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Kennung: 1314

Berlin, 18. Februar 1906 (Sonntag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Greve, Julius

Inhalt

Sehr geehrter Herr RegierungsratJulius Greve in Berlin (Rankestraße 31 und 32, 3. Stock) war Regierungs- und Baurat im Polizeipräsidium Berlin [vgl. Berliner Adreßbuch 1906, Teil I, S. 664].

Wollen Sie einem Ihnen persönlich Unbekannten erlauben, für wenige WorteWedekind notierte am 18.2.1906 den vorliegenden Brief: „Benachrichtige Regierungsrat Greve von unserer Verlobung.“ [Tb] Tilly Newes hat den Brief beim Empfänger gelesen und kommentiert: „Dein Brief ist zu lieb!“ [Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 20.2.1906] Ihre geschätzte Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen. Frl/äu/lein Tilly Newes die den (großen) Vorzug hat genießt in Ihrem Hause zu verkehrenTilly Newes, die sich im Sommer 1903 während eines Ferienaufenthalts in Seis am Schlern in Tirol mit dem kinderlosen Ehepaar Greve angefreundet hatte [vgl. Wedekind 1969, S. 24f.], wohnte zu Beginn ihres Berliner Engagements „im Winter 1905 [...] zunächst bei meinen Freunden Grewe“ [Wedekind 1969, S. 52] und war in Berlin mit ihnen in engem Kontakt [vgl. Wedekind 1969, S. 110, 117]; sie war ihr „Schützling“ [Julius Greve an Wedekind, 19.2.1906]., setzt sich vielleicht, (wie ich mir nicht verhehlen kann) durch ihren Verkehr mir/t/ mirWedekind hatte Tilly Newes im Vorjahr im Zusammenhang mit der Premiere der Tragödie „Die Büchse der Pandora“ am 29.5.1905 in Wien kennengelernt und mit ihr seit Herbst 1905 in Berlin eine Liebesbeziehung (siehe Wedekinds Korrespondenz mit ihr). Die Heirat fand am 1.5.1906 in Berlin statt, Trauzeuge für Tilly Newes war Julius Greve [vgl. Wedekind 1969, S. 70]. einem nicht zutreffenden Urtheil aus. Fräulein Newes Tilly gab mir auf meine innige und aufrichtige Bitte I/ih/re Zustimmung meine Lebensgefährtin zu werdenzunächst gestrichen, Tilgung durch Unterpungierung wieder aufgehoben. sein und i/I/ch bin augenblicklich im Begriff mir dies für mich unschätzbare Glück, durch die dazu eingesetzten Autoritäten zuerkennen zu lassen. Daß wir | unsere Absicht bisher öffentlich nicht bekannt geben findet seinen Grund nur in dem Wunsch einander möglichst bald in Wirklichkeit anzugehören. Ich nehme mir die Ehre Ihnen und Ihrer geehrten Frau Gemahlin und Ihnen für das herzliche Wohlwollen das Sie meiner Braut entgegenbringen, meinen ebenso herzlichen Dank auszusprechen.

Darf ich Sie ergebenst bitten, geschätzter Herr Regierungsrat, den Ausdruck meiner größten Hochschätzung entgegenzunehmen zu wollen

Darf ich Sie, geehrter Herr Regierungsrat, ergebenst ersuchen, den Ausdruck meiner größten Hochschätzung entgegen nehmen zu wollen. |

Darf ich Sie ersuchen, geehrter Herr Regierungsrat, den Ausdruck meiner größten Hochschätzung entgegen nehmen zu wollen

Augenblicklich sind wir im Begriff uns das für mich unschätzbare Glück

Wir haben augenblicklich kein anderes Ziel als

Wir sind im Begriff uns das für mich unschätzbare Glück für dieses Leben zu sichern.

Ich habe in diesen Tagen verfolge augenblicklich kein anderes Ziel als dies mir mich unschätzbare Glück mein eigen nennen zu dürfen. |


Herrn Regierungsrat
Julius Greve
Rankestrasse 2/3/1–32

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 3 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift. Feder. Tinte.
Schriftträger:
Liniertes Papier. Notizbuchblätter. 10 x 15,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Briefentwurf ist seitenrückläufig geschrieben mit Empfängeradresse im Notizbuch überliefert [Nb 34, Blatt 49r, 48v, 48r, 47v]. Eine Einfügung auf Seite 3 ist mit Tinte ausgeführt („verfolge augenblicklich“). Unten auf den Seiten 3 und 4 sind Teile einer musikalischen Notation zu Wedekinds Lied „Die sieben Heller“ notiert (hier nicht mitediert).

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 18.2.1906 ist als Ankerdatum gesetzt – der Tag der Verlobung Wedekinds mit Tilly Newes. Wedekinds Notiz vom 18.2.1906 – „Benachrichtige Regierungsrat Greve von unserer Verlobung“ [Tb] – und der Antwortbrief – „Ueber Ihren Brief heute haben wir uns sehr gefreut“ [Julius Greve an Wedekind, 19.2.1906] – bestätigen das Schreibdatum.

  • Schreibort

    Berlin
    18. Februar 1906 (Sonntag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
L 3501/34
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Julius Greve, 18.2.1906. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

02.10.2024 11:54
Kennung: 1314

Berlin, 18. Februar 1906 (Sonntag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Greve, Julius
 
 

Inhalt

Sehr geehrter Herr RegierungsratJulius Greve in Berlin (Rankestraße 31 und 32, 3. Stock) war Regierungs- und Baurat im Polizeipräsidium Berlin [vgl. Berliner Adreßbuch 1906, Teil I, S. 664].

Wollen Sie einem Ihnen persönlich Unbekannten erlauben, für wenige WorteWedekind notierte am 18.2.1906 den vorliegenden Brief: „Benachrichtige Regierungsrat Greve von unserer Verlobung.“ [Tb] Tilly Newes hat den Brief beim Empfänger gelesen und kommentiert: „Dein Brief ist zu lieb!“ [Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 20.2.1906] Ihre geschätzte Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen. Frl/äu/lein Tilly Newes die den (großen) Vorzug hat genießt in Ihrem Hause zu verkehrenTilly Newes, die sich im Sommer 1903 während eines Ferienaufenthalts in Seis am Schlern in Tirol mit dem kinderlosen Ehepaar Greve angefreundet hatte [vgl. Wedekind 1969, S. 24f.], wohnte zu Beginn ihres Berliner Engagements „im Winter 1905 [...] zunächst bei meinen Freunden Grewe“ [Wedekind 1969, S. 52] und war in Berlin mit ihnen in engem Kontakt [vgl. Wedekind 1969, S. 110, 117]; sie war ihr „Schützling“ [Julius Greve an Wedekind, 19.2.1906]., setzt sich vielleicht, (wie ich mir nicht verhehlen kann) durch ihren Verkehr mir/t/ mirWedekind hatte Tilly Newes im Vorjahr im Zusammenhang mit der Premiere der Tragödie „Die Büchse der Pandora“ am 29.5.1905 in Wien kennengelernt und mit ihr seit Herbst 1905 in Berlin eine Liebesbeziehung (siehe Wedekinds Korrespondenz mit ihr). Die Heirat fand am 1.5.1906 in Berlin statt, Trauzeuge für Tilly Newes war Julius Greve [vgl. Wedekind 1969, S. 70]. einem nicht zutreffenden Urtheil aus. Fräulein Newes Tilly gab mir auf meine innige und aufrichtige Bitte I/ih/re Zustimmung meine Lebensgefährtin zu werdenzunächst gestrichen, Tilgung durch Unterpungierung wieder aufgehoben. sein und i/I/ch bin augenblicklich im Begriff mir dies für mich unschätzbare Glück, durch die dazu eingesetzten Autoritäten zuerkennen zu lassen. Daß wir | unsere Absicht bisher öffentlich nicht bekannt geben findet seinen Grund nur in dem Wunsch einander möglichst bald in Wirklichkeit anzugehören. Ich nehme mir die Ehre Ihnen und Ihrer geehrten Frau Gemahlin und Ihnen für das herzliche Wohlwollen das Sie meiner Braut entgegenbringen, meinen ebenso herzlichen Dank auszusprechen.

Darf ich Sie ergebenst bitten, geschätzter Herr Regierungsrat, den Ausdruck meiner größten Hochschätzung entgegenzunehmen zu wollen

Darf ich Sie, geehrter Herr Regierungsrat, ergebenst ersuchen, den Ausdruck meiner größten Hochschätzung entgegen nehmen zu wollen. |

Darf ich Sie ersuchen, geehrter Herr Regierungsrat, den Ausdruck meiner größten Hochschätzung entgegen nehmen zu wollen

Augenblicklich sind wir im Begriff uns das für mich unschätzbare Glück

Wir haben augenblicklich kein anderes Ziel als

Wir sind im Begriff uns das für mich unschätzbare Glück für dieses Leben zu sichern.

Ich habe in diesen Tagen verfolge augenblicklich kein anderes Ziel als dies mir mich unschätzbare Glück mein eigen nennen zu dürfen. |


Herrn Regierungsrat
Julius Greve
Rankestrasse 2/3/1–32

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 3 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift. Feder. Tinte.
Schriftträger:
Liniertes Papier. Notizbuchblätter. 10 x 15,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Briefentwurf ist seitenrückläufig geschrieben mit Empfängeradresse im Notizbuch überliefert [Nb 34, Blatt 49r, 48v, 48r, 47v]. Eine Einfügung auf Seite 3 ist mit Tinte ausgeführt („verfolge augenblicklich“). Unten auf den Seiten 3 und 4 sind Teile einer musikalischen Notation zu Wedekinds Lied „Die sieben Heller“ notiert (hier nicht mitediert).

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 18.2.1906 ist als Ankerdatum gesetzt – der Tag der Verlobung Wedekinds mit Tilly Newes. Wedekinds Notiz vom 18.2.1906 – „Benachrichtige Regierungsrat Greve von unserer Verlobung“ [Tb] – und der Antwortbrief – „Ueber Ihren Brief heute haben wir uns sehr gefreut“ [Julius Greve an Wedekind, 19.2.1906] – bestätigen das Schreibdatum.

  • Schreibort

    Berlin
    18. Februar 1906 (Sonntag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
L 3501/34
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Julius Greve, 18.2.1906. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

02.10.2024 11:54