Vergleichsansicht

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Kennung: 1074

München, 30. Juni 1896 (Dienstag), Widmung

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Halbe, Luise

Inhalt

Hochverehrte Frau,

das Leben spielt schrill auf, verzeihen Sie die schrille PoesieWedekinds Gästebucheintrag enthält die erste vollständige Niederschrift (noch ohne Titel) seines Gedichts „An mein Weib“ [KSA 1/I, S. 406], das er leicht überarbeitet in der Abteilung „Die Jahreszeiten“ des Sammelbands „Die Fürstin Russalka“ (1897) veröffentlichte und später nochmals bearbeitet unter dem neuen Titel „An Bertha Maria, Typus Gräfin Potocka“ in den Gedichtband „Die vier Jahreszeiten“ (1905) aufnahm [vgl. KSA 1/I, S. 910-912].. Gerne hätte ich einen melodischeren Accord angeschlagen, aber es ist das relativ Beste, was mir seit langem eingefallen.


Wie stapften wir doch als Kinder so keck
Barfuss durch alle Pfützen
Und liessen uns den kalten Dreck
Hoch über die Knie spritzen.


Wie einst als Kinder durch Hain und Flur
So stapfen wir jetzt durchs Leben,
Der ganze Strassencoth der Cultur
Bleibt uns an den Beinen kleben.


Lass dir’s nicht schaudern; was ist dabei!
Wir scheuen nicht Ottern und Nattern,
Solang nur der Kopf und die Brust noch frei
Und im Sturm Deine Haare flattern.


Um so glücklicher der, der den Weg wenigstens nicht allein macht. Wenn Sie dies lesen denken Sie eines Einsamen.

In größter Verehrung Ihr
Frank Wedekind.


München, im Juni 96.


Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Kurrent. Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Gästebuchseite. 11 x 18 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Es handelt sich um einen Eintrag in das Gästebuch von Luise Halbe [Blatt 42r].

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 30.6.1896 ist als Ankerdatum gesetzt – das späteste mögliche Schreibdatum des mit Monat („Juni“) und Jahr („1896“) datierten Gästebucheintrags, der in der Münchner Wohnung von Max und Luise Halbe (Giselastraße 16, 2. Stock) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1896, Teil I, S. 170] geschrieben wurde.

  • Schreibort

    München
    30. Juni 1896 (Dienstag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Staatsbibliothek zu Berlin ‒ Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Potsdamer Straße 33
10785 Berlin
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Handschriftensammlung
Signatur des Dokuments:
Handschrift 61
Standort:
Staatsbibliothek zu Berlin ‒ Stiftung Preußischer Kulturbesitz (Berlin)

Danksagung

Wir danken der Staatsbibliothek zu Berlin ‒ Preußischer Kulturbesitz für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Luise Halbe, 30.6.1896. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

13.08.2024 21:31
Kennung: 1074

München, 30. Juni 1896 (Dienstag), Widmung

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Halbe, Luise
 
 

Inhalt

Hochverehrte Frau,

das Leben spielt schrill auf, verzeihen Sie die schrille PoesieWedekinds Gästebucheintrag enthält die erste vollständige Niederschrift (noch ohne Titel) seines Gedichts „An mein Weib“ [KSA 1/I, S. 406], das er leicht überarbeitet in der Abteilung „Die Jahreszeiten“ des Sammelbands „Die Fürstin Russalka“ (1897) veröffentlichte und später nochmals bearbeitet unter dem neuen Titel „An Bertha Maria, Typus Gräfin Potocka“ in den Gedichtband „Die vier Jahreszeiten“ (1905) aufnahm [vgl. KSA 1/I, S. 910-912].. Gerne hätte ich einen melodischeren Accord angeschlagen, aber es ist das relativ Beste, was mir seit langem eingefallen.


Wie stapften wir doch als Kinder so keck
Barfuss durch alle Pfützen
Und liessen uns den kalten Dreck
Hoch über die Knie spritzen.


Wie einst als Kinder durch Hain und Flur
So stapfen wir jetzt durchs Leben,
Der ganze Strassencoth der Cultur
Bleibt uns an den Beinen kleben.


Lass dir’s nicht schaudern; was ist dabei!
Wir scheuen nicht Ottern und Nattern,
Solang nur der Kopf und die Brust noch frei
Und im Sturm Deine Haare flattern.


Um so glücklicher der, der den Weg wenigstens nicht allein macht. Wenn Sie dies lesen denken Sie eines Einsamen.

In größter Verehrung Ihr
Frank Wedekind.


München, im Juni 96.


Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Kurrent. Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Gästebuchseite. 11 x 18 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Es handelt sich um einen Eintrag in das Gästebuch von Luise Halbe [Blatt 42r].

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 30.6.1896 ist als Ankerdatum gesetzt – das späteste mögliche Schreibdatum des mit Monat („Juni“) und Jahr („1896“) datierten Gästebucheintrags, der in der Münchner Wohnung von Max und Luise Halbe (Giselastraße 16, 2. Stock) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1896, Teil I, S. 170] geschrieben wurde.

  • Schreibort

    München
    30. Juni 1896 (Dienstag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Staatsbibliothek zu Berlin ‒ Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Potsdamer Straße 33
10785 Berlin
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Handschriftensammlung
Signatur des Dokuments:
Handschrift 61
Standort:
Staatsbibliothek zu Berlin ‒ Stiftung Preußischer Kulturbesitz (Berlin)

Danksagung

Wir danken der Staatsbibliothek zu Berlin ‒ Preußischer Kulturbesitz für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Luise Halbe, 30.6.1896. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

13.08.2024 21:31