Vergleichsansicht

Bitte wählen Sie je ein Dokument für die linke und rechte Seite über die Eingabefelder aus.

Kennung: 1843

Leipzig, 16. Dezember 1910 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Kallir, Leon

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Herrn
Frank Wedekind,
München.


Sehr geehrter Herr!

Hierdurch beehre ich mich, Ihnen ergebenst mitzuteilen, dass Herr Verlagsbuchhändler Ernst Rowohlt in Leipzig mich mit Wahrnehmung seiner Interessen Ihnen gegenüber in folgender Angelegenheit beauftragt hat.

Mit Brief vom 12. Novembervgl. Wedekind an Ernst Rowohlt, 12.11.1910. dieses Jahres haben Sie ein Ihnen zur Rezension übersandtes Exemplar des Eulenberg’schen Schillervortrags mit dem Bemerken an Herrn Rowohlt zurückgesandt,

dass Sie keine Lust hätten, von gemeinem |
Diebsgesindel Geschenke entgegenzunehmen.

In einem weiteren Brief vom 13. Novembervgl. Wedekind an Ernst Rowohlt, 13.11.1910. d. J. haben Sie Herrn Rowohlt benachrichtigt, dass Sie von dem Inhalt Ihres Schreibens vom 12. November auch Herrn Eulenberg Mitteilung gemachtvgl. Wedekind an Herbert Eulenberg, 12.11.1910. hätten.

Herr Rowohlt, der diese Injurien selbstverständlich nicht ungesühnt hinnehmen kann, hat in der Annahme, dass Sie bei ruhiger Ueberlegung sich ohne Weiteres zu einer Genugtuung verstehen würden, zunächst durch Herrn Georg Müller in München versuchtDem Tagebuch zufolge traf sich Wedekind mit seinem Münchner Verleger Georg Müller am 26.11.1910: „Besprechung mit Müller über Rowohlt“ und erneut am 7.12.1910: Besuch bei Müller.“, Sie zu einer Rücknahme der Beleidigungen zu veranlassen. Indessen ist nicht nur jede eine volle Genugtuung enthaltende Erklärung Ihrerseits ausgeblieben, sondern Sie haben die ehrenrührigen Behauptungen auch noch weiter verbreitet, so u. a. an Herrn Erich Mühsam in | München.

Auftragsgemäss teile ich Ihnen daher mit, dass Herr Rowohlt entschlossen ist, nunmehr die gerichtliche BeleidigungsklageIn seinem Tagebuch notierte Wedekind am 17.12.1910, also wohl nach Erhalt des vorliegenden Briefes: „Affaire Rowohlt“. Nach Erhalt der Beleidigungsklage, die von Leon Kallir am 21.12.1910 unterschrieben worden war, beriet sich Wedekind mit seinem Rechtsanwalt Ludwig Strauß und verfasste selbst eine Entgegnung: „fahre zu Strauß III mit Beleidigungsklage. Schreibe zu Hause Entgegnung, diktiere sie und bringe sie Strauß“ [vgl. Tb, 27.12.1910]. Als Erklärung vom 28.12.1910 schickte sie der Anwalt an das Leipziger Amtsgericht [vgl. auch Vinçon 1989, S. 447]. gegen Sie anhängig zu machen, wenn Sie nicht binnen 3 Tagen
1. Herrn Rowohlt gegenüber die Beleidigungen unter dem Ausdruck des Bedauerns und mit der Bitte um Entschuldigung brieflich zurücknehmen,

2. die Herren Dr. Herbert Eulenberg und Erich Mühsam brieflich von dieser Entschuldigungserklärung in Kenntnis setzen,

3. Herrn Rowohlt Abschriften dieser Ihrer Briefe an Herrn Eulenberg und Herrn Mühsam zusenden,
4. die bisher in der Sache erwachsenen Kosten tragen. |

Ich sehe daher Ihrer gefälligen Rückäusserung bis zum 20. dieses Monats entgegen und zeichne
Hochachtungsvoll!
Leipzig, den 16. Dezember 1910.
Rechtsanwalt: ((masch))

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 4 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Maschinenschrift.
Schreibwerkzeuge:
Schreibmaschine.
Schriftträger:
Papier. 21,5 x 30 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Auf der ersten Seite finden sich der handschriftliche Bleistiftvermerk von fremder Hand: „abgeg 16./12.10“ und ein Namenskürzel. Der nicht unterschriebene Kohlepapierdurchschlag des maschinenschriftlichen Briefes ist eingeheftet in die „Akten der Rechtsanwälte Dr. Kallir und Dr. Koritzer Leipzig“ [Blatt 3-6]. Die Akte trägt den handschriftlichen Vermerk „Rowohlt gegen Wedekind 1910“.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Leipzig
    16. Dezember 1910 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    Leipzig
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
L 2934
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Leon Kallir an Frank Wedekind, 16.12.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

26.03.2021 17:30
Kennung: 1843

Leipzig, 16. Dezember 1910 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Kallir, Leon

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Herrn
Frank Wedekind,
München.


Sehr geehrter Herr!

Hierdurch beehre ich mich, Ihnen ergebenst mitzuteilen, dass Herr Verlagsbuchhändler Ernst Rowohlt in Leipzig mich mit Wahrnehmung seiner Interessen Ihnen gegenüber in folgender Angelegenheit beauftragt hat.

Mit Brief vom 12. Novembervgl. Wedekind an Ernst Rowohlt, 12.11.1910. dieses Jahres haben Sie ein Ihnen zur Rezension übersandtes Exemplar des Eulenberg’schen Schillervortrags mit dem Bemerken an Herrn Rowohlt zurückgesandt,

dass Sie keine Lust hätten, von gemeinem |
Diebsgesindel Geschenke entgegenzunehmen.

In einem weiteren Brief vom 13. Novembervgl. Wedekind an Ernst Rowohlt, 13.11.1910. d. J. haben Sie Herrn Rowohlt benachrichtigt, dass Sie von dem Inhalt Ihres Schreibens vom 12. November auch Herrn Eulenberg Mitteilung gemachtvgl. Wedekind an Herbert Eulenberg, 12.11.1910. hätten.

Herr Rowohlt, der diese Injurien selbstverständlich nicht ungesühnt hinnehmen kann, hat in der Annahme, dass Sie bei ruhiger Ueberlegung sich ohne Weiteres zu einer Genugtuung verstehen würden, zunächst durch Herrn Georg Müller in München versuchtDem Tagebuch zufolge traf sich Wedekind mit seinem Münchner Verleger Georg Müller am 26.11.1910: „Besprechung mit Müller über Rowohlt“ und erneut am 7.12.1910: Besuch bei Müller.“, Sie zu einer Rücknahme der Beleidigungen zu veranlassen. Indessen ist nicht nur jede eine volle Genugtuung enthaltende Erklärung Ihrerseits ausgeblieben, sondern Sie haben die ehrenrührigen Behauptungen auch noch weiter verbreitet, so u. a. an Herrn Erich Mühsam in | München.

Auftragsgemäss teile ich Ihnen daher mit, dass Herr Rowohlt entschlossen ist, nunmehr die gerichtliche BeleidigungsklageIn seinem Tagebuch notierte Wedekind am 17.12.1910, also wohl nach Erhalt des vorliegenden Briefes: „Affaire Rowohlt“. Nach Erhalt der Beleidigungsklage, die von Leon Kallir am 21.12.1910 unterschrieben worden war, beriet sich Wedekind mit seinem Rechtsanwalt Ludwig Strauß und verfasste selbst eine Entgegnung: „fahre zu Strauß III mit Beleidigungsklage. Schreibe zu Hause Entgegnung, diktiere sie und bringe sie Strauß“ [vgl. Tb, 27.12.1910]. Als Erklärung vom 28.12.1910 schickte sie der Anwalt an das Leipziger Amtsgericht [vgl. auch Vinçon 1989, S. 447]. gegen Sie anhängig zu machen, wenn Sie nicht binnen 3 Tagen
1. Herrn Rowohlt gegenüber die Beleidigungen unter dem Ausdruck des Bedauerns und mit der Bitte um Entschuldigung brieflich zurücknehmen,

2. die Herren Dr. Herbert Eulenberg und Erich Mühsam brieflich von dieser Entschuldigungserklärung in Kenntnis setzen,

3. Herrn Rowohlt Abschriften dieser Ihrer Briefe an Herrn Eulenberg und Herrn Mühsam zusenden,
4. die bisher in der Sache erwachsenen Kosten tragen. |

Ich sehe daher Ihrer gefälligen Rückäusserung bis zum 20. dieses Monats entgegen und zeichne
Hochachtungsvoll!
Leipzig, den 16. Dezember 1910.
Rechtsanwalt: ((masch))

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 4 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Maschinenschrift.
Schreibwerkzeuge:
Schreibmaschine.
Schriftträger:
Papier. 21,5 x 30 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Auf der ersten Seite finden sich der handschriftliche Bleistiftvermerk von fremder Hand: „abgeg 16./12.10“ und ein Namenskürzel. Der nicht unterschriebene Kohlepapierdurchschlag des maschinenschriftlichen Briefes ist eingeheftet in die „Akten der Rechtsanwälte Dr. Kallir und Dr. Koritzer Leipzig“ [Blatt 3-6]. Die Akte trägt den handschriftlichen Vermerk „Rowohlt gegen Wedekind 1910“.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Leipzig
    16. Dezember 1910 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    Leipzig
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
L 2934
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Leon Kallir an Frank Wedekind, 16.12.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

26.03.2021 17:30