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Sehr verehrter Herr
Sie widmen Ihre künstlerische Arbeit und Ihre große oftbewährte künstlerische Kraft dem Versuch, „ se Gelegenheit vor allem
wahrzunehmen um Ihnen für die
Gegenwärtig leben
Eine Anzahl junger Dramatiker leben und schaffen zur Zeit im Tschechischen
Volk denen es genau so schwer
So wäre das der größte und schönste Erfolg den mir meine
Arbeit bis heute eintrug
[2. Abgesandter Brief:]
München 4. April 1914 Der auf den 4.4.1914 datierte abgesandte Brief wurde kaum 14 Tage, bevor er übersetzt kurz vor dem 18.4.1914 in der tschechischen „Erdgeist“-Ausgabe (seinem Erstdruck in tschechischer Sprache) erschien, geschrieben, in den Pressemeldungen als „Vorwort“ [Prager Tagblatt, Jg. 39, Nr. 106, 19.4.1914, Morgen-Ausgabe, S. 12] zu dieser Ausgabe ausgewiesen; ein einleitender Text Wedekinds war einige Wochen zuvor angekündigt: „Dozent Ottokar Fischer von der Prager Universität und Direktor Franz Zavrel haben Frank Wedekinds ‚Erdgeist‘ [...] mit der Autorisation des Dichters ins Tschechische übersetzt. Für die Buchausgabe wird Wedekind selbst eine Einleitung schreiben.“ [Prager Tagblatt, Jg. 39, Nr. 68, 11.3.1914, Morgen-Ausgabe, S. 5] Der Briefentwurf dürfte kurz nach Wedekinds Abreise aus Berlin am 31.3.1914 (Ankunft in München am 1.4.1914) verfasst worden sein [vgl. Tb]. Es darf davon ausgegangen werden, dass Wedekind seinen Brief von vornherein als offenen Brief konzipiert und dies mit František Zavřel entsprechend verabredet hat. Dafür sprechen mehrere Indizien (rhetorischer Gestus, inhaltliche Aspekte, die für Wedekind ungewöhnliche Abfassung in lateinischer Schrift ‒ für tschechische Muttersprachler leichter zugänglich als Kurrentschrift ‒ sowie die für eine solche Würdigung, wie der Brief sie bietet, ebenfalls ungewöhnliche Benutzung eines Bleistifts statt distinguierter Tinte, was für einen pragmatischen Umgang mit Blick auf die Übersetzung und Veröffentlichung als eigentlichem Zweck des Briefes spricht). Dafür, dass der Brief von vornherein als offener Brief gedacht war, sprechen nicht zuletzt die häufigen Treffen Wedekinds mit František Zavřel in Berlin. Wedekind hat den Regisseur seinem Tagebuch zufolge nicht nur während seines Kurzaufenthalts in Berlin (Abreise von München: 8.2.1914, zurück am 10.2.1914) am 9.2.1914 („Altes Café des Westens [...] Zawrel“) sowie auf der Durchreise zu einem Gastspiel (Ankunft in Berlin und Weiterfahrt nach Königsberg: 25.2.1914) am 25.2.1914 („Café des Westens mit Zavrel“) getroffen, sondern gegen Ende seines letzten Berlin-Aufenthalts (22. bis 31.3.1914) vor Abfassung des Briefes gleich zweimal ‒ am 29.3.1914 („Nachmittag bei Gsawrel“) und am 30.3.1914 („Elite Hotel mit [...] Sgsawrel“). Spätestens bei diesen Treffen dürfte der offene Brief verabredet worden sein..
Sehr verehrter Herr Zavrel František Zavřel, gemeinsam mit Georg Fuchs Direktor des Münchner Künstlertheaters, wo er auch als Oberregisseur tätig war [vgl. Neuer Theater-Almanach 1914, S. 563], sowie gemeinsam mit Ludwig Stärk Direktor am Theater am Nollendorfplatz in Berlin, dort ebenfalls Oberregisseur [vgl. Neuer Theater-Almanach 1914, S. 319], wohnte, seinerzeit ausgewiesen als Direktor des Münchner Künstlertheaters, in Berlin (Uhlandstraße 47) [vgl. Berliner Adreßbuch 1914, Teil I, S. 3600].!
Ihre künstlerische Arbeit und Ihre oft bewährte
künstlerische Kraft widmen Sie dem Versuch, das Drama „Erdgeist“ dem
tschechischen Theater Wedekinds „Erdgeist“ hatte unter dem Titel „Lulu“ am 18.4.1914 am tschechischen Intimen Theater in Prag (Smichow) unter der Regie von František Zavřel mit Ema Švandová als Lulu Premiere ‒ die erste Aufführung eines Wedekind-Stücks in tschechischer Sprache. „Wedekind auf der tschechischen Bühne“ war zunächst zwar angekündigt für das von Jaroslav Kvapil geleitete „Nationaltheater in Prag“ [Prager Tagblatt, Jg. 39, Nr. 68, 11.3.1914, Morgen-Ausgabe, S. 5], František Zavřel entschied sich dann aber für das Intime Theater (vermittelt durch Alexander Třebovsky). Die Presse meldete: „Wedekinds ‚Erdgeist‘ [...] wird demnächst nicht auf der Bühne des tschechischen Nationaltheaters, sondern am Smichower Intimen Theater seine Erstaufführung erleben, wobei Direktor Zavrel die Regie übernommen hat. ‚Erdgeist‘ stellt eine Neubearbeitung von ‚Lulu‘ dar, wie sie im Münchener Künstlertheater, dessen dekorative Einrichtung auch hier zur Verwendung kommt, über die Bretter ging. Regisseur A. F. Třebowsky weilte dieser Tage in Berlin, wo er im Auftrage seiner Direktion die Verhandlung mit Direktor Zavrel zu Ende führte.“ [Prager Tagblatt, Jg. 39, Nr. 83, 26.3.1914, Morgen-Ausgabe, S. 6] Wedekinds Kommen zur Premiere war angekündigt, er war dann aber verhindert: „Im tschechischen Intimen Theater fand gestern die Aufführung von Wedekinds ‚Lulu‘ statt, die von dem Berliner Regisseur Zavrel, einem gebürtigen Prager, inszeniert wurde. Wedekind, der für die czechische Uraufführung einen Prolog geschrieben hatte, wollte ursprünglich nach Prag kommen, mußte jedoch in Stuttgart seine Reise unterbrechen. Das Stück fand großen Beifall.“ [Aufführung von Wedekinds „Lulu“ in Prag. In: Grazer Tagblatt, Jg. 24, Nr. 91, 20.4.1914, Abend-Ausgabe, S. 2] zu übermitteln. Erlauben Sie mir, diese Ge
Ausser meinem Dank erlauben Sie mir noch einem innigen
Wunsche Ausdruck zu geben. Eine Anzahl junger Dramatiker
Mit schönstem Gruss
Ihr ergebener
Bestehend aus 6 Blatt, davon 8 Seiten beschrieben
München
4. April 1914 (Samstag)
Sicher
München
Datum unbekannt
Datum unbekannt
Památník národního písemnictví (Museum der tschechischen Literatur), Literaturarchiv (Prag)
Strahovské nádvoří 1/132
11838 Praha – Hradčany
Tschechien
Wir danken dem Museum der tschechischen Literatur (Prag) für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.
Frank Wedekind an František Zavřel, 4.4.1914. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (10.12.2025).
Ariane Martin