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Geehrter Herr
Darf ich Sie um
Hochachtungsvoll
Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben
Der 31.5.1905 ist als Ankerdatum gesetzt. Nachdem am 12.5.1905 in Berlin der Freispruch von Autor und Verleger im ersten Prozess um „Die Büchse der Pandora“ erfolgt ist und Wedekind anschließend mit Bruno Cassirer dinierte: „Gerichtsverhandlung in Berlin. [...] Freisprechung. Diniere mit Cassierer“ [Tb], fuhr er am 13.5.1905 zurück nach München. Bruno Cassirer veröffentlichte knapp zwei Wochen darauf eine auf den 24.5.1905 datierte Annonce, in der es heißt: „Ich erfahre heute, daß die Staatsanwaltschaft Revision gegen dieses freisprechende Urteil eingelegt hat. ‚Die Büchse der Pandora‘, deren Beschlagnahme im Juli 1904 erfolgte, bleibt also auch fernerhin vorläufig konfisziert.“ [Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 72, Nr. 121, 26.5.1905, S. 4998] Ob Wedekind diese Information erreicht hat, bevor er am 26.5.1905 von München nach Wien zur dort von Karl Kraus organisierten „Büchse der Pandora“-Aufführung aufbrach [vgl. Tb], ist unklar. Der Lage des Briefentwurfs im Notizbuch in Verbindung mit den Tagebucheintragungen zufolge kann der Brief unmittelbar vor der Reise nach Wien entworfen worden sein (dafür spricht die Notiz der Adresse eines Münchner Reisebüros unter dem Briefentwurf) oder unmittelbar nach der Rückkehr nach München (dafür sprechen die mit dem Hinweis „Briefe an:“ [Nb 33, Blatt 55v] notierten Adressen von sieben an der Wiener „Büchse der Pandora“-Inszenierung Beteiligten, darunter Karl Kraus und Tilly Newes, auf der Rückseite des Blattes). Wedekind trat am 30.5.1905 abends die Rückfahrt von Wien nach München an, wo er am 31.5.1905 morgens eintraf: „Ankunft in München. Lege mich zu Bett und schlafe bis 3 Uhr“ [Tb]; er könnte den Brief am 31.5.1905 geschrieben haben, nachdem er sich ausgeschlafen hatte. Bruno Cassirer jedenfalls überwies das eingeforderte Honorar, dessen Eingang Wedekind am 7.6.1905 registrierte: „Von Cassierer erhalten für zweite Auflage der Büchse der Pandora M. 500.“ [Tb]
München
31. Mai 1905 (Mittwoch)
Ermittelt (unsicher)
München
Datum unbekannt
Datum unbekannt
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia
Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13
Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.
Frank Wedekind an Bruno Cassirer, 31.5.1905. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).
Ariane Martin