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Kennung: 1030

München, 19. Januar 1904 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Cassirer, Bruno

Inhalt

Sehr geehrter Herr CassirerBruno Cassirer in Berlin, Inhaber des Bruno Cassirer Verlags (Derfflingerstraße 18) [vgl. Berliner Adreßbuch 1904, Teil I, S. 250], der die Buchausgabe „Die Büchse der Pandora. Tragödie in drei Aufzügen“ (1903) herausbrachte [vgl. KSA 3/II, S. 862].!

Empfangen Sie meinen herzlichsten Dank für Ihre bereitwillige Hülfe. Die Quittungdie Beilage zum vorliegenden Brief. über das Honorar erlaube ich mir beizulegen. Am 1. Februar soll also in Nürnberg die Uraufführung, allerdings als SubscriptionsvorstellungVorstellung mit nur im Vorverkauf erhältlichen Theaterkarten. Die Uraufführung der „Büchse der Pandora“ am 1.2.1904 am Intimen Theater (Direktion: Emil Meßthaler) in Nürnberg [vgl. Neuer Theater-Almanach 1904, S. 453] unter der Regie von Egbert Soltau mit Else Schiff als Lulu [vgl. KSA 3/II, S. 1254-1256] fand „in geschlossener Veranstaltung“ [KSA 3/II, S. 1205] statt. Eine zweite Vorstellung wurde verboten, wie die Presse meldete: „Aus Nürnberg wird uns unter dem heutigen Datum gedrahtet: Der Polizeiausschuß verbietet die zweite Aufführung von Wedekinds ‚Büchse der Pandora‘ im ‚Intimen Theater‘ Meßthalers, weil die erste Vorstellung, obgleich als Subskriptionsaufführung angekündigt, sich durch Kassenverkauf von Billets zur öffentlichen gestaltet habe.“ [Vossische Zeitung, Nr. 68, 10.2.1904, Abend-Ausgabe, 2. Beilage, S. (2)] stattfinden. Wenn es aber ohne | Skandal abgeht, dann ist die öffentliche Aufführung so gut wie gesichert, da in Nürnberg keine Censur besteht. Das Interesse für das Stück ist sehr groß, da Erdgeist und Marquis v. Keith in diesem Winter in Nürnberg schon sehr beifällig aufgenommenHinweis auf den Wedekind-Zyklus vom 10.10.1903 bis 4.11.1903 am Intimen Theater in Nürnberg, bei dem „Erdgeist“ und „Marquis von Keith“ aufgeführt wurden, wie die Presse berichtete: „Im Intimen Theater führt zur Zeit Frank Wedekind das Zepter. Direktor Meßthaler bringt einen ganzen Wedekind-Zyklus heraus. Gestern Abend wurde die Tragödie ‚Erdgeist‘ zum ersten Male aufgeführt. [...] Der von Akt zu Akt steigende warme Beifall, mit dem das eigenartige Werk hier aufgenommen wurde [...]. Direktor Meßthaler hatte aber auch im Verein mit Wedekind, der acht Tage lang den Proben beigewohnt hat, für eine Musteraufführung gesorgt.“ [Nürnberger Theater. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 56, Nr. 484, 16.10.1903, Morgenblatt, S. 2] „Frank Wedekinds fünfaktiges Schauspiel ‚Marquis von Keith‘ hatte am Samstag bei der hiesigen ersten Aufführung im Intimen Theater starken Erfolg; der zweite und der dritte Akt wurden mit stürmischem Beifall aufgenommen, und zum Schluß wurde Herr Wedekind, der selbst die Titelrolle spielte, stürmisch gerufen.“ [Nürnberger Theater. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 56, Nr. 514, 3.11.1903, S. 3] wurden. Die Rolle der Gräfin Geschwitz wird Frl. Marya DelvartMarya Delvard – sie war der Star im Ensemble der Elf Scharfrichter gewesen und auch durch ihre Soloauftritte als Chanteuse berühmt – spielte in der Uraufführung der „Büchse der Pandora“ (siehe oben) die Rolle der Gräfin Geschwitz [vgl. KSA 3/II, S. 1255]. spielen, die sich in ihrer düstren Grandezzawürdevolle Eleganz im Auftreten. vorzüglich dafür eignet. |

Übrigens liegt keine notgedrungene Aushülfe darin; die Rolle ist zugleich von mit einem stehenden Mitglied des Intimen Theaters besetzt.

An das „Kleine Theater“ in Berlin habe ich gleichfalls eine Bühnenbearbeitung geschicktHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben zur Sendung; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Kleines Theater Berlin, 22.12.1903. Das beigelegte Typoskript „Die Büchse der Pandora. Tragödie in drei Aufzügen von Frank Wedekind. Vom Autor hergestellte Bühnenbearbeitung“ [KSA 3/II, S. 862], das „in Berlin [...] Max Reinhardts Kleinem Theater [...] 1904“ [KSA 3/II, S. 863] vorlag, wird auf „Ende 1903/Januar 1904“ [KSA 3/II, S. 862] datiert. Wedekind könnte es nach Berlin geschickt haben, kurz bevor er am 24.12.1903 für 14 Tage nach Dresden abreiste. aber bis jetzt noch keinerlei Nachricht darüber erhalten.

Also nochmals meinen besten Dank. Ich quittiere Ihnen vor der Hand die erhaltenen M. 300,−

Mit besten Grüßen
Ihr
Frank Wedekind


19.I.04 |


Quittung.

Als Anzahlung auf mein Honorar für „Die Büchse der Pandora“ Erste AuflageDie Buchausgabe von Wedekinds Tragödie „Die Büchse der Pandora“ im Bruno Cassirer Verlag in Berlin war zwar für Anfang November 1903 angekündigt [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 70, Nr. 249, 26.10.1903, S. 8522, 8512], lag aber wohl erst kurz „vor Jahresende 1903“ [KSA 3/II, S. 862] vor und wurde im neuen Jahr als erschienen gemeldet [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 71, Nr. 19, 25.1.1904, S. 797], vom Verlag als „Epilog zum ‚Erdgeist‘“ [Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 71, Nr. 18, 23.1.1904, S. 776] beworben., bescheinige ich von Herrn Bruno Cassirer, Berlin
M. 300,−
(dreihundert Mark) in baar erhalten zu haben.


München, den 19. Januar 1904


Frank Wedekind.


Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 12,5 x 20 cm. Gelocht. Einzelblatt. 12,5 x 20 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Oben auf Seite 1 ist mit Tinte von fremder Hand ein Eingangskürzel notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    19. Januar 1904 (Dienstag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Aargauer Kantonsbibliothek

Aargauerplatz
5001 Aarau
Schweiz

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Wedekind-Archiv
Signatur des Dokuments:
Wedekind-Archiv B, Mappe 6, Autographen
Standort:
Aargauer Kantonsbibliothek (Aarau)

Danksagung

Wir danken der Aargauer Kantonsbibliothek für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Bruno Cassirer, 19.1.1904. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

12.07.2024 17:26
Kennung: 1030

München, 19. Januar 1904 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Cassirer, Bruno
 
 

Inhalt

Sehr geehrter Herr CassirerBruno Cassirer in Berlin, Inhaber des Bruno Cassirer Verlags (Derfflingerstraße 18) [vgl. Berliner Adreßbuch 1904, Teil I, S. 250], der die Buchausgabe „Die Büchse der Pandora. Tragödie in drei Aufzügen“ (1903) herausbrachte [vgl. KSA 3/II, S. 862].!

Empfangen Sie meinen herzlichsten Dank für Ihre bereitwillige Hülfe. Die Quittungdie Beilage zum vorliegenden Brief. über das Honorar erlaube ich mir beizulegen. Am 1. Februar soll also in Nürnberg die Uraufführung, allerdings als SubscriptionsvorstellungVorstellung mit nur im Vorverkauf erhältlichen Theaterkarten. Die Uraufführung der „Büchse der Pandora“ am 1.2.1904 am Intimen Theater (Direktion: Emil Meßthaler) in Nürnberg [vgl. Neuer Theater-Almanach 1904, S. 453] unter der Regie von Egbert Soltau mit Else Schiff als Lulu [vgl. KSA 3/II, S. 1254-1256] fand „in geschlossener Veranstaltung“ [KSA 3/II, S. 1205] statt. Eine zweite Vorstellung wurde verboten, wie die Presse meldete: „Aus Nürnberg wird uns unter dem heutigen Datum gedrahtet: Der Polizeiausschuß verbietet die zweite Aufführung von Wedekinds ‚Büchse der Pandora‘ im ‚Intimen Theater‘ Meßthalers, weil die erste Vorstellung, obgleich als Subskriptionsaufführung angekündigt, sich durch Kassenverkauf von Billets zur öffentlichen gestaltet habe.“ [Vossische Zeitung, Nr. 68, 10.2.1904, Abend-Ausgabe, 2. Beilage, S. (2)] stattfinden. Wenn es aber ohne | Skandal abgeht, dann ist die öffentliche Aufführung so gut wie gesichert, da in Nürnberg keine Censur besteht. Das Interesse für das Stück ist sehr groß, da Erdgeist und Marquis v. Keith in diesem Winter in Nürnberg schon sehr beifällig aufgenommenHinweis auf den Wedekind-Zyklus vom 10.10.1903 bis 4.11.1903 am Intimen Theater in Nürnberg, bei dem „Erdgeist“ und „Marquis von Keith“ aufgeführt wurden, wie die Presse berichtete: „Im Intimen Theater führt zur Zeit Frank Wedekind das Zepter. Direktor Meßthaler bringt einen ganzen Wedekind-Zyklus heraus. Gestern Abend wurde die Tragödie ‚Erdgeist‘ zum ersten Male aufgeführt. [...] Der von Akt zu Akt steigende warme Beifall, mit dem das eigenartige Werk hier aufgenommen wurde [...]. Direktor Meßthaler hatte aber auch im Verein mit Wedekind, der acht Tage lang den Proben beigewohnt hat, für eine Musteraufführung gesorgt.“ [Nürnberger Theater. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 56, Nr. 484, 16.10.1903, Morgenblatt, S. 2] „Frank Wedekinds fünfaktiges Schauspiel ‚Marquis von Keith‘ hatte am Samstag bei der hiesigen ersten Aufführung im Intimen Theater starken Erfolg; der zweite und der dritte Akt wurden mit stürmischem Beifall aufgenommen, und zum Schluß wurde Herr Wedekind, der selbst die Titelrolle spielte, stürmisch gerufen.“ [Nürnberger Theater. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 56, Nr. 514, 3.11.1903, S. 3] wurden. Die Rolle der Gräfin Geschwitz wird Frl. Marya DelvartMarya Delvard – sie war der Star im Ensemble der Elf Scharfrichter gewesen und auch durch ihre Soloauftritte als Chanteuse berühmt – spielte in der Uraufführung der „Büchse der Pandora“ (siehe oben) die Rolle der Gräfin Geschwitz [vgl. KSA 3/II, S. 1255]. spielen, die sich in ihrer düstren Grandezzawürdevolle Eleganz im Auftreten. vorzüglich dafür eignet. |

Übrigens liegt keine notgedrungene Aushülfe darin; die Rolle ist zugleich von mit einem stehenden Mitglied des Intimen Theaters besetzt.

An das „Kleine Theater“ in Berlin habe ich gleichfalls eine Bühnenbearbeitung geschicktHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben zur Sendung; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Kleines Theater Berlin, 22.12.1903. Das beigelegte Typoskript „Die Büchse der Pandora. Tragödie in drei Aufzügen von Frank Wedekind. Vom Autor hergestellte Bühnenbearbeitung“ [KSA 3/II, S. 862], das „in Berlin [...] Max Reinhardts Kleinem Theater [...] 1904“ [KSA 3/II, S. 863] vorlag, wird auf „Ende 1903/Januar 1904“ [KSA 3/II, S. 862] datiert. Wedekind könnte es nach Berlin geschickt haben, kurz bevor er am 24.12.1903 für 14 Tage nach Dresden abreiste. aber bis jetzt noch keinerlei Nachricht darüber erhalten.

Also nochmals meinen besten Dank. Ich quittiere Ihnen vor der Hand die erhaltenen M. 300,−

Mit besten Grüßen
Ihr
Frank Wedekind


19.I.04 |


Quittung.

Als Anzahlung auf mein Honorar für „Die Büchse der Pandora“ Erste AuflageDie Buchausgabe von Wedekinds Tragödie „Die Büchse der Pandora“ im Bruno Cassirer Verlag in Berlin war zwar für Anfang November 1903 angekündigt [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 70, Nr. 249, 26.10.1903, S. 8522, 8512], lag aber wohl erst kurz „vor Jahresende 1903“ [KSA 3/II, S. 862] vor und wurde im neuen Jahr als erschienen gemeldet [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 71, Nr. 19, 25.1.1904, S. 797], vom Verlag als „Epilog zum ‚Erdgeist‘“ [Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 71, Nr. 18, 23.1.1904, S. 776] beworben., bescheinige ich von Herrn Bruno Cassirer, Berlin
M. 300,−
(dreihundert Mark) in baar erhalten zu haben.


München, den 19. Januar 1904


Frank Wedekind.


Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 12,5 x 20 cm. Gelocht. Einzelblatt. 12,5 x 20 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Oben auf Seite 1 ist mit Tinte von fremder Hand ein Eingangskürzel notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    19. Januar 1904 (Dienstag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Aargauer Kantonsbibliothek

Aargauerplatz
5001 Aarau
Schweiz

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Wedekind-Archiv
Signatur des Dokuments:
Wedekind-Archiv B, Mappe 6, Autographen
Standort:
Aargauer Kantonsbibliothek (Aarau)

Danksagung

Wir danken der Aargauer Kantonsbibliothek für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Bruno Cassirer, 19.1.1904. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

12.07.2024 17:26