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Kennung: 1244

München, 23. Oktober 1911 (Montag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Herzog, Wilhelm

Inhalt

[1. Abschrift:]


Sehr geehrter Herr Herzog!

Empfangen Sie meinen herzlichsten Dank für das große Lob, das Sie immer wieder für meine Arbeiten übrig haben. Was Sie im Frühling über Büchse der Pandora schriebenWilhelm Herzogs Essay über Wedekind als Verfasser der Tragödie „Die Büchse der Pandora“ (1903) erschien zuerst in dem von Rudolf Breitscheid herausgegebenen demokratischen Wochenblatt [vgl. Wilhelm Herzog: Pandora, Presse und Publikum. In: Das freie Volk, Jg. 2, Nr. 21, 27.5.1911], dessen Feuilleton Wilhelm Herzog redigierte, und wurde 1914 wieder abgedruckt in seiner eigenen Zeitschrift [vgl. Wilhelm Herzog: Der Pandora-Dichter. In: Das Forum, Jg. 1, Heft 3, Juni 1914, S. 173-177] sowie zu Wedekinds 50. Geburtstag im „Wedekindbuch“ [vgl. Wilhelm Herzog: Der Pandoradichter. In: Friedenthal 1914, S. 181-188]., machte mußte mir eine ganz besondere Freude, ich darf sagen Erhebung sein inmitten der b/B/erliner k/K/ritiken. Ob ich Ihr Wohlwollen verdient habe weiss ich nicht, auf jeden Fall werde ich mich bemühen, es weder künstlerisch noch menschlich zu verscherzen.

Mit gros/ß/sem Bedauern las ich, dass Sie aus der Redaktion des „Pan“ ausgeschiedenDifferenzen mit Alfred Kerr hatten dazu geführt, dass Wilhelm Herzog den „Pan“ verließ (das letzte von ihm herausgegebene Heft war das Heft vom 1.10.1911). Erich Mühsam notierte am 16.10.1911, dass es Alfred Kerr war, „der Herzog hinausgeekelt hat“ [Tb Mühsam]. Wilhelm Herzog hat Alfred Kerr nach seinem Ausscheiden aus der Redaktion des „Pan“ am 11.10.1911 ein Telegramm geschickt: „Habe mein Vertragsverhältnis als Redakteur gelöst. Wiederhole dies hiermit auch Ihnen gegenüber und verbiete meine Nennung als verantwortlicher Redakteur in allen zukünftigen Heften“ [Müller-Feyen 1996, S. 40]. sind. Ich hoffem/,/ daß Sie den Verlust sobald wie möglich nicht zu bedauern haben werden. Es würde mich sehr freuen wenn ich in Berlin das Vergnügen hätte, Sie zu sehen. Sollten Sie ein neues UnternehmenWilhelm Herzog ließ sich nach seiner Rückkehr aus Paris im Herbst 1912 in München von Ludwig Thoma dafür gewinnen, die Zeitschrift „März“ im Verlag Albert Langen zu redigieren, wovon ihm Wedekind abgeraten hat [vgl. Herzog 1959, S. 209-210], und gründete dann 1914 seine eigene Zeitschrift: „Als ich mir in München [...] eine eigene Tribüne, ‚Das Forum‘, zimmerte, hatte ich die Freude, daß Wedekind mein ständiger Mitarbeiter wurde. Dem Erscheinen des ersten Forum-Heftes gingen acht Forum-Abende voran [...]. Wedekind war der erste Abend gewidmet (28. Nov. 1913).“ [Herzog 1959, S. 211f.] beginnen, so hoffe ich derart darauf Ihnen, soweit Sie mich brauchen können, von Nutzen sein zu können.

Mit besten Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind


23.10.11.


[2. Erstdruck:]


(München), 23.10.11.


Sehr geehrter Herr Herzog!

Empfangen Sie meinen herzlichen Dank für das große Lob, das Sie immer wieder für meine Arbeiten übrig haben. Was Sie im Frühling über Büchse der Pandora schrieben, mußte mir eine ganz besondere Freude, ich darf sagen Erhebung sein inmitten der Berliner Kritiken. Ob ich Ihr Wohlwollen verdient habe weiß ich nicht, auf jeden Fall werde ich mich bemühen, es weder künstlerisch noch menschlich zu verscherzen.

Mit großem Bedauern las ich, daß Sie aus der Redaktion des „Pan“ ausgeschieden sind. Ich hoffe, daß Sie den Verlust sobald wie möglich nicht zu bedauern haben werden. Es würde mich sehr freuen, wenn ich in Berlin das Vergnügen hätte, Sie zu sehen. Sollten Sie ein neues Unternehmen beginnen, so hoffe ich darauf, Ihnen, soweit Sie mich brauchen können, von Nutzen sein zu können.

Mit besten Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.

Im Erstdruck (in Wilhelm Herzogs „Das Forum“) steht das Datum im Briefkopf, mit in eckigen Klammern vorangestellten Schreibort München.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Maschinenschrift.
Schreibwerkzeuge:
Schreibmaschine.
Schriftträger:
Papier. 20 x 28,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der handschriftliche Brief ist verschollen. Der Brief ist wie zehn weitere Briefe Wedekinds an Wilhelm Herzog nur als etwas fehlerhafte maschinenschriftliche Abschrift des handschriftlichen Originals im Nachlass Fritz Strichs überliefert, die Fritz Strich 1924 für eine nicht zustande gekommene 2. Auflage [vgl. Müller-Feyen 1996, S. 30; Tb Herzog, 31.8.1924] seiner Briefausgabe [GB] anfertigte oder anfertigen ließ, sowie vom Adressaten herausgegeben in zwei weitgehend identischen Druckfassungen von 1928 (der Erstdruck in Wilhelm Herzogs Zeitschrift „Das Forum“) und 1959 (Herzogs Erinnerungen an Wedekind), die vom Wortlaut der Abschrift geringfügig abweichen. In der Abschrift ist an vier Stellen von der Hand Wilhelm Herzogs (seine Handschrift war durch Schriftvergleich zu identifizieren) mit Tinte korrigiert, darunter jeweils ein Wort über einem getilgten Wort ‒eingefügt im zweiten Satz („mußte“) und letzten Satz („darauf“) ‒ sowie im zweiten Satz eine Textlücke gefüllt durch ein Wort („sein“).

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    23. Oktober 1911 (Montag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Das Forum

Herausgeber:
Wilhelm Herzog
Verlag:
Forum-Verlag
Jahrgang:
1928
Kommentar:
Detaillierter Nachweis: Briefe Frank Wedekinds. In: Das Forum, Jg. 9 (1928/29), Heft 3, Dezember 1928, S. 150. Nach „schrieben“ ist eine Fußnote gesetzt: „In der Berliner Wochenschrift ‚Das freie Volk‘ am 27. Mai 1911 in einem Essay: ‚Pandora, Presse und Publikum‘.“ ‒ Weiterer Druck (im Wortlaut weitgehend übereinstimmend, ohne Datum, Anrede, Grußformel, Unterschrift): Herzog 1959, S. 219.
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Burgerbibliothek Bern

Münstergasse 63
3000 Bern
Schweiz

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Fritz Strich
Signatur des Dokuments:
6 (14)
Standort:
Burgerbibliothek Bern (Bern)

Danksagung

Wir danken der Burgerbibliothek Bern für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Wilhelm Herzog, 23.10.1911. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

17.06.2024 17:29
Kennung: 1244

München, 23. Oktober 1911 (Montag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Herzog, Wilhelm
 
 

Inhalt

[1. Abschrift:]


Sehr geehrter Herr Herzog!

Empfangen Sie meinen herzlichsten Dank für das große Lob, das Sie immer wieder für meine Arbeiten übrig haben. Was Sie im Frühling über Büchse der Pandora schriebenWilhelm Herzogs Essay über Wedekind als Verfasser der Tragödie „Die Büchse der Pandora“ (1903) erschien zuerst in dem von Rudolf Breitscheid herausgegebenen demokratischen Wochenblatt [vgl. Wilhelm Herzog: Pandora, Presse und Publikum. In: Das freie Volk, Jg. 2, Nr. 21, 27.5.1911], dessen Feuilleton Wilhelm Herzog redigierte, und wurde 1914 wieder abgedruckt in seiner eigenen Zeitschrift [vgl. Wilhelm Herzog: Der Pandora-Dichter. In: Das Forum, Jg. 1, Heft 3, Juni 1914, S. 173-177] sowie zu Wedekinds 50. Geburtstag im „Wedekindbuch“ [vgl. Wilhelm Herzog: Der Pandoradichter. In: Friedenthal 1914, S. 181-188]., machte mußte mir eine ganz besondere Freude, ich darf sagen Erhebung sein inmitten der b/B/erliner k/K/ritiken. Ob ich Ihr Wohlwollen verdient habe weiss ich nicht, auf jeden Fall werde ich mich bemühen, es weder künstlerisch noch menschlich zu verscherzen.

Mit gros/ß/sem Bedauern las ich, dass Sie aus der Redaktion des „Pan“ ausgeschiedenDifferenzen mit Alfred Kerr hatten dazu geführt, dass Wilhelm Herzog den „Pan“ verließ (das letzte von ihm herausgegebene Heft war das Heft vom 1.10.1911). Erich Mühsam notierte am 16.10.1911, dass es Alfred Kerr war, „der Herzog hinausgeekelt hat“ [Tb Mühsam]. Wilhelm Herzog hat Alfred Kerr nach seinem Ausscheiden aus der Redaktion des „Pan“ am 11.10.1911 ein Telegramm geschickt: „Habe mein Vertragsverhältnis als Redakteur gelöst. Wiederhole dies hiermit auch Ihnen gegenüber und verbiete meine Nennung als verantwortlicher Redakteur in allen zukünftigen Heften“ [Müller-Feyen 1996, S. 40]. sind. Ich hoffem/,/ daß Sie den Verlust sobald wie möglich nicht zu bedauern haben werden. Es würde mich sehr freuen wenn ich in Berlin das Vergnügen hätte, Sie zu sehen. Sollten Sie ein neues UnternehmenWilhelm Herzog ließ sich nach seiner Rückkehr aus Paris im Herbst 1912 in München von Ludwig Thoma dafür gewinnen, die Zeitschrift „März“ im Verlag Albert Langen zu redigieren, wovon ihm Wedekind abgeraten hat [vgl. Herzog 1959, S. 209-210], und gründete dann 1914 seine eigene Zeitschrift: „Als ich mir in München [...] eine eigene Tribüne, ‚Das Forum‘, zimmerte, hatte ich die Freude, daß Wedekind mein ständiger Mitarbeiter wurde. Dem Erscheinen des ersten Forum-Heftes gingen acht Forum-Abende voran [...]. Wedekind war der erste Abend gewidmet (28. Nov. 1913).“ [Herzog 1959, S. 211f.] beginnen, so hoffe ich derart darauf Ihnen, soweit Sie mich brauchen können, von Nutzen sein zu können.

Mit besten Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind


23.10.11.


[2. Erstdruck:]


(München), 23.10.11.


Sehr geehrter Herr Herzog!

Empfangen Sie meinen herzlichen Dank für das große Lob, das Sie immer wieder für meine Arbeiten übrig haben. Was Sie im Frühling über Büchse der Pandora schrieben, mußte mir eine ganz besondere Freude, ich darf sagen Erhebung sein inmitten der Berliner Kritiken. Ob ich Ihr Wohlwollen verdient habe weiß ich nicht, auf jeden Fall werde ich mich bemühen, es weder künstlerisch noch menschlich zu verscherzen.

Mit großem Bedauern las ich, daß Sie aus der Redaktion des „Pan“ ausgeschieden sind. Ich hoffe, daß Sie den Verlust sobald wie möglich nicht zu bedauern haben werden. Es würde mich sehr freuen, wenn ich in Berlin das Vergnügen hätte, Sie zu sehen. Sollten Sie ein neues Unternehmen beginnen, so hoffe ich darauf, Ihnen, soweit Sie mich brauchen können, von Nutzen sein zu können.

Mit besten Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.

Im Erstdruck (in Wilhelm Herzogs „Das Forum“) steht das Datum im Briefkopf, mit in eckigen Klammern vorangestellten Schreibort München.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Maschinenschrift.
Schreibwerkzeuge:
Schreibmaschine.
Schriftträger:
Papier. 20 x 28,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der handschriftliche Brief ist verschollen. Der Brief ist wie zehn weitere Briefe Wedekinds an Wilhelm Herzog nur als etwas fehlerhafte maschinenschriftliche Abschrift des handschriftlichen Originals im Nachlass Fritz Strichs überliefert, die Fritz Strich 1924 für eine nicht zustande gekommene 2. Auflage [vgl. Müller-Feyen 1996, S. 30; Tb Herzog, 31.8.1924] seiner Briefausgabe [GB] anfertigte oder anfertigen ließ, sowie vom Adressaten herausgegeben in zwei weitgehend identischen Druckfassungen von 1928 (der Erstdruck in Wilhelm Herzogs Zeitschrift „Das Forum“) und 1959 (Herzogs Erinnerungen an Wedekind), die vom Wortlaut der Abschrift geringfügig abweichen. In der Abschrift ist an vier Stellen von der Hand Wilhelm Herzogs (seine Handschrift war durch Schriftvergleich zu identifizieren) mit Tinte korrigiert, darunter jeweils ein Wort über einem getilgten Wort ‒eingefügt im zweiten Satz („mußte“) und letzten Satz („darauf“) ‒ sowie im zweiten Satz eine Textlücke gefüllt durch ein Wort („sein“).

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    23. Oktober 1911 (Montag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Das Forum

Herausgeber:
Wilhelm Herzog
Verlag:
Forum-Verlag
Jahrgang:
1928
Kommentar:
Detaillierter Nachweis: Briefe Frank Wedekinds. In: Das Forum, Jg. 9 (1928/29), Heft 3, Dezember 1928, S. 150. Nach „schrieben“ ist eine Fußnote gesetzt: „In der Berliner Wochenschrift ‚Das freie Volk‘ am 27. Mai 1911 in einem Essay: ‚Pandora, Presse und Publikum‘.“ ‒ Weiterer Druck (im Wortlaut weitgehend übereinstimmend, ohne Datum, Anrede, Grußformel, Unterschrift): Herzog 1959, S. 219.
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Burgerbibliothek Bern

Münstergasse 63
3000 Bern
Schweiz

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Fritz Strich
Signatur des Dokuments:
6 (14)
Standort:
Burgerbibliothek Bern (Bern)

Danksagung

Wir danken der Burgerbibliothek Bern für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Wilhelm Herzog, 23.10.1911. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

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In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
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Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

17.06.2024 17:29