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Kennung: 185

München, 30. Mai 1896 (Samstag), Visitenkarte

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Halbe, Max

Inhalt

Lieber Herr Halbe,

dem liebenswürdigen Entgegenkommen Herrn Rüderer’sJosef Ruederer, Zentralfigur der Nebenregierung (siehe unten) und Schriftsteller in München (Giselastraße 7) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1896, Teil I, S. 400], der Wedekind die Lesung seines Dramenfragments „Das Sonnenspectrum“ (siehe unten) ermöglicht hatte, wie Max Halbe sich erinnerte: „Natürlich war auch Ruederer an der Spitze der Seinen erschienen. Er liebte Wedekind durchaus nicht, hatte ihm aber – ob mit, ob ohne Hintergedanken – den Abend für die Vorlesung eingeräumt.“ [Halbe 1935, S. 159] danke ich es, daß ich Montag Abendam 1.6.1896, an dem Wedekind im Münchner Café Minerva aus dem Manuskript seines Dramenfragments „Das Sonnenspectrum. Ein Idyll aus dem modernen Leben“ [vgl. KSA 3/I, S. 669-708] las (siehe unten). in der N.R.im Café Minerva (Akademiestraße 9) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1896, Teil I, S. 316], in dem die Nebenregierung, jene 1892 von Josef Ruederer in Opposition zur Gesellschaft für modernes Leben um Michael Georg Conrad (und zum Literatenkreis um Paul Heyse) gegründete „Vereinigung Münchner Künstler, die sich regelmäßig im Café Minerva traf“ [KSA 3/II, S. 1450], literarische Abende veranstaltete, darunter Wedekinds Lesung vom 1.6.1896. „Im Sommer 96 las er der ‚Nebenregierung‘ [...] im Kafe Minerva sein ‚Sonnenspektrum‘ vor“ [Kutscher 2, S. 6]. Max Halbe erinnerte sich an die Lesung: „Unter den vielen bewegten Abenden der ‚Nebenregierung‘ wohl der bewegteste war jener, an dem Frank Wedekind uns sein ‚Sonnenspektrum‘ im ‚Kaffee Minerva‘, gegenüber der Akademie, vorlas oder, um es richtiger zu bezeichnen, an den Kopf schleuderte. Es wird im Frühjahr 1896 gewesen sein [...]. Sein Name, schon dazumal alle Geister des Widerspruchs entfesselnd, hatte den ganzen Heerbann der ‚Nebenregierung‘ auf den Plan gerufen. Dicht gedrängt saß die Gemeinde in dem engen Nebenzimmer des Boheme-Kaffees.“ [Halbe 1935, S. 158f.] Lovis Corinth, der Veranstaltungen der „Vereinigung die ‚Nebenregierung‘“ besuchte, erinnerte sich: „Im Café Minerva hielt einstmals Wedekind einen Leseabend über sein Theaterstück ‚Sonnenspektrum‘.“[Corinth 1926, S. 113] mein „SonnenspectrumvorlesenBerichte über Wedekinds „Sonnenspectrum“-Lesung vom 1.6.1896 existieren von Max Halbe [vgl. Halbe 1935, S. 158-160], Eugene Spiro – „die ‘Nebenregierung’ […]. Ich erinnere mich besonders an einen Abend, als Wedekind sein eben vollendeten ‚Sonnenspektrum‘ dem Kreise vorlas“ [Eugene Spiro: Student in München, 1994-1897. In: Hans Lamm: Von Juden in München. Ein Gedenkbuch. München 1958, S. 117] – und Lovis Corinth, der sich an Wedekinds „Leseabend über sein Theaterstück ‚Sonnenspektrum‘“ erinnerte: „Wir lagen mehr auf der Erde, als daß wir gleich gesitteten Menschen auf Stühlen saßen und kriegten Lachkrämpfe. Er deklamierte das Stück mit einem fast unheimlichen, ernsthaften Pathos, so daß man nicht recht wußte, war es seinerseits, daß er sich einen Ulk mit uns machen wollte oder war es ihm doch heiliger Ernst. Als er gar noch ein sentimentales Lied aus einem Akt zu singen anfing, waren wir vollständig aus dem Häuschen [...]. Darauf fragte ihn Eckmann, ob er doch nicht die Karikatur zu weit getrieben hätte und Wedekind antwortete ihm darob mit ernsthaftester Leichenbittermiene: ‚Mein Werk ist eine Ode an die Schönheit!‘“ [Corinth 1926, S. 113f.] Dazu Max Halbe: „Ich sah Lovis Corinth halb unter dem Tisch liegen und beinahe vor Lachen bersten.“ [Halbe 1935, S. 160] werde. Darf ich Sie bitten, an der Vorlesung mit theilnehmenMax Halbe besuchte die Lesung (siehe oben) und nannte später weitere Teilnehmer: „Von bekannten Namen erinnere ich mich an Wilhelm Hegeler, Hans Olden, Karl Strathmann, Otto Eckmann, Lovis Corinth. Natürlich [...] auch Ruederer“ [Halbe 1935, S. 159]; einem brieflichen Bericht Wedekinds über die Lesung zufolge haben außerdem auch Max Bernstein und Julius Schaumberger teilgenommen [vgl. Wedekind an Otto von Grote, 6.6.1896], ferner Eugene Spiro [vgl. KSA 3/II, S. 1449]. zu wollen. Ich werde Ihnen sehr dankbar sein. Mit herzlichem Gruß Ihr ergebener
Frank Wedekind. |


FRANK WEDEKIND

Adalbertstrasse 34Wedekind war vom 21.3.1896 bis 23.8.1896 in der Wohnung Adalbertstraße 34 (Parterre) in München gemeldet [vgl. EWK/PMB Wedekind]..


Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 10,5 x 7 cm. Mit Namens- und Adressaufdruck.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Visitenkarte enthält zwei Bleistiftvermerke von fremder Hand (Max Halbe?), auf Seite 1 eine Nummerierung („Nr. 1.“), auf Seite 2 eine Datierung („1896 Etwa Juni“).

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 30.5.1896 ist als Ankerdatum gesetzt – abgeleitet vom Inhalt der Visitenkarte, der Wedekinds kurz bevorstehende Lesung („Montag“) seines Dramenfragments „Das Sonnenspectrum“ bei der Künstlervereinigung Nebenregierung betrifft, in Verbindung mit Max Halbes Datierung dieser Lesung auf etwa „Frühjahr 1896“ [Halbe 1935, S. 158], der Datumsnotiz auf der Visitenkarte („1896 Etwa Juni“) und einem Bericht Wedekinds über die gerade stattgefundene Lesung [vgl. Wedekind an Otto von Grote, 6.6.1896], die am 1.6.1896 (ein Montag) stattgefunden haben dürfte. Den groben zeitlichen Rahmen setzt die auf der Visitenkarte aufgedruckte Adresse Wedekinds („Adalbertstraße 34“), unter der er vom 21.3.1896 bis 23.8.1896 gemeldet war [vgl. EWK/PMB Wedekind].

  • Schreibort

    München
    30. Mai 1896 (Samstag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Erster Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
273
Briefnummer:
116
Kommentar:
Im Erstdruck ist das Korrespondenzstück nur vage datiert: „München, undatiert (etwa VI.1896).“
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Max Halbe
Signatur des Dokuments:
MH B 321
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Max Halbe, 30.5.1896. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

17.10.2024 13:43
Kennung: 185

München, 30. Mai 1896 (Samstag), Visitenkarte

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Halbe, Max
 
 

Inhalt

Lieber Herr Halbe,

dem liebenswürdigen Entgegenkommen Herrn Rüderer’sJosef Ruederer, Zentralfigur der Nebenregierung (siehe unten) und Schriftsteller in München (Giselastraße 7) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1896, Teil I, S. 400], der Wedekind die Lesung seines Dramenfragments „Das Sonnenspectrum“ (siehe unten) ermöglicht hatte, wie Max Halbe sich erinnerte: „Natürlich war auch Ruederer an der Spitze der Seinen erschienen. Er liebte Wedekind durchaus nicht, hatte ihm aber – ob mit, ob ohne Hintergedanken – den Abend für die Vorlesung eingeräumt.“ [Halbe 1935, S. 159] danke ich es, daß ich Montag Abendam 1.6.1896, an dem Wedekind im Münchner Café Minerva aus dem Manuskript seines Dramenfragments „Das Sonnenspectrum. Ein Idyll aus dem modernen Leben“ [vgl. KSA 3/I, S. 669-708] las (siehe unten). in der N.R.im Café Minerva (Akademiestraße 9) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1896, Teil I, S. 316], in dem die Nebenregierung, jene 1892 von Josef Ruederer in Opposition zur Gesellschaft für modernes Leben um Michael Georg Conrad (und zum Literatenkreis um Paul Heyse) gegründete „Vereinigung Münchner Künstler, die sich regelmäßig im Café Minerva traf“ [KSA 3/II, S. 1450], literarische Abende veranstaltete, darunter Wedekinds Lesung vom 1.6.1896. „Im Sommer 96 las er der ‚Nebenregierung‘ [...] im Kafe Minerva sein ‚Sonnenspektrum‘ vor“ [Kutscher 2, S. 6]. Max Halbe erinnerte sich an die Lesung: „Unter den vielen bewegten Abenden der ‚Nebenregierung‘ wohl der bewegteste war jener, an dem Frank Wedekind uns sein ‚Sonnenspektrum‘ im ‚Kaffee Minerva‘, gegenüber der Akademie, vorlas oder, um es richtiger zu bezeichnen, an den Kopf schleuderte. Es wird im Frühjahr 1896 gewesen sein [...]. Sein Name, schon dazumal alle Geister des Widerspruchs entfesselnd, hatte den ganzen Heerbann der ‚Nebenregierung‘ auf den Plan gerufen. Dicht gedrängt saß die Gemeinde in dem engen Nebenzimmer des Boheme-Kaffees.“ [Halbe 1935, S. 158f.] Lovis Corinth, der Veranstaltungen der „Vereinigung die ‚Nebenregierung‘“ besuchte, erinnerte sich: „Im Café Minerva hielt einstmals Wedekind einen Leseabend über sein Theaterstück ‚Sonnenspektrum‘.“[Corinth 1926, S. 113] mein „SonnenspectrumvorlesenBerichte über Wedekinds „Sonnenspectrum“-Lesung vom 1.6.1896 existieren von Max Halbe [vgl. Halbe 1935, S. 158-160], Eugene Spiro – „die ‘Nebenregierung’ […]. Ich erinnere mich besonders an einen Abend, als Wedekind sein eben vollendeten ‚Sonnenspektrum‘ dem Kreise vorlas“ [Eugene Spiro: Student in München, 1994-1897. In: Hans Lamm: Von Juden in München. Ein Gedenkbuch. München 1958, S. 117] – und Lovis Corinth, der sich an Wedekinds „Leseabend über sein Theaterstück ‚Sonnenspektrum‘“ erinnerte: „Wir lagen mehr auf der Erde, als daß wir gleich gesitteten Menschen auf Stühlen saßen und kriegten Lachkrämpfe. Er deklamierte das Stück mit einem fast unheimlichen, ernsthaften Pathos, so daß man nicht recht wußte, war es seinerseits, daß er sich einen Ulk mit uns machen wollte oder war es ihm doch heiliger Ernst. Als er gar noch ein sentimentales Lied aus einem Akt zu singen anfing, waren wir vollständig aus dem Häuschen [...]. Darauf fragte ihn Eckmann, ob er doch nicht die Karikatur zu weit getrieben hätte und Wedekind antwortete ihm darob mit ernsthaftester Leichenbittermiene: ‚Mein Werk ist eine Ode an die Schönheit!‘“ [Corinth 1926, S. 113f.] Dazu Max Halbe: „Ich sah Lovis Corinth halb unter dem Tisch liegen und beinahe vor Lachen bersten.“ [Halbe 1935, S. 160] werde. Darf ich Sie bitten, an der Vorlesung mit theilnehmenMax Halbe besuchte die Lesung (siehe oben) und nannte später weitere Teilnehmer: „Von bekannten Namen erinnere ich mich an Wilhelm Hegeler, Hans Olden, Karl Strathmann, Otto Eckmann, Lovis Corinth. Natürlich [...] auch Ruederer“ [Halbe 1935, S. 159]; einem brieflichen Bericht Wedekinds über die Lesung zufolge haben außerdem auch Max Bernstein und Julius Schaumberger teilgenommen [vgl. Wedekind an Otto von Grote, 6.6.1896], ferner Eugene Spiro [vgl. KSA 3/II, S. 1449]. zu wollen. Ich werde Ihnen sehr dankbar sein. Mit herzlichem Gruß Ihr ergebener
Frank Wedekind. |


FRANK WEDEKIND

Adalbertstrasse 34Wedekind war vom 21.3.1896 bis 23.8.1896 in der Wohnung Adalbertstraße 34 (Parterre) in München gemeldet [vgl. EWK/PMB Wedekind]..


Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 10,5 x 7 cm. Mit Namens- und Adressaufdruck.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Visitenkarte enthält zwei Bleistiftvermerke von fremder Hand (Max Halbe?), auf Seite 1 eine Nummerierung („Nr. 1.“), auf Seite 2 eine Datierung („1896 Etwa Juni“).

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 30.5.1896 ist als Ankerdatum gesetzt – abgeleitet vom Inhalt der Visitenkarte, der Wedekinds kurz bevorstehende Lesung („Montag“) seines Dramenfragments „Das Sonnenspectrum“ bei der Künstlervereinigung Nebenregierung betrifft, in Verbindung mit Max Halbes Datierung dieser Lesung auf etwa „Frühjahr 1896“ [Halbe 1935, S. 158], der Datumsnotiz auf der Visitenkarte („1896 Etwa Juni“) und einem Bericht Wedekinds über die gerade stattgefundene Lesung [vgl. Wedekind an Otto von Grote, 6.6.1896], die am 1.6.1896 (ein Montag) stattgefunden haben dürfte. Den groben zeitlichen Rahmen setzt die auf der Visitenkarte aufgedruckte Adresse Wedekinds („Adalbertstraße 34“), unter der er vom 21.3.1896 bis 23.8.1896 gemeldet war [vgl. EWK/PMB Wedekind].

  • Schreibort

    München
    30. Mai 1896 (Samstag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Erster Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
273
Briefnummer:
116
Kommentar:
Im Erstdruck ist das Korrespondenzstück nur vage datiert: „München, undatiert (etwa VI.1896).“
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Max Halbe
Signatur des Dokuments:
MH B 321
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Max Halbe, 30.5.1896. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

17.10.2024 13:43