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Albert Bassermann
Charlottenburg
Schlüterstrasse Albert Bassermann, berühmter Schauspieler am Deutschen Theater zu Berlin [vgl. Neuer Theater-Almanach 1912, S. 283], wohnte nun Schlüterstraße 26 (2. Stock) [vgl. Berliner Adreßbuch 1912, Teil I, S. 113], davor Schlüterstraße 25 (3. Stock) [vgl. Berliner Adreßbuch 1911, Teil I, S. 110]. 2/6/
16.6.12
Ser geerter herr Wedekind
es war ser interessant und anregend, ser ergibich und
ser lerraich:
Zu dem großen erfolg, mainer
geschtaltungen imm klassischen immer noch nicht behaupten kann. ‒ | Nach diesem
erfolg werden wir Si inn der kommenden saison wol beschtimmt
Irer fererten frau
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Ir ergebenster
[Emendierter Text:]
Sehr geehrter Herr Wedekind,
es war sehr interessant und anregend, sehr ergiebig und sehr lehrreich: Ihr Gastspielzyklus. Manches ist mir im Einzelnen noch nicht klar, aber im Allgemeinen bin ich nun orientiert. Die Darstellung unter Ihrer Ägide muss natürlich plastischer wirken, als die Lektüre, zu der ich mir bei der Riesenarbeit, die die vergangenen Jahre auf mir lag, die Zeit förmlich abstehlen musste. – Mein Kompliment mache ich Ihnen als Darsteller speziell des „Hetmann“ u. des „Sterner“. Das waren zwei scharfumrissene | Gestalten, die ich mir kaum treffender denken kann. Mich als Darsteller würden von Ihren 6 Figuren „Sterner“ u. „Marquis v. Keith“ interessieren. Ich denke mir, dass aus dem letzten Akt Keith doch wesentlich mehr herauszuholen ist, als Sie es getan haben. – „So ist das Leben“ muss ich mir noch einmal eingehend durchlesen. Den „Nicolo“ haben Sie nicht gut gespielt: ich konnte zum großen Teil nicht folgen. – Mit dem „Stein d. Weisen“ will ich mich jetzt auch beschäftigen: ich bin sehr gespannt darauf. –
Zu dem großen Erfolg, den Ihnen die gesamte Presse
heute konstatiert, sende ich Ihnen meine Glückwünsche. Das Eis ist gebrochen
und selbst Ihre Gegner haben sich wenigstens die Mühe genommen, Ihren
Gedankengängen zu folgen, was ich von der Beurteilung meiner
Gestaltungen im Klassischen immer noch nicht behaupten kann. ‒ | Nach diesem
Erfolg werden wir Sie in der kommenden Saison wohl bestimmt hier wiedersehen,
und dann hoffe ich Gelegenheit zu haben, mich eingehend über Ihre Stücke mit
Ihnen unterhalten zu können.
Ihrer verehrten Frau Gemahlin, die so rührend treu an Ihrer Seite kämpft und Vieles sehr schön gespielt hat, bitte ich mich bestens zu empfehlen. –
Mit freundlichen Grüßen von mir u. meiner Frau
Ihr ergebenster
Albert Bassermann
Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben
Der Empfangsort ist durch das Tagebuch belegt.
Charlottenburg
16. Juni 1912 (Sonntag)
Sicher
Charlottenburg
Datum unbekannt
Datum unbekannt
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia
Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13
Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.
Albert Bassermann an Frank Wedekind, 16.6.1912. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (07.12.2025).
Ariane Martin