Leipzig, 21.I.1898.
Lieber Hans,
Ihre Cartenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Weinhöppel an Wedekind, 20.1.1898. hat mir eine sehr große Freude bereitet. Kommen Sie
doch bitte mit am 1. Febr.Wie aus Wedekinds Brief an Weinhöppel vom 4.2.1898 hervorgeht, konnte Weinhöppel die Verabredung krankheitshalber nicht wahrnehmen. Der geplante Besuch galt wohl auch einem Konzert mit Liedkompositionen Weinhöppels, das in den ersten Februartagen in Leipzig stattfand [vgl. Wedekinds Brief an Weinhöppel vom 4.2.1898]. damit wir
uns endlich wieder aussprechen können. Was soll ich Ihnen sonst noch schreiben?
Worte, Aussichten, Versprechungen? Nach dem Fiasco vom letzten WinterGemeint sind die verschiedenen, erfolglosen Versuche Wedekinds, eines seiner Stücke in Berlin zur Aufführung bringen zu lassen [vgl. Wedekinds Brief an Weinhöppel vom 17.1.1897]. ekelt mir
davor. Frl. S. wird Ihnen alles erzählt haben und das finde ich viel hübscher
als das entsetzliche Schreiben. Grüßen Sie Frl. S. herzlichst von mir und seien
Sie lieb zu ihr, sonst bekommen Sie es mit mir zu thun. Eben bin ich im
Begriff, in die zweite Probe von Erdgeistzur Uraufführung des Stücks, die am 25.2.1898 im Theatersaal des Leipziger Krystallplasts stattfand [vgl. Wedekinds Brief an Weinhöppel vom 23.12.1898]. zu fahren. Ob etwas daraus wird? Ich
habe aufgehört zu glauben, wenigstens glaube ich nur noch an das was geschehen
ist, ebenso wie bei Frauen. Sprechen Sie Frl. S. bitte auch meinerseits meinen
Dank dafür aus, daß sie Ihre Lieder singtmöglicherweise bei dem Konzert, das Wedekind in seinem folgenden Brief an Weinhöppel vom 4.2.1898 erwähnt.. Unsereiner muß Glück
haben, weil er nun einmal kein Streber ist. Und glauben Sie mir das eine,
lieber Freund: Ihr Glück ist Frl. S. Seien Sie kein Kindskopf,
der sein Leben verplempert. Nehmen Sie die Dinge ernst. Wir sind grade in den
Jahren, wo es sich entscheidet, ob man zum Teufel geht oder ob man die Welt
unterkriegt. Aus allem was ich aus Ihrer Vergangenheit kenne, glaube ich nicht,
daß sich die günstige Stunde noch einmal für Sie wiederholt. Ebenso steht es
augenblicklich mit mir.
Herzliche Grüße Ihr
Frank.
Auf Wiedersehn am 1. Febr!