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Kennung: 1579

Berlin, 30. April 1897 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Bölsche, Wilhelm

Inhalt

Berlin, Marienstraße 9.IV. – 30.4.97.


Sehr geehrter Herr Bölsche,

wiewol mir Herr KampffmeyerOb es sich hierbei um Paul oder Bernhard Kampffmeyer handelte, konnte nicht eruiert werden. Bölsche lebte seit Oktober 1894 gemeinsam mit den beiden im Friedrichshagener Dichterkreis aktiven Kampffmeyer-Brüdern und seiner ersten Frau, Adele Bertelt (Eheschließung 1890, Scheidung 1896, Heirat mit Bernhard Kampffmeyer im Juli 1897) in einem Haus in der Ahornallee 19 [vgl. Wilhelm Bölsche: Werke und Briefe. Hg. von Hans-Gert Roloff. Briefe. Band 8: Briefwechsel mit Carl und Gerhart Hauptmann. Hg. von Edith Wack. Berlin 2018, S. 232]. sagt, daß Sie augenblicklich verreist sind, um Ihre verehrte BrautAm 12.6.1897 heiratete Bölsche in Köln Johanna Walther [vgl. Wilhelm Bölsche: Werke und Briefe. Hg. von Hans-Gert Roloff. Briefe. Band 8: Briefwechsel mit Carl und Gerhart Hauptmann. Hg. von Edith Wack. Berlin 2018, S. 138]. zu besuchen, erlaube ich mir doch, Sie mit einer Bitte zu behelligen, die zu erfüllen Ihnen wenige Zeilen kosten würde. Ich bin beauftragt eine Pantomime für den CircusEine Aufführung der für den Berliner Zirkus Renz geschriebenen Pantomime „Bethel“ kam aufgrund von dessen Konkurs im Juli 1897 nicht zustande und konnte auch für einen späteren Zeitpunkt nicht nachgewiesen werden [vgl. KSA 3/II, S. 803, 831 sowie Wedekinds Briefe an Weinhöppel vom 1.4. und 15.7.1897]. zu schreiben. Sie ist schon so gut wie angenommen. Nur bittet man mich, die Ballets zu verstärken. Der dritte Aktvgl. KSA 3/I, S. 112-132. der Pantomime spielt in der Prärie im Staate Nebraska. Die Nacht bricht herein | und meine Europäischen Wanderer legen sich unter freiem Himmel zur Ruhe. Dies ist der Moment wo ich um Balletfiguren verlegen bin. Ich habe ein Chor leuchtender Mosquitosvgl. KSA 3/I, S. 121f. auftreten lassen, aber das genügt nicht. Ich brauchte notwendig noch ein Assortiment von durch Farbe und Gestalt auffallender Schmetterlinge, KäferDiese finden sich nicht im Stück. Statt dessen lässt Wedekind „ein Rudel wilder Thiere“, darunter „Steppenwölfe, Hyänen, Panther, wilde Hunde und Riesengürtelthiere“ auftreten [KSA 3/I, S. 122]. oder auch Pflanzen, die halb und halb in jene Gegend hineinpassen. Was mir fehlt ist irgendwelche Kenntniß der Werke in denen ich mich darüber orientiren könnte, womöglich farbige Atlanten. Ich wäre Ihnen sehr dankbar wenn Sie mir einige diesbezügliche Namen oder Fingerzeige ertheilen möchten. Es wäre | mir dann ein leichtes, die Werke auf der hiesigen Bibliothek zur Einsicht zu erhalten.

Ich bitte Sie, nicht böse zu sein, daß ich Sie in einem Augenblick, da Sie vielleicht am wenigsten an solche Dinge denken, an Ihre wissenschaftlichen Interessen zurückerinnre, und erlaube mir, diesen Zeilen die aufrichtigsten Glückwünsche und herzlichsten Grüße an Sie und Ihre verehrte Fräulein Braut beizufügen.

Ihr ergebenster
Frank Wedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Rautiertes Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13,5 x 21 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Berlin
    30. April 1897 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort


    Datum unbekannt

  • Empfangsort


    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Biblioteka Uniwersytecka we Wrocławiu

ul. Fryderyka Joliot-Curie 12
50-383 Wrocław
Polen

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Handschriftenabteilung
Signatur des Dokuments:
Böl. Pis. 1941
Standort:
Biblioteka Uniwersytecka we Wrocławiu (Wrocław)

Danksagung

Wir danken der Biblioteka Uniwersytecka we Wrocławiu für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Wilhelm Bölsche, 30.4.1897. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (22.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Cordula Greinert

Zuletzt aktualisiert

18.11.2020 17:25
Kennung: 1579

Berlin, 30. April 1897 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Bölsche, Wilhelm
 
 

Inhalt

Berlin, Marienstraße 9.IV. – 30.4.97.


Sehr geehrter Herr Bölsche,

wiewol mir Herr KampffmeyerOb es sich hierbei um Paul oder Bernhard Kampffmeyer handelte, konnte nicht eruiert werden. Bölsche lebte seit Oktober 1894 gemeinsam mit den beiden im Friedrichshagener Dichterkreis aktiven Kampffmeyer-Brüdern und seiner ersten Frau, Adele Bertelt (Eheschließung 1890, Scheidung 1896, Heirat mit Bernhard Kampffmeyer im Juli 1897) in einem Haus in der Ahornallee 19 [vgl. Wilhelm Bölsche: Werke und Briefe. Hg. von Hans-Gert Roloff. Briefe. Band 8: Briefwechsel mit Carl und Gerhart Hauptmann. Hg. von Edith Wack. Berlin 2018, S. 232]. sagt, daß Sie augenblicklich verreist sind, um Ihre verehrte BrautAm 12.6.1897 heiratete Bölsche in Köln Johanna Walther [vgl. Wilhelm Bölsche: Werke und Briefe. Hg. von Hans-Gert Roloff. Briefe. Band 8: Briefwechsel mit Carl und Gerhart Hauptmann. Hg. von Edith Wack. Berlin 2018, S. 138]. zu besuchen, erlaube ich mir doch, Sie mit einer Bitte zu behelligen, die zu erfüllen Ihnen wenige Zeilen kosten würde. Ich bin beauftragt eine Pantomime für den CircusEine Aufführung der für den Berliner Zirkus Renz geschriebenen Pantomime „Bethel“ kam aufgrund von dessen Konkurs im Juli 1897 nicht zustande und konnte auch für einen späteren Zeitpunkt nicht nachgewiesen werden [vgl. KSA 3/II, S. 803, 831 sowie Wedekinds Briefe an Weinhöppel vom 1.4. und 15.7.1897]. zu schreiben. Sie ist schon so gut wie angenommen. Nur bittet man mich, die Ballets zu verstärken. Der dritte Aktvgl. KSA 3/I, S. 112-132. der Pantomime spielt in der Prärie im Staate Nebraska. Die Nacht bricht herein | und meine Europäischen Wanderer legen sich unter freiem Himmel zur Ruhe. Dies ist der Moment wo ich um Balletfiguren verlegen bin. Ich habe ein Chor leuchtender Mosquitosvgl. KSA 3/I, S. 121f. auftreten lassen, aber das genügt nicht. Ich brauchte notwendig noch ein Assortiment von durch Farbe und Gestalt auffallender Schmetterlinge, KäferDiese finden sich nicht im Stück. Statt dessen lässt Wedekind „ein Rudel wilder Thiere“, darunter „Steppenwölfe, Hyänen, Panther, wilde Hunde und Riesengürtelthiere“ auftreten [KSA 3/I, S. 122]. oder auch Pflanzen, die halb und halb in jene Gegend hineinpassen. Was mir fehlt ist irgendwelche Kenntniß der Werke in denen ich mich darüber orientiren könnte, womöglich farbige Atlanten. Ich wäre Ihnen sehr dankbar wenn Sie mir einige diesbezügliche Namen oder Fingerzeige ertheilen möchten. Es wäre | mir dann ein leichtes, die Werke auf der hiesigen Bibliothek zur Einsicht zu erhalten.

Ich bitte Sie, nicht böse zu sein, daß ich Sie in einem Augenblick, da Sie vielleicht am wenigsten an solche Dinge denken, an Ihre wissenschaftlichen Interessen zurückerinnre, und erlaube mir, diesen Zeilen die aufrichtigsten Glückwünsche und herzlichsten Grüße an Sie und Ihre verehrte Fräulein Braut beizufügen.

Ihr ergebenster
Frank Wedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Rautiertes Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13,5 x 21 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Berlin
    30. April 1897 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort


    Datum unbekannt

  • Empfangsort


    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Biblioteka Uniwersytecka we Wrocławiu

ul. Fryderyka Joliot-Curie 12
50-383 Wrocław
Polen

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Handschriftenabteilung
Signatur des Dokuments:
Böl. Pis. 1941
Standort:
Biblioteka Uniwersytecka we Wrocławiu (Wrocław)

Danksagung

Wir danken der Biblioteka Uniwersytecka we Wrocławiu für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Wilhelm Bölsche, 30.4.1897. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (22.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Cordula Greinert

Zuletzt aktualisiert

18.11.2020 17:25