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Kennung: 1375

Tokio, 6. Juni 1913 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Nogami, Toyoichiro

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Tokio, 6. Juni 1913.


Sehr geehrter Herr!

Ihre liebenswürdige Antwortvgl. Wedekinds Brief an Nogami vom 30.3.1913. habe ich mit grosser Freude gelesen. Für Ihre grossmutiges Nachkommen zu meinem Wunsche, möchte ich in diesen Zeilen meinen herzlichsten Dank ausdrucken. Das prachtvolle Buch und die netten Bilder von Ihnen haben mich über die Massen gefreut. Dafür möchte ich noch vielmals Dank abstatten. Ich schätze es besonders hoch dass mir ein solches Wohlwollen von einem von mir hochgeehrten Schriftsteller zuteil geworden ist. | Sie wünschen einen gedrückten Beleg dafür dass Ihr Werk in einer hiesigen Universität gelesen wird. Wenn ich auch dafür Mühe gegeben habe, einen solchen zu bekommen, ist es leider vergeblich geblieben, denn bei uns gibt es überhaupt keinen derartigen Lehrplan worin die einzelnen Lehrbücher angezeigt sind. Aber, ich möcht diese Gelengenheit benutzen, Ihnen etwas näheres über die Sache mitzuteilen.

Dr. K. YamakishiTrotz der abweichenden Schreibweise des Namens kann hier nur der japanische Germanist Mitsunobu Yamagishi gemeint sein, ein Kollege Nogamis, der seit 1911 Professor für Deutsche Sprache und Literatur an der Waseda-Universität in Tokio war. Über seine Vorlesungstätigkeit der Jahre 1912/13 konnte nichts ermittelt werden. Yamagishi hat später über Wedekind publiziert [vgl. M. Yamagishi: Frank Wedekind. In: Teikokubungaku 24 (1918), H. 6, S. 1-36]. las schon ein Jahr, an der literarischen Fakultät der Waseda UniversitätDie private Waseda-Universität (Tokio) wurde 1882 von dem Staatsmann Graf Shigenobu Okuma gegründet. (gegrundet von Graf. Okuma) Ihr „So Ist Das Leben“ vor. |

Was meine Übersetzung anbetrifft, ist sie schon in grossen Zügen vollendet. Da ich aber noch nicht gut mit den Einzelheiten der deutschen Sitten anvertraut bin, finde ich mich ab und zu in Unsicherheiten über die Wahl der passenden Wörter oder Redensarten. Um etwaige Fehler in dieser Hinsicht zu vermeiden, habe ich einen Ihrer hiesigen Landsmänner, Herrn Dr. E. WalterDer Anglist Erwin Walter aus Berlin war von 1910 bis Frühjahr 1913 Lektor für deutsche Sprache und Literatur am Seminar für fremde Sprachen der Kaiserlichen Universität in Tokio. zum Rat gezogen. Jedensfalls hoffe ich meine ÜbersetzungGemeint ist hier offenbar der Vorabdruck von Nogamis japanischer Übersetzung von „Frühlings Erwachen“, der im Sommer 1913 in der Tageszeitung Yomiuri“ erschien. Zu den verschiedenen Fassungen der Übersetzung vgl. Nogamis Brief an Wedekind vom 7.3.1913. durchzuführen so gut wie es mir liegt. Ubrigens muss ich gestehen, dass mir die englische Übersetzung von | Herrn F. J. Ziegler nicht ganz tadellos erscheint.

Meine Übersetzung wird spätestens Anfang Juli herausgegeben werden. Dann würde ich die grosse Freude haben Ihnen den ersten Exemplar überreichen zu können. Um noch meinem dankbaren Gefühl einen Ausdruck zu geben, wünsche ich Ihnen einigen alten HolzschnittDie Beilage ist nicht erhalten. mit Theaterbildern zum bescheidenen Geschenk anzubieten, die hoffentlich Ihnen gefallen würden.

Unter Ihren andern Werken, gibt es noch Viele, die ich später gern übersetzen möchte, wenn es Ihren gefallen würde.

Indem ich nochmals für Ihr liebenswürdigstes Entgegenkommen meinen innigsten Dank ausspreche, verbleibe ich
Ihr ergebenster
Toyo Nogami.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13 x 17 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Seiten 2 bis 4 sind am oberen Blattrand rechts von Schreiberhand nummeriert. Auf Seite 1 ist das Datum von fremder Hand (Wedekind?) mit blauem Buntstift unterstrichen.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Tokio
    6. Juni 1913 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    Tokio
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 120
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Toyoichiro Nogami an Frank Wedekind, 6.6.1913. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Zuletzt aktualisiert

09.07.2024 12:19
Kennung: 1375

Tokio, 6. Juni 1913 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Nogami, Toyoichiro

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Tokio, 6. Juni 1913.


Sehr geehrter Herr!

Ihre liebenswürdige Antwortvgl. Wedekinds Brief an Nogami vom 30.3.1913. habe ich mit grosser Freude gelesen. Für Ihre grossmutiges Nachkommen zu meinem Wunsche, möchte ich in diesen Zeilen meinen herzlichsten Dank ausdrucken. Das prachtvolle Buch und die netten Bilder von Ihnen haben mich über die Massen gefreut. Dafür möchte ich noch vielmals Dank abstatten. Ich schätze es besonders hoch dass mir ein solches Wohlwollen von einem von mir hochgeehrten Schriftsteller zuteil geworden ist. | Sie wünschen einen gedrückten Beleg dafür dass Ihr Werk in einer hiesigen Universität gelesen wird. Wenn ich auch dafür Mühe gegeben habe, einen solchen zu bekommen, ist es leider vergeblich geblieben, denn bei uns gibt es überhaupt keinen derartigen Lehrplan worin die einzelnen Lehrbücher angezeigt sind. Aber, ich möcht diese Gelengenheit benutzen, Ihnen etwas näheres über die Sache mitzuteilen.

Dr. K. YamakishiTrotz der abweichenden Schreibweise des Namens kann hier nur der japanische Germanist Mitsunobu Yamagishi gemeint sein, ein Kollege Nogamis, der seit 1911 Professor für Deutsche Sprache und Literatur an der Waseda-Universität in Tokio war. Über seine Vorlesungstätigkeit der Jahre 1912/13 konnte nichts ermittelt werden. Yamagishi hat später über Wedekind publiziert [vgl. M. Yamagishi: Frank Wedekind. In: Teikokubungaku 24 (1918), H. 6, S. 1-36]. las schon ein Jahr, an der literarischen Fakultät der Waseda UniversitätDie private Waseda-Universität (Tokio) wurde 1882 von dem Staatsmann Graf Shigenobu Okuma gegründet. (gegrundet von Graf. Okuma) Ihr „So Ist Das Leben“ vor. |

Was meine Übersetzung anbetrifft, ist sie schon in grossen Zügen vollendet. Da ich aber noch nicht gut mit den Einzelheiten der deutschen Sitten anvertraut bin, finde ich mich ab und zu in Unsicherheiten über die Wahl der passenden Wörter oder Redensarten. Um etwaige Fehler in dieser Hinsicht zu vermeiden, habe ich einen Ihrer hiesigen Landsmänner, Herrn Dr. E. WalterDer Anglist Erwin Walter aus Berlin war von 1910 bis Frühjahr 1913 Lektor für deutsche Sprache und Literatur am Seminar für fremde Sprachen der Kaiserlichen Universität in Tokio. zum Rat gezogen. Jedensfalls hoffe ich meine ÜbersetzungGemeint ist hier offenbar der Vorabdruck von Nogamis japanischer Übersetzung von „Frühlings Erwachen“, der im Sommer 1913 in der Tageszeitung Yomiuri“ erschien. Zu den verschiedenen Fassungen der Übersetzung vgl. Nogamis Brief an Wedekind vom 7.3.1913. durchzuführen so gut wie es mir liegt. Ubrigens muss ich gestehen, dass mir die englische Übersetzung von | Herrn F. J. Ziegler nicht ganz tadellos erscheint.

Meine Übersetzung wird spätestens Anfang Juli herausgegeben werden. Dann würde ich die grosse Freude haben Ihnen den ersten Exemplar überreichen zu können. Um noch meinem dankbaren Gefühl einen Ausdruck zu geben, wünsche ich Ihnen einigen alten HolzschnittDie Beilage ist nicht erhalten. mit Theaterbildern zum bescheidenen Geschenk anzubieten, die hoffentlich Ihnen gefallen würden.

Unter Ihren andern Werken, gibt es noch Viele, die ich später gern übersetzen möchte, wenn es Ihren gefallen würde.

Indem ich nochmals für Ihr liebenswürdigstes Entgegenkommen meinen innigsten Dank ausspreche, verbleibe ich
Ihr ergebenster
Toyo Nogami.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13 x 17 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Seiten 2 bis 4 sind am oberen Blattrand rechts von Schreiberhand nummeriert. Auf Seite 1 ist das Datum von fremder Hand (Wedekind?) mit blauem Buntstift unterstrichen.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Tokio
    6. Juni 1913 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    Tokio
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 120
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Toyoichiro Nogami an Frank Wedekind, 6.6.1913. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Zuletzt aktualisiert

09.07.2024 12:19