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Kennung: 1484

München, 22. September 1914 (Dienstag), Postkarte

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Kutscher, Artur

Inhalt

Feldpostkarte


An den Leutnant und Kompanieführer Dr. Artur Kutscher
Bayer. II. Armee korps.
19. Reserve Division
Infanterie Regiment Nr. 92.
III Bataillon Nr.

Abteilung Nr.

Kompanie Nr.

Eskadron

Batterie

Kolonne Nr.


Absender Name
Wohnung in   Straße Nr. |


Lieber Artur!

Hoffentlich trifft Dich diese Karte gesund und munter. Hier ist gar nichts los. Jakobi war am SamstagDer verwundet von der Westfront zurückgekehrte Hoftheaterschauspieler Bernhard von Jacobi war in geselliger Runde mit Wedekind am 19.9.1914 in der Torggelstube und zwar im Keller, im Raum von Max Halbes Kegelgesellschaft Unterströmung, wie Wedekind sarkastisch vermerkte: „T.St. Bernhardt von Jacoby mit Halbe und seiner Gesellschaft in den Bombensichern Katakomben.“ [Tb] Dort wurde eine Gruppenpostkarte an Artur Kutscher geschrieben [vgl. Wedekind, Joachim Friedenthal, Albert Goldschmidt, Bernhard von Jacobi, Lucy von Jacobi, Max Halbe, Wilhelm Herzog, Carl Georg von Maaßen, Heinrich Mann, Erich Mühsam, Jodocus Schmitz, Albert Steinrück an Artur Kutscher, 19.9.1914]. mit uns in der Torggelstube und zwar unten in der Kegelbahn, da sonst alle Lokale um 12 Uhrum 24 Uhr, die kriegsbedingte Sperrstunde in den Münchner Lokalen. geschlossen werden. Übermorgenam 24.9.1914, an dem Rudolf Eucken seinen Vortrag im Münchner Hotel Vier Jahreszeiten (Maximilianstraße 4) hielt, wie angekündigt war: „‚Unsere gerechte Sache‘. Ueber dieses Thema wird auf Einladung der Gesellschaft für ethische Kultur Geheimrat Rudolf Eucken aus Jena am Donnerstag, 24. September, im Konzertsaal der Vier Jahreszeiten einen Vortrag halten. Der mit dem Nobel-Preis gekrönte Gelehrte war als Austauschprofessor in Amerika tätig und stand vor Ausbruch des Krieges gerade im Begriff, eine Reise nach Japan anzutreten, um dort für das deutsche Geistesleben Interesse zu erwecken. Der Reinertrag des Vortrages wird dem Wohlfahrtsausschuß der Stadt München überwiesen.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 67, Nr. 482, 20.9.1914, Vorabendblatt, S. 3] Wedekind notierte am 24.9.1914: „Vortrag von Rudolf Eucken in Vier Jahreszeiten“ [Tb]. hält Prof. Eucken aus Jena einen Vortrag in den Jahreszeiten. Voraussichtlich folgt eine Zusammenkunft Nach dem Besuch von Rudolf Euckens Vortrag am 24.9.1914 im Hotel Vier Jahreszeiten ging Wedekind zunächst „mit Friedenthal“ [Tb] ins Hoftheaterrestaurant und anschließend mit Joachim Friedenthal, Albert Steinrück, Eugen Albu und Erich Mühsam in die Torggelstube: „TSt. mit Friedth Steinrück Albu Mühsam“ [Tb].darauf. Ich denke jetzt auf einige Tage in die SchweizWedekind reiste am 4.10.1914 ab nach Zürich [vgl. Tb], von dort am 6.10.1914 nach Lenzburg, wo seine Mutter wohnte und seine Schwester ihn am Bahnhof abholte: „Mati erwartet mich am Bahnhof. Abend mit Mama und Mati.“ [Tb] Er kehrte am 19.10.1914 aus der Schweiz zurück nach München [vgl. Tb]. zu gehen, meine alte Mutter und meine Schwester aus Paris besuchen. Mit äußerster Spannung erwarten wir den Ausgang der Schlacht bei ReimsDie Schlacht an der Aisne vom 12. bis 20.9.1914 und 25. bis 29.9.1914 markiert den Beginn des Stellungskrieges an der Westfront, wo Artur Kutscher stationiert war.. Laß es Dir gut gehn! Herzlichste Grüße auch von meiner Frau. Dein alter Frank Wedekind

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 14 x 9 cm. Feldpostkarte mit gedruckten Textfeldern.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Adressseite enthält den Aufdruck „No. 10“ und den überstempelten Hinweis „Aufgabestempel“ in rundem Feld. Die Postkarte ist nicht frankiert (da Feldpost).

Datum, Schreibort und Zustellweg

Das Datum des Poststempels ‒ 22.9.1914 ‒ darf als Schreibdatum angenommen werden.

Uhrzeit im Poststempel München: „3 – 4 N“ (= 15 bis 16 Uhr). Der genaue Empfangsort ist nicht eindeutig auszumachen. Artur Kutscher gehörte dem Reserve-Infanterie-Regiment 92 an, das an der Westfront eingesetzt war. Er war vom 12.9.1914 bis 3.2.1915 „in wechselnder Stellung“ [Kutscher 1960, S. 106] in der Nähe von Reims stationiert, am 26.9.1914 in Berru, ab dem 1.10.1914 in Nogent-l’Abesse [vgl. Kutscher 1915, S. 125-127], der vermutliche Empfangsort der Postkarte.

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
303-304
Briefnummer:
426
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Deutsches Literaturarchiv Marbach

Schillerhöhe 8-10
71672 Marbach am Neckar
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
A: Kutscher, Artur
Signatur des Dokuments:
A: Kutscher, 57.5404/4
Standort:
Deutsches Literaturarchiv Marbach (Marbach am Neckar)

Danksagung

Wir danken dem Deutschen Literaturarchiv Marbach für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Artur Kutscher, 22.9.1914. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

30.05.2024 14:42
Kennung: 1484

München, 22. September 1914 (Dienstag), Postkarte

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Kutscher, Artur
 
 

Inhalt

Feldpostkarte


An den Leutnant und Kompanieführer Dr. Artur Kutscher
Bayer. II. Armee korps.
19. Reserve Division
Infanterie Regiment Nr. 92.
III Bataillon Nr.

Abteilung Nr.

Kompanie Nr.

Eskadron

Batterie

Kolonne Nr.


Absender Name
Wohnung in   Straße Nr. |


Lieber Artur!

Hoffentlich trifft Dich diese Karte gesund und munter. Hier ist gar nichts los. Jakobi war am SamstagDer verwundet von der Westfront zurückgekehrte Hoftheaterschauspieler Bernhard von Jacobi war in geselliger Runde mit Wedekind am 19.9.1914 in der Torggelstube und zwar im Keller, im Raum von Max Halbes Kegelgesellschaft Unterströmung, wie Wedekind sarkastisch vermerkte: „T.St. Bernhardt von Jacoby mit Halbe und seiner Gesellschaft in den Bombensichern Katakomben.“ [Tb] Dort wurde eine Gruppenpostkarte an Artur Kutscher geschrieben [vgl. Wedekind, Joachim Friedenthal, Albert Goldschmidt, Bernhard von Jacobi, Lucy von Jacobi, Max Halbe, Wilhelm Herzog, Carl Georg von Maaßen, Heinrich Mann, Erich Mühsam, Jodocus Schmitz, Albert Steinrück an Artur Kutscher, 19.9.1914]. mit uns in der Torggelstube und zwar unten in der Kegelbahn, da sonst alle Lokale um 12 Uhrum 24 Uhr, die kriegsbedingte Sperrstunde in den Münchner Lokalen. geschlossen werden. Übermorgenam 24.9.1914, an dem Rudolf Eucken seinen Vortrag im Münchner Hotel Vier Jahreszeiten (Maximilianstraße 4) hielt, wie angekündigt war: „‚Unsere gerechte Sache‘. Ueber dieses Thema wird auf Einladung der Gesellschaft für ethische Kultur Geheimrat Rudolf Eucken aus Jena am Donnerstag, 24. September, im Konzertsaal der Vier Jahreszeiten einen Vortrag halten. Der mit dem Nobel-Preis gekrönte Gelehrte war als Austauschprofessor in Amerika tätig und stand vor Ausbruch des Krieges gerade im Begriff, eine Reise nach Japan anzutreten, um dort für das deutsche Geistesleben Interesse zu erwecken. Der Reinertrag des Vortrages wird dem Wohlfahrtsausschuß der Stadt München überwiesen.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 67, Nr. 482, 20.9.1914, Vorabendblatt, S. 3] Wedekind notierte am 24.9.1914: „Vortrag von Rudolf Eucken in Vier Jahreszeiten“ [Tb]. hält Prof. Eucken aus Jena einen Vortrag in den Jahreszeiten. Voraussichtlich folgt eine Zusammenkunft Nach dem Besuch von Rudolf Euckens Vortrag am 24.9.1914 im Hotel Vier Jahreszeiten ging Wedekind zunächst „mit Friedenthal“ [Tb] ins Hoftheaterrestaurant und anschließend mit Joachim Friedenthal, Albert Steinrück, Eugen Albu und Erich Mühsam in die Torggelstube: „TSt. mit Friedth Steinrück Albu Mühsam“ [Tb].darauf. Ich denke jetzt auf einige Tage in die SchweizWedekind reiste am 4.10.1914 ab nach Zürich [vgl. Tb], von dort am 6.10.1914 nach Lenzburg, wo seine Mutter wohnte und seine Schwester ihn am Bahnhof abholte: „Mati erwartet mich am Bahnhof. Abend mit Mama und Mati.“ [Tb] Er kehrte am 19.10.1914 aus der Schweiz zurück nach München [vgl. Tb]. zu gehen, meine alte Mutter und meine Schwester aus Paris besuchen. Mit äußerster Spannung erwarten wir den Ausgang der Schlacht bei ReimsDie Schlacht an der Aisne vom 12. bis 20.9.1914 und 25. bis 29.9.1914 markiert den Beginn des Stellungskrieges an der Westfront, wo Artur Kutscher stationiert war.. Laß es Dir gut gehn! Herzlichste Grüße auch von meiner Frau. Dein alter Frank Wedekind

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 14 x 9 cm. Feldpostkarte mit gedruckten Textfeldern.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Adressseite enthält den Aufdruck „No. 10“ und den überstempelten Hinweis „Aufgabestempel“ in rundem Feld. Die Postkarte ist nicht frankiert (da Feldpost).

Datum, Schreibort und Zustellweg

Das Datum des Poststempels ‒ 22.9.1914 ‒ darf als Schreibdatum angenommen werden.

Uhrzeit im Poststempel München: „3 – 4 N“ (= 15 bis 16 Uhr). Der genaue Empfangsort ist nicht eindeutig auszumachen. Artur Kutscher gehörte dem Reserve-Infanterie-Regiment 92 an, das an der Westfront eingesetzt war. Er war vom 12.9.1914 bis 3.2.1915 „in wechselnder Stellung“ [Kutscher 1960, S. 106] in der Nähe von Reims stationiert, am 26.9.1914 in Berru, ab dem 1.10.1914 in Nogent-l’Abesse [vgl. Kutscher 1915, S. 125-127], der vermutliche Empfangsort der Postkarte.

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
303-304
Briefnummer:
426
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Deutsches Literaturarchiv Marbach

Schillerhöhe 8-10
71672 Marbach am Neckar
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
A: Kutscher, Artur
Signatur des Dokuments:
A: Kutscher, 57.5404/4
Standort:
Deutsches Literaturarchiv Marbach (Marbach am Neckar)

Danksagung

Wir danken dem Deutschen Literaturarchiv Marbach für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Artur Kutscher, 22.9.1914. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
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Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

30.05.2024 14:42