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Kennung: 1366

Berlin, 22. Dezember 1905 (Freitag), Kartenbrief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Koautoren*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Orloff, Ida

Inhalt

Berlin N.W.
Thomasiusstrasse 15Ida Orloff wohnte, gemeldet unter ihrem Namen Ida Siegler von Eberswald, mit ihrer verwitweten Mutter in einer Hinterhauswohnung in Moabit (Thomasiusstraße 15, Gartenhaus II) [vgl. Berliner Adreßbuch 1906, Teil I, S. 2154]. Gerhart Hauptmann notierte dazu: „Gestern bei Ida Orloff. [...] Ihre Umgebung, Hinterhaus, ist ärmlich: eine Ärmlichkeit, die sie nicht zu merken scheint, die aber die Traurigkeit ihres Wesens, ihr selbst unbewusst, nährt.“ [Tb Hauptmann, 30.1.1906]
Zweites Gartenhaus
Fräulein Iduschka Orloff |


Liebe Iduschka! Ich muß voraussichtlich eine Woche zu Hause bleibenTilly Newes wohnte in Berlin in der Pension von Marie Hönike (Albrechtstraße 11) [vgl. Berliner Adreßbuch 1906, Teil I, S. 897], Wedekind um die Ecke in der Pension Nolte (Schiffbauerdamm 6) [vgl. Berliner Adreßbuch 1906, Teil I, S. 1598].. Wenn es Dir so nicht zu langweilig ist, mir ist es jedenfalls sehr angenehm, wenn Du kommstIda Orloff besuchte ihre Freundin Tilly Newes an einem der folgenden Abende und konstatierte „Fieber“ [Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 1.1.1906].. Es ist wirklich vorläufig nur eine ErkältungTilly Newes, am Kleinen Theater (Direktion: Victor Barnowsky) als Schauspielerin engagiert, war erkrankt, wie die Presse meldete: „Im Kleinen Theater geht heute wegen Erkrankung des Fräuleins Tilly Niemann-Newes an Stelle des ‚Marquis von Keith‘ Gorkis ‚Nachtasyl‘ in Szene.“ [Berliner Volks-Zeitung, Jg. 53, Nr. 600, 22.12.1905, Abendblatt, S. (2)] Wedekind hat ihr Befinden mitsamt ärztlicher Behandlung im Tagebuch notiert – am 17.12.1905 („Tilli [...] hat starkes Fieber“), 18.12.1905 („Tilli leidet an Angina“), 20.12.1905 („Sie hat starkes Fieber“), 23.12.1905 („T hat eine Mittelohrentzündung, wird geschnitten. Abends fahr ich mit ihr zu Dr. Flatau“), 24.12.1905 („Fahre mit Tilly zu Dr. Flatau. Sie leidet fürchterlich auf dem Heimweg und zu Hause. Ich bleibe bis 9 Uhr bei ihr“), 25.12.1905 („Fahre mit Tilli zu Dr. Flatau“), 29.12.1905 („mit Tilly beim Arzt“) und 30.12.1905 („Ich begleite Tilli zum Arzt“)..

Herzlichen Gruß

Deine Tillydie beiden von Tilly Newes in diesem Kartenbrief eigenhändig geschriebenen Worte.


Verehrtes gnädiges Fräulein! |

Ich danke Ihnen sehr für Ihre liebenswürdige AufforderungHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Ida Orloff an Wedekind, 21.12.1905. Sie zu besuchenWedekind war mit Tilly Newes am 31.12.1905 zu Gast bei Ida Orloff (siehe oben): „Silvester. Den Abend verbringe ich mit Tilli bei Iduschka Orlov.“ [Tb]. Zu meinem Bedauern höre ich, daß auch Sie gezwungen waren, sich niederzulegen. Vor einigen TagenDatum der genannten Begegnung Wedekinds mit Gerhart Hauptmann nicht belegt. schwärmteGerhart Hauptmann war Ida Orloff „verfallen“ [Leppmann 1989, S. 239] und hatte mit ihr eine Liebesaffäre. mir Hauptmann von Ihnen vor und ich war glücklich ihm in seinem Lobe beistimmen zu können.

Ergebensten Gruß
FWedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 12,5 x 8 cm.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Empfängeradresse hat Wedekind geschrieben, auch den Mitteilungstext von Tilly Newes, den sie dann unterschrieben hat. Der Kartenbrief ist mit einer Briefmarke (um etwa 90 Grad nach rechts gedreht aufgeklebt) von 5 Pfennig frankiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Das Datum des Postausgangsstempels ‒ 22.12.1905 ‒ darf als Schreibdatum angenommen werden.

Uhrzeit im Postausgangstempel Berlin: „11 ‒ 12 N“ (23 bis 24 Uhr). Uhrzeit im Posteingangsstempel Berlin nicht lesbar.

Informationen zum Standort

Staatsbibliothek zu Berlin ‒ Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Potsdamer Straße 33
10785 Berlin
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Handschriftensammlung
Signatur des Dokuments:
Autogr. I / 3072-2
Standort:
Staatsbibliothek zu Berlin ‒ Stiftung Preußischer Kulturbesitz (Berlin)

Danksagung

Wir danken der Staatsbibliothek zu Berlin ‒ Preußischer Kulturbesitz für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind, Tilly Wedekind an Ida Orloff, 22.12.1905. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

14.09.2023 11:43
Kennung: 1366

Berlin, 22. Dezember 1905 (Freitag), Kartenbrief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Koautoren*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Orloff, Ida
 
 

Inhalt

Berlin N.W.
Thomasiusstrasse 15Ida Orloff wohnte, gemeldet unter ihrem Namen Ida Siegler von Eberswald, mit ihrer verwitweten Mutter in einer Hinterhauswohnung in Moabit (Thomasiusstraße 15, Gartenhaus II) [vgl. Berliner Adreßbuch 1906, Teil I, S. 2154]. Gerhart Hauptmann notierte dazu: „Gestern bei Ida Orloff. [...] Ihre Umgebung, Hinterhaus, ist ärmlich: eine Ärmlichkeit, die sie nicht zu merken scheint, die aber die Traurigkeit ihres Wesens, ihr selbst unbewusst, nährt.“ [Tb Hauptmann, 30.1.1906]
Zweites Gartenhaus
Fräulein Iduschka Orloff |


Liebe Iduschka! Ich muß voraussichtlich eine Woche zu Hause bleibenTilly Newes wohnte in Berlin in der Pension von Marie Hönike (Albrechtstraße 11) [vgl. Berliner Adreßbuch 1906, Teil I, S. 897], Wedekind um die Ecke in der Pension Nolte (Schiffbauerdamm 6) [vgl. Berliner Adreßbuch 1906, Teil I, S. 1598].. Wenn es Dir so nicht zu langweilig ist, mir ist es jedenfalls sehr angenehm, wenn Du kommstIda Orloff besuchte ihre Freundin Tilly Newes an einem der folgenden Abende und konstatierte „Fieber“ [Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 1.1.1906].. Es ist wirklich vorläufig nur eine ErkältungTilly Newes, am Kleinen Theater (Direktion: Victor Barnowsky) als Schauspielerin engagiert, war erkrankt, wie die Presse meldete: „Im Kleinen Theater geht heute wegen Erkrankung des Fräuleins Tilly Niemann-Newes an Stelle des ‚Marquis von Keith‘ Gorkis ‚Nachtasyl‘ in Szene.“ [Berliner Volks-Zeitung, Jg. 53, Nr. 600, 22.12.1905, Abendblatt, S. (2)] Wedekind hat ihr Befinden mitsamt ärztlicher Behandlung im Tagebuch notiert – am 17.12.1905 („Tilli [...] hat starkes Fieber“), 18.12.1905 („Tilli leidet an Angina“), 20.12.1905 („Sie hat starkes Fieber“), 23.12.1905 („T hat eine Mittelohrentzündung, wird geschnitten. Abends fahr ich mit ihr zu Dr. Flatau“), 24.12.1905 („Fahre mit Tilly zu Dr. Flatau. Sie leidet fürchterlich auf dem Heimweg und zu Hause. Ich bleibe bis 9 Uhr bei ihr“), 25.12.1905 („Fahre mit Tilli zu Dr. Flatau“), 29.12.1905 („mit Tilly beim Arzt“) und 30.12.1905 („Ich begleite Tilli zum Arzt“)..

Herzlichen Gruß

Deine Tillydie beiden von Tilly Newes in diesem Kartenbrief eigenhändig geschriebenen Worte.


Verehrtes gnädiges Fräulein! |

Ich danke Ihnen sehr für Ihre liebenswürdige AufforderungHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Ida Orloff an Wedekind, 21.12.1905. Sie zu besuchenWedekind war mit Tilly Newes am 31.12.1905 zu Gast bei Ida Orloff (siehe oben): „Silvester. Den Abend verbringe ich mit Tilli bei Iduschka Orlov.“ [Tb]. Zu meinem Bedauern höre ich, daß auch Sie gezwungen waren, sich niederzulegen. Vor einigen TagenDatum der genannten Begegnung Wedekinds mit Gerhart Hauptmann nicht belegt. schwärmteGerhart Hauptmann war Ida Orloff „verfallen“ [Leppmann 1989, S. 239] und hatte mit ihr eine Liebesaffäre. mir Hauptmann von Ihnen vor und ich war glücklich ihm in seinem Lobe beistimmen zu können.

Ergebensten Gruß
FWedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 12,5 x 8 cm.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Empfängeradresse hat Wedekind geschrieben, auch den Mitteilungstext von Tilly Newes, den sie dann unterschrieben hat. Der Kartenbrief ist mit einer Briefmarke (um etwa 90 Grad nach rechts gedreht aufgeklebt) von 5 Pfennig frankiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Das Datum des Postausgangsstempels ‒ 22.12.1905 ‒ darf als Schreibdatum angenommen werden.

Uhrzeit im Postausgangstempel Berlin: „11 ‒ 12 N“ (23 bis 24 Uhr). Uhrzeit im Posteingangsstempel Berlin nicht lesbar.

Informationen zum Standort

Staatsbibliothek zu Berlin ‒ Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Potsdamer Straße 33
10785 Berlin
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Handschriftensammlung
Signatur des Dokuments:
Autogr. I / 3072-2
Standort:
Staatsbibliothek zu Berlin ‒ Stiftung Preußischer Kulturbesitz (Berlin)

Danksagung

Wir danken der Staatsbibliothek zu Berlin ‒ Preußischer Kulturbesitz für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind, Tilly Wedekind an Ida Orloff, 22.12.1905. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

14.09.2023 11:43