti am 5.6.1903 aus Frankfurt am Main an Wedekind schickte. Darin wird erneut auf das Gedicht "Das arme Mädchen" Bezug genommen. Bei der Karte handelt es sich zudem vermutlich um die im vorliegenden Brief angekündigte "Aufnahme" der Verfasserin "als armes Mädel".

  • Schreibort

    Köln
    15. Mai 1903 - 4. Juni 1903
    Ermittelt (unsicher) - Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    Köln
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 26
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Minny di Cerenotti-Strauss an Frank Wedekind, 15.5.1903 - 4.6.1903. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Zuletzt aktualisiert

05.11.2024 17:32