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Kennung: 101

Friedenau, 16. Januar 1903 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Donald (Doda)

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Lieber Frank!

Nachdem ich einige recht schlimme Tage durchgemacht, sah ich keinen andren Ausweg als zu „Schall und Rauchdas Kleine Theater (Schall und Rauch) in Berlin (Unter den Linden 44) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1903, S. 259], das im Jahr zuvor noch wie das Kabarett, aus dem es hervorgegangen ist, Schall und Rauch hieß [vgl. Neuer Theater-Almanach 1902, S. 263]. Direktor war nach wie vor offiziell Hans Oberländer (Max Reinhardt agierte im Hintergrund). Im Kleinen Theater hatte Wedekinds Tragödie „Erdgeist“ am 17.12.1902 mit Gertrud Eysoldt als Lulu Premiere (Regie: Max Reinhardt), eine äußerst erfolgreiche Inszenierung [vgl. KSA 3/II, S. 1203].“ zu gehen, wo mir Herr R.Edmund Reinhardt, enger Mitarbeiter seines älteren Bruders Max Reinhardt und als Bürochef (Colonie Grunewald, Fontanestr. 8) des Kleinen Theaters (Schall und Rauch) für die Kasse zuständig [vgl. Neuer Theater-Almanach 1903, S. 259]. gerne 30 Mark auf dein Conto ausbezahlte. Ich teile dir dies besonders mit, erstens, damit kein Mißverständnis entsteht, zweitens um dir zu zeigen, daß ich gerne vorerst deine Er|laubnis oder ganz einfach von dir selbst das Geld erbeten hätte, hätte nicht der Zwang der Not auf mir geruht. Also nicht wahr, ich bin deiner Entschuldigung sicher?

Heute Abenddie „Erdgeist“-Vorstellung am 16.1.1903 um 20 Uhr: „Kleines Theater. Unter den Linden 44, Anf. 8 Uhr, Erdgeist.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 32, Nr. 27, 16.1.1903, 1. Beiblatt, S. (3)] wird der „Erdgeistzum 25. Mal gegeben und ich fühle selber, was für einen großen Schritt im äußeren Erfolg du vorwärts getan. Glaube mir, daß ich mich ebenso herzlich für dich freue wie alle deine andern Freunde. Ich traf neulich meinen VerlegerNach dem Tod des Jenaer Verlegers Hermann Costenoble am 25.2.1901 führte dessen Schwiegersohn Richard Schröder seit September den Verlag unter Beibehaltung des Namens fort [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandels, Jg. 68, Nr. 247, 19.10.1901, S. 8411; Nr. 260, 7.11.1901, S. 9102] und siedelte einen Teil der Verlagsbuchhandlung in Berlin an: „Hermann Costenoble, Verl. Buchhdlg. u. Buchdruckerei, W57 Kurfürstenstr.8 […] Inh. Dr. Richard Schröder“ [Berliner Adreßbuch 1903, Teil I, S. 256]. Im Verlag Hermann Costenoble (Inhaber: Richard Schröder) in Berlin erschien im Frühjahr Donald Wedekinds Roman „Ultra montes“ [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 70, Nr. 43, 21.2.1903, S. 1483]., der mir versicherte, | in allernächster Zeit an die Drucklegung meines Romans zu gehen. Ich habe keinen Grund daran zu zweifeln. Daß er ihn nicht augenblicklich erscheinen läßt, wußte ich schon, da Januar und Anfang Februar keine Zeiten für buchhändlerische Unternehmer ernster Art sind. Damit, lieber Frank, sei herzlich gegrüßt und empfange auch Grüße für alle meine Münchener Freunde von deinem treuen Bruder
Donald


Friedenau bei Berlin
6. Friedr.-Wilhelmplatz
am 16. Jan 1903

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11 x 17,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Auf Seite 1 oben hat Frank Wedekind mit Bleistift das Datum „16.1.3“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Friedenau
    16. Januar 1903 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    Friedenau
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 304
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Donald (Doda) Wedekind an Frank Wedekind, 16.1.1903. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

31.10.2023 15:39
Kennung: 101

Friedenau, 16. Januar 1903 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Donald (Doda)

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Lieber Frank!

Nachdem ich einige recht schlimme Tage durchgemacht, sah ich keinen andren Ausweg als zu „Schall und Rauchdas Kleine Theater (Schall und Rauch) in Berlin (Unter den Linden 44) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1903, S. 259], das im Jahr zuvor noch wie das Kabarett, aus dem es hervorgegangen ist, Schall und Rauch hieß [vgl. Neuer Theater-Almanach 1902, S. 263]. Direktor war nach wie vor offiziell Hans Oberländer (Max Reinhardt agierte im Hintergrund). Im Kleinen Theater hatte Wedekinds Tragödie „Erdgeist“ am 17.12.1902 mit Gertrud Eysoldt als Lulu Premiere (Regie: Max Reinhardt), eine äußerst erfolgreiche Inszenierung [vgl. KSA 3/II, S. 1203].“ zu gehen, wo mir Herr R.Edmund Reinhardt, enger Mitarbeiter seines älteren Bruders Max Reinhardt und als Bürochef (Colonie Grunewald, Fontanestr. 8) des Kleinen Theaters (Schall und Rauch) für die Kasse zuständig [vgl. Neuer Theater-Almanach 1903, S. 259]. gerne 30 Mark auf dein Conto ausbezahlte. Ich teile dir dies besonders mit, erstens, damit kein Mißverständnis entsteht, zweitens um dir zu zeigen, daß ich gerne vorerst deine Er|laubnis oder ganz einfach von dir selbst das Geld erbeten hätte, hätte nicht der Zwang der Not auf mir geruht. Also nicht wahr, ich bin deiner Entschuldigung sicher?

Heute Abenddie „Erdgeist“-Vorstellung am 16.1.1903 um 20 Uhr: „Kleines Theater. Unter den Linden 44, Anf. 8 Uhr, Erdgeist.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 32, Nr. 27, 16.1.1903, 1. Beiblatt, S. (3)] wird der „Erdgeistzum 25. Mal gegeben und ich fühle selber, was für einen großen Schritt im äußeren Erfolg du vorwärts getan. Glaube mir, daß ich mich ebenso herzlich für dich freue wie alle deine andern Freunde. Ich traf neulich meinen VerlegerNach dem Tod des Jenaer Verlegers Hermann Costenoble am 25.2.1901 führte dessen Schwiegersohn Richard Schröder seit September den Verlag unter Beibehaltung des Namens fort [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandels, Jg. 68, Nr. 247, 19.10.1901, S. 8411; Nr. 260, 7.11.1901, S. 9102] und siedelte einen Teil der Verlagsbuchhandlung in Berlin an: „Hermann Costenoble, Verl. Buchhdlg. u. Buchdruckerei, W57 Kurfürstenstr.8 […] Inh. Dr. Richard Schröder“ [Berliner Adreßbuch 1903, Teil I, S. 256]. Im Verlag Hermann Costenoble (Inhaber: Richard Schröder) in Berlin erschien im Frühjahr Donald Wedekinds Roman „Ultra montes“ [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 70, Nr. 43, 21.2.1903, S. 1483]., der mir versicherte, | in allernächster Zeit an die Drucklegung meines Romans zu gehen. Ich habe keinen Grund daran zu zweifeln. Daß er ihn nicht augenblicklich erscheinen läßt, wußte ich schon, da Januar und Anfang Februar keine Zeiten für buchhändlerische Unternehmer ernster Art sind. Damit, lieber Frank, sei herzlich gegrüßt und empfange auch Grüße für alle meine Münchener Freunde von deinem treuen Bruder
Donald


Friedenau bei Berlin
6. Friedr.-Wilhelmplatz
am 16. Jan 1903

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11 x 17,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Auf Seite 1 oben hat Frank Wedekind mit Bleistift das Datum „16.1.3“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Friedenau
    16. Januar 1903 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    Friedenau
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 304
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Donald (Doda) Wedekind an Frank Wedekind, 16.1.1903. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

31.10.2023 15:39