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Telefonruf 1274.
München, den 26. September
Lieber Herr
ich kann Ihnen die ohne sie gelesen zu haben. Vielleicht
nehmen Sie Gelegenheit, dieses sehr charakteristische Merkmal meiner
Production, das Sie nun auch aus eigener Erfahrung bestätigen können, in
Sie führen die Modernität der „eine
Zeile von mir in einer Deutschen Zeitschrift erschienen ist. Mit
Scenen aus Frühlings Erwachen und Erdgeist machte ich seinerzeit den Versuch
bei mehreren Zeitschriften, selbstverständlich umsonst, da die beiden Bücher
erst nach ihrem Erscheinen modern wurden, während sie sich vorher zu dem, was
man damals modern nannte in conträren Gegensatz stellten. Obschon ich nun
täglich von Zeitschriften Aufforderungen zur Mitarbeiterschaft erhalte, habe
ich mich doch seit Jahren nicht eine derselben mehr beantwortet, da ich
im Voraus weiß daß es umsonst ist. Mit Ihnen machte ich auf Ihr wiederholtes
Drängen hin eine Ausnahme und finde meine alte Erfahrung ganz unnötiger Weise
bestätigt.
das Beste geschickt, was
mir zur Verfügung steht. Es erscheint mir nun nur als eine kläglich lächerliche
Ironie, daß eine Zeitschrift meine Arbeiten in einem Artikel würdigen will, der
meine besten Arbeiten zu schlecht sind. Consequent gedacht, dürften Sie über
mich nicht eher schreiben, bevor Sie nicht über sämmtliche Ihrer stehenden
Mitarbeiter würdigende Artikel veröffentlicht hätten. Ich bitte Sie daher auch
in allem Ernst, den Artikel über mich lieber ungedruckt zu lassen,
vorausgesetzt, daß er mich nicht abfällig beurtheilt, da er mir sonst nur einen
sehr bitteren Eindruck hinterlassen würde. Sie werden mich nun, a propos Beiträge, an meine Novellen
in der Fürstin Russalka erinnern. Diese Novellen sind aber durchweg künstlerisch
wertlose Handwerksarbeit die ich unter dem stärksten Druck ungünstiger
Verhältnisse fabrizirte und auf die ich jetzt unmöglich wieder zurückgreifen
könnte.
Hätte ich nicht zufällig eine halbe Stunde Muße
gehabt, so wäre Ihnen diese lange
Wenn Sie mir trotzdem einen Gefallen erweisen
wollten, dann
Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben
München
26. September 1898 (Montag)
Sicher
München
Datum unbekannt
Datum unbekannt
Hochschul- und Landesbibliothek RheinMain
Rheinstraße 55-57
D-65185 Wiesbaden
Deutschland
Wir danken der Hochschul- und Landesbibliothek RheinMain (Wiesbaden) für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.
Frank Wedekind an Ludwig Jacobowski, 26.9.1898. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (18.11.2025).
Ariane Martin