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Kennung: 1454

Nürnberg, 16. Januar 1906 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Meßthaler, Emil

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Intimes Theater
in Nürnberg.


Eigentümer und Direktor:
Emil Messthaler.


Telefonruf No. 328.


Nürnberg, den 16.I. 1906


Lieber Herr Wedekind.

Bestätige dankend den Empfang Ihrer frdl. Zeilen vom 15.nicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Emil Meßthaler, 15.1.1906. crt An den Eröffnungsabenden möchte ich 2 Novitätenan einem Abend die Uraufführung von Wedekinds Einakter „Totentanz“ (siehe unten) und die Nürnberger Premiere der zweiaktigen Tragikomödie „Das Gnadenbrot“ (1848, in deutscher Übersetzung1897) von Iwan Sergejewitsch Turgenew, die zuerst gespielt wurde [vgl. KSA 6, S. 672]. bringen, Totentanz und Das Gnadenbrot (Turgenieff) Paßt Ihnen das?Emil Meßthaler suchte Wedekinds Gastspiel am Intimen Theater in Nürnberg zu verabreden, das vom 2. bis 4.5.1906 stattfand und bei dem „Totentanz“ uraufgeführt wurde (an allen drei Tagen gespielt), wie Wedekind am 2.5.1906 notierte: „4 Uhr Ankunft in Nürnberg. 10 Uhr Probe. Nachmittags geschlafen. [...] Uraufführung von Totentanz.“ [Tb] Frank und Tilly Wedekind sind am Tag ihrer Heirat dem Tagebuch zufolge am 1.5.1906 abends mit dem Nachtzug von Berlin abgereist („Fahrt nach Nürnberg“) und fuhren nach ihrem „Totentanz“-Gastspiel in Nürnberg am 5.5.1906 zurück („Rückfahrt nach Berlin“). In der Zeit vom 1 – 7 Mai Kammersänger & Liebestrank einzustudiren ist unmög leider unmöglich, da gleichzeitig ein neues Stück für die folgende Woche probirt werden muß.

Ein höheres Honorar wie Stollbergals Georg Stollberg, Direktor des Münchner Schauspielhauses [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 485]. für Gastspiele in einem abendfüllenden Stück, könnte ich für Gastspiele in einem Einakter – für 6 Abende – nicht bezahlen. Ich offerire Ihnen für die 6 Abende 300 Mark. Sollten Sie diese Offerte nicht acceptiren wollen, bitte ich Sie als Kasti Piani am 1. 2 & 3. Mai für 100 Mark pro Abend zu gastiren.

Ich glaube  „Totentanz“  ist gut besetztGrethe Ilm (sie spielte die Rolle der Elfriede von Malchus), Anny Keßler (sie wurde nicht besetzt) und Anton Edthofer (er spielte die Rolle des Herrn König) waren Ensemblemitglieder des Intimen Theater in Nürnberg [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 498]. Frank Wedekind spielte in der Nürnberger „Totentanz“-Inszenierung (siehe oben) unter der Regie von Emil Meßthaler die Rolle des Casti Piani, Tilly Wedekind die Rolle der Lisiska [vgl. KSA 6, S. 672]. |

Elfriede – Grete Ilm, (ein Kreuzung von Else LehmannSchauspielerin am Berliner Lessingtheater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 274]. oder Hilde WrangelFigur aus Henrik Ibsens Schauspiel „Baumeister Solneß“ (1893). und Eysoldt oder SchiffGertrud Eysoldt, Schauspielerin am Deutschen Theater zu Berlin [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 227], hatte am 17.12.1902 in der Berliner „Erdgeist“-Premiere am Kleinen Theater erfolgreich die Rolle der Lulu gespielt, Else Schiff, inzwischen Schauspielerin am Berliner Lessingtheater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 274], hat bei der Uraufführung der Tragödie „Die Büchse der Pandora“ am 1.2.1904 im Intimen Theater in Nürnberg als Lulu auf der Bühne gestanden.)

Herr König – Edthofer (der in Hidalla den BrühlWalo Freiherr von Brühl, Figur im Schauspiel „Hidalla“ (1904), das am 25.3.1905 am Intimen Theater in Nürnberg unter der Leitung von Emil Meßthaler über die Bühne ging und 23 Vorstellungen erreichte [vgl. KSA 6, S. 536]. spielte)

Lisiska – Anny Keßler (sehr sympathisches Geschöpf, das kindlich wirktd.).

Falls uns die öffentliche Aufführung von „Totentanz“ verboten würde„Totentanz“ konnte am 2.5.1906 „in Nürnberg anstandslos über die Bühne gehen“ [KSA 6, S. 668]. – nach der Ankündigung der Premiere – müßten wir das Gastspiel auf um eine Woche verschieben, damit wir Zeit zur Vorbereitung des SubscriptionsschwindelsSubskriptionsvorstellungen waren bei einem Verbot öffentlicher Aufführung durch die Zensur die Alternative, um ein Stück auf die Bühne zu bringen. gewinnen.

Ihrer frdl. Rückäußerung entgegensehend
mit herzl. Grüßen
Ihr
E Meßthaler

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 22,5 x 28,5 cm. Mit gedrucktem Briefkopf. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Seite 1 ist links neben dem Briefkopf mit einer Fotografie (Herstellernachweis: „MRCo.“) des Innenraums des Intimen Theaters in Nürnberg bedruckt. Wedekind hat auf Seite 2 rechts unten mit blauem Buntstift das Datum 16.1.6. notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Nürnberg
    16. Januar 1906 (Dienstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Nürnberg
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 114
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Emil Meßthaler an Frank Wedekind, 16.1.1906. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

13.11.2023 12:21
Kennung: 1454

Nürnberg, 16. Januar 1906 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Meßthaler, Emil

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Intimes Theater
in Nürnberg.


Eigentümer und Direktor:
Emil Messthaler.


Telefonruf No. 328.


Nürnberg, den 16.I. 1906


Lieber Herr Wedekind.

Bestätige dankend den Empfang Ihrer frdl. Zeilen vom 15.nicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Emil Meßthaler, 15.1.1906. crt An den Eröffnungsabenden möchte ich 2 Novitätenan einem Abend die Uraufführung von Wedekinds Einakter „Totentanz“ (siehe unten) und die Nürnberger Premiere der zweiaktigen Tragikomödie „Das Gnadenbrot“ (1848, in deutscher Übersetzung1897) von Iwan Sergejewitsch Turgenew, die zuerst gespielt wurde [vgl. KSA 6, S. 672]. bringen, Totentanz und Das Gnadenbrot (Turgenieff) Paßt Ihnen das?Emil Meßthaler suchte Wedekinds Gastspiel am Intimen Theater in Nürnberg zu verabreden, das vom 2. bis 4.5.1906 stattfand und bei dem „Totentanz“ uraufgeführt wurde (an allen drei Tagen gespielt), wie Wedekind am 2.5.1906 notierte: „4 Uhr Ankunft in Nürnberg. 10 Uhr Probe. Nachmittags geschlafen. [...] Uraufführung von Totentanz.“ [Tb] Frank und Tilly Wedekind sind am Tag ihrer Heirat dem Tagebuch zufolge am 1.5.1906 abends mit dem Nachtzug von Berlin abgereist („Fahrt nach Nürnberg“) und fuhren nach ihrem „Totentanz“-Gastspiel in Nürnberg am 5.5.1906 zurück („Rückfahrt nach Berlin“). In der Zeit vom 1 – 7 Mai Kammersänger & Liebestrank einzustudiren ist unmög leider unmöglich, da gleichzeitig ein neues Stück für die folgende Woche probirt werden muß.

Ein höheres Honorar wie Stollbergals Georg Stollberg, Direktor des Münchner Schauspielhauses [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 485]. für Gastspiele in einem abendfüllenden Stück, könnte ich für Gastspiele in einem Einakter – für 6 Abende – nicht bezahlen. Ich offerire Ihnen für die 6 Abende 300 Mark. Sollten Sie diese Offerte nicht acceptiren wollen, bitte ich Sie als Kasti Piani am 1. 2 & 3. Mai für 100 Mark pro Abend zu gastiren.

Ich glaube  „Totentanz“  ist gut besetztGrethe Ilm (sie spielte die Rolle der Elfriede von Malchus), Anny Keßler (sie wurde nicht besetzt) und Anton Edthofer (er spielte die Rolle des Herrn König) waren Ensemblemitglieder des Intimen Theater in Nürnberg [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 498]. Frank Wedekind spielte in der Nürnberger „Totentanz“-Inszenierung (siehe oben) unter der Regie von Emil Meßthaler die Rolle des Casti Piani, Tilly Wedekind die Rolle der Lisiska [vgl. KSA 6, S. 672]. |

Elfriede – Grete Ilm, (ein Kreuzung von Else LehmannSchauspielerin am Berliner Lessingtheater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 274]. oder Hilde WrangelFigur aus Henrik Ibsens Schauspiel „Baumeister Solneß“ (1893). und Eysoldt oder SchiffGertrud Eysoldt, Schauspielerin am Deutschen Theater zu Berlin [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 227], hatte am 17.12.1902 in der Berliner „Erdgeist“-Premiere am Kleinen Theater erfolgreich die Rolle der Lulu gespielt, Else Schiff, inzwischen Schauspielerin am Berliner Lessingtheater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 274], hat bei der Uraufführung der Tragödie „Die Büchse der Pandora“ am 1.2.1904 im Intimen Theater in Nürnberg als Lulu auf der Bühne gestanden.)

Herr König – Edthofer (der in Hidalla den BrühlWalo Freiherr von Brühl, Figur im Schauspiel „Hidalla“ (1904), das am 25.3.1905 am Intimen Theater in Nürnberg unter der Leitung von Emil Meßthaler über die Bühne ging und 23 Vorstellungen erreichte [vgl. KSA 6, S. 536]. spielte)

Lisiska – Anny Keßler (sehr sympathisches Geschöpf, das kindlich wirktd.).

Falls uns die öffentliche Aufführung von „Totentanz“ verboten würde„Totentanz“ konnte am 2.5.1906 „in Nürnberg anstandslos über die Bühne gehen“ [KSA 6, S. 668]. – nach der Ankündigung der Premiere – müßten wir das Gastspiel auf um eine Woche verschieben, damit wir Zeit zur Vorbereitung des SubscriptionsschwindelsSubskriptionsvorstellungen waren bei einem Verbot öffentlicher Aufführung durch die Zensur die Alternative, um ein Stück auf die Bühne zu bringen. gewinnen.

Ihrer frdl. Rückäußerung entgegensehend
mit herzl. Grüßen
Ihr
E Meßthaler

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 22,5 x 28,5 cm. Mit gedrucktem Briefkopf. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Seite 1 ist links neben dem Briefkopf mit einer Fotografie (Herstellernachweis: „MRCo.“) des Innenraums des Intimen Theaters in Nürnberg bedruckt. Wedekind hat auf Seite 2 rechts unten mit blauem Buntstift das Datum 16.1.6. notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Nürnberg
    16. Januar 1906 (Dienstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Nürnberg
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 114
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Emil Meßthaler an Frank Wedekind, 16.1.1906. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

13.11.2023 12:21