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Kennung: 1773

Graz, 12. Dezember 1906 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Newes, Mathilde

Koautoren*in

  • Newes, Dora

Adressat*in

  • Wedekind, Tilly
  • Wedekind, Frank

Inhalt

Graz den 12./12 1906


Liebste Tilly u. Frank!

Hoffentlich hat Euch unser Telegrammvgl. Mathilde Newes, Eduard Newes, Dora Newes, Paula Newes, Rudolf Newes, Dagobert Newes, Karl Newes, Martha Newes an Frank und Tilly Wedekind, 12.12.1906. noch vor Nacht erreicht, und wiederhohleSchreibversehen, statt: wiederhole. ich nochmals auf’s herzlichste unser aller innigste Wünsche. Möge das kleine EngerlEngelchen. Euch recht gesund bleiben, und Euch viele Freude im Leben machen! Und möge unsere liebe Tilly mit Gottes Hilfe bald wieder gesund werden, und das Wochenbett recht gut vorüber gehen. Halte Dich nur sehr liebes Kind, ja nicht verkühlen, u. recht ruhig liegen. |

Könnt Euch denken wie sehr wir überraschtvon Tilly Wedekinds Schwangerschaft, so dass die Geburt ihrer ersten Tochter Pamela am 12.12.1906 ‒ morgens „um 8 Uhr“ [Tb] ‒ für ihre Eltern überraschend kam. Wer die Eltern in Graz noch an diesem Tag wohl telegrafisch darüber informierte, ist unklar. waren; aber aufrichtig gesagt ich ahnte es immer. Ich wäre sehr gerne gekommen, Dich zu pflegen, und hätte gut auf Dich u. auf mein EnkerlEnkelchen. geschaut. Auch hätten wir Dir die Kinderwäsche gemacht.

Auch auf die Wirthschaft hätte ich Acht gegeben und daß Frank gut versorgt ist.

Da es aber nicht hat sollen sein, so nehmt beide den guten Willen für das Werk. Der liebe Gott schütze Dich auch ohne MuttingMütterchen.! |

Wenn es Dir und Frank aber recht wäre so ist Dora jede Stunde bereit abzureisen, und Dich zu pflegen, und das KinderlKindchen. zu versorgen. Dora ist sehr geschickt, umsichtig im Haus und flink u. lustig! Sie wäre gewiß in Vielem nützlich, und vielleicht eine weit bessere Krankenpflegerin als Mutting. Antwortet gleich, bitte lieber Frank wenn ja, so telegrafiere, und sie ist in 2 Tagen dort. Mutting ist gar nicht beleidigt wenn ihr Dora ruft. Mutting versteht Alles, und gehört ja in Vielem | in die Rumpelkammer so wie Petrovic sagteBei dieser nicht sicher identifizierten Person könnte es sich um den Verlobten von Paula Newes gehandelt haben, dessen Name Tilly Wedekind etwas anders lautend erinnerte: „Und nun hatte sich Paula also mit Nerkovic verlobt.“ [Wedekind 1969, S. 103] Seinetwegen soll sich ihre ältere Schwester umgebracht haben. In einem Bericht über deren Selbstmord am 7.1.1907 heißt es über ihn, er habe im Hause Newes in Graz gewohnt: „Bei dem Weinhändler wohnte ein serbischer Student, in den sich das Mädchen verliebt hatte. Als er im August vorigen Jahres Graz verließ und nicht mehr zurückkehrte, zeigten sich bei dem Mädchen Spuren von Trübsinn, der nun zu dem tragischen Abschlusse führte.“ [Lebensüberdruß eines Mädchens. In: Grazer Tagblatt, Jg. 17, Nr. 8, 8.1.1907, Abend-Ausgabe, S. 2]. aber mit allem nicht. Nun lebt wohl wir hoffen bald gute Nachrichten. Bitte Dich liebster Frank darum.

Es küsst Euch und das kleine Baby innigst Eure treue Mutting.


Meine Lieben!

Von ganzen Herzen wünsche ich Euch Glück zur kleinen Maus! Es ist mir sehr leid daß ich’s nicht früher wußte so bekommt sie halt ihr Weihnachtsgeschenk, eine gestickte Wa|

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift. Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11 x 17,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Brief bricht auf Seite 4 in dem von Dora Newes verfassten Nachsatz mitten im Wort ab, ist insofern unvollständig überliefert (mindestens ein weiteres Blatt muss es gegeben haben). Das Kuvert ist ebenfalls nicht überliefert. Darin lag außer dem vorliegenden noch ein weiterer Brief [vgl. Eduard Newes an Frank und Tilly Wedekind, 12.12.1912].

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der Empfangsort ist durch das Tagebuch belegt.

  • Schreibort

    Graz
    12. Dezember 1906 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    Graz
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 118
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Mathilde Newes, Dora Newes an Tilly Wedekind, Frank Wedekind, 12.12.1906. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

01.06.2024 18:07
Kennung: 1773

Graz, 12. Dezember 1906 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Newes, Mathilde

Koautoren*in

  • Newes, Dora

Adressat*in

  • Wedekind, Tilly
  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Graz den 12./12 1906


Liebste Tilly u. Frank!

Hoffentlich hat Euch unser Telegrammvgl. Mathilde Newes, Eduard Newes, Dora Newes, Paula Newes, Rudolf Newes, Dagobert Newes, Karl Newes, Martha Newes an Frank und Tilly Wedekind, 12.12.1906. noch vor Nacht erreicht, und wiederhohleSchreibversehen, statt: wiederhole. ich nochmals auf’s herzlichste unser aller innigste Wünsche. Möge das kleine EngerlEngelchen. Euch recht gesund bleiben, und Euch viele Freude im Leben machen! Und möge unsere liebe Tilly mit Gottes Hilfe bald wieder gesund werden, und das Wochenbett recht gut vorüber gehen. Halte Dich nur sehr liebes Kind, ja nicht verkühlen, u. recht ruhig liegen. |

Könnt Euch denken wie sehr wir überraschtvon Tilly Wedekinds Schwangerschaft, so dass die Geburt ihrer ersten Tochter Pamela am 12.12.1906 ‒ morgens „um 8 Uhr“ [Tb] ‒ für ihre Eltern überraschend kam. Wer die Eltern in Graz noch an diesem Tag wohl telegrafisch darüber informierte, ist unklar. waren; aber aufrichtig gesagt ich ahnte es immer. Ich wäre sehr gerne gekommen, Dich zu pflegen, und hätte gut auf Dich u. auf mein EnkerlEnkelchen. geschaut. Auch hätten wir Dir die Kinderwäsche gemacht.

Auch auf die Wirthschaft hätte ich Acht gegeben und daß Frank gut versorgt ist.

Da es aber nicht hat sollen sein, so nehmt beide den guten Willen für das Werk. Der liebe Gott schütze Dich auch ohne MuttingMütterchen.! |

Wenn es Dir und Frank aber recht wäre so ist Dora jede Stunde bereit abzureisen, und Dich zu pflegen, und das KinderlKindchen. zu versorgen. Dora ist sehr geschickt, umsichtig im Haus und flink u. lustig! Sie wäre gewiß in Vielem nützlich, und vielleicht eine weit bessere Krankenpflegerin als Mutting. Antwortet gleich, bitte lieber Frank wenn ja, so telegrafiere, und sie ist in 2 Tagen dort. Mutting ist gar nicht beleidigt wenn ihr Dora ruft. Mutting versteht Alles, und gehört ja in Vielem | in die Rumpelkammer so wie Petrovic sagteBei dieser nicht sicher identifizierten Person könnte es sich um den Verlobten von Paula Newes gehandelt haben, dessen Name Tilly Wedekind etwas anders lautend erinnerte: „Und nun hatte sich Paula also mit Nerkovic verlobt.“ [Wedekind 1969, S. 103] Seinetwegen soll sich ihre ältere Schwester umgebracht haben. In einem Bericht über deren Selbstmord am 7.1.1907 heißt es über ihn, er habe im Hause Newes in Graz gewohnt: „Bei dem Weinhändler wohnte ein serbischer Student, in den sich das Mädchen verliebt hatte. Als er im August vorigen Jahres Graz verließ und nicht mehr zurückkehrte, zeigten sich bei dem Mädchen Spuren von Trübsinn, der nun zu dem tragischen Abschlusse führte.“ [Lebensüberdruß eines Mädchens. In: Grazer Tagblatt, Jg. 17, Nr. 8, 8.1.1907, Abend-Ausgabe, S. 2]. aber mit allem nicht. Nun lebt wohl wir hoffen bald gute Nachrichten. Bitte Dich liebster Frank darum.

Es küsst Euch und das kleine Baby innigst Eure treue Mutting.


Meine Lieben!

Von ganzen Herzen wünsche ich Euch Glück zur kleinen Maus! Es ist mir sehr leid daß ich’s nicht früher wußte so bekommt sie halt ihr Weihnachtsgeschenk, eine gestickte Wa|

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift. Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11 x 17,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Brief bricht auf Seite 4 in dem von Dora Newes verfassten Nachsatz mitten im Wort ab, ist insofern unvollständig überliefert (mindestens ein weiteres Blatt muss es gegeben haben). Das Kuvert ist ebenfalls nicht überliefert. Darin lag außer dem vorliegenden noch ein weiterer Brief [vgl. Eduard Newes an Frank und Tilly Wedekind, 12.12.1912].

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der Empfangsort ist durch das Tagebuch belegt.

  • Schreibort

    Graz
    12. Dezember 1906 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    Graz
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 118
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Mathilde Newes, Dora Newes an Tilly Wedekind, Frank Wedekind, 12.12.1906. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

01.06.2024 18:07