Kennung: 962

Berlin, 20. Januar 1897 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Weinhöppel, Hans Richard

Inhalt

Berlin, 20.I.1897.


Lieber Freund,

reicher als von Ihnen kann ich von keinem Könige beschenkt werden. Ihre Freundschaft zu mir wird für Sie zu einem theuren Luxus, so gerade umgekehrt wie ich es wünschte. Die 30 Mk habe ich eingesteckt, ohne sie einmal umzudrehen, und fühlte dabei nur, daß es sehr schlimm mit mir stand. Und nun kommen Sie noch mit solchem GefolgeGemeint sind hier offenbar sowohl die gemeinsame Freundin Frida Strindberg, die einige Tage zuvor zu Wedekind nach Berlin gereist war, als auch die von ihr mitgebrachten Geschenke von Weinhöppel.. Ich rauche Ihre Cigaretten, indem ich schreibe. Die VirginiasZigaretten aus Virginia-Tabak. habe ich schon gestern Abend angebrochen und die Flasche Graverichtig: Graves. Wein aus dem gleichnamigen französischen Weinbaugebiet. wird heute auf Ihre Gesundheit und das Gelingen all Ihrer Plänenichts Näheres ermittelt. geleert.

Von dem Augenblick an, da ich den Anhalter BahnhofDer Anhalter Bahnhof am Askanischen Platz war zu dieser Zeit der zentrale Fernbahnhof im Süden Berlins. betrat, fühlte ich thatsächlich ein neues Leben in mir und heute bin ich ein neuer Mensch. Die liebe gute Frida! Es ist um ein großes Herz doch keine Kleinigkeit. Ich werde vielleicht meine ganze Weltanschauung ändern müssen.

Eh bien(frz.) Nun ja., ich habe doppelt doppelt so viel Vertrauen auf einen guten Erfolg meiner Reisenach Berlin, wo Wedekind sich seit Anfang Dezember aufhielt, um in Theaterkreisen für die Aufführung seiner Stücke zu wirken [vgl. Wedekinds Brief an Weinhöppel vom 17.1.1897].. Wenn mir einer hundert Besuche, die einem solchen Ereignis vorausgehen, erleichtern kann, so ist es Frida. Wenn mir jemand aus meiner zehnjährigen Arbeit endlich blankes Gold münzen kann, so ist es Frida.

Und nun stellen Sie mir Ihre Reise nach BerlinDer Plan wurde vermutlich nicht ausgeführt. noch in Aussicht. Das kann für Sie so entscheidend werden wie für mich, denn daß hier mehr Entgegenkommen, mehr Chance ist als in München, ist gar keine Frage. Vielleicht steigen wir wie Phönix aus der Asche als bessere und vollkommenere Menschen aus dieser allgemeinen Pleite empor. Das möge Gott walten.

Frida sagt mir, daß Sie mein – d. h. Ihr Zimmer zu dramatischem UnterrichtWedekinds Münchner Zimmer in der Türkenstraße 69 [vgl. Wedekinds Brief an Weinhöppel vom 17.1.1897]. benützen. Ich habe der Mühlberger, die übrigens das unbegrenzteste Vertrauen in Sie setzt, geschriebennicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Anna Mühlberger, 17.-20.1.1897. , daß sie Sie ja in Ihrem Vortrag nicht stören soll, indem eben alles Theater sei. Ich habe ihr geschrieben, daß Sie meistens in Gesellschaft kommen werden.

Auf baldiges Wiedersehn! Glück auf! Tausend Dank für Ihre Herzensgüte. Ihr getreuer

Frank.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 0 Blatt, davon 0 Seiten beschrieben

Sonstiges:
Das Korrespondenzstück ist nur im Druck überliefert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Berlin
    20. Januar 1897 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Erster Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
275-277
Briefnummer:
118
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Es gibt keine Informationen zum Standort..

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Hans Richard Weinhöppel, 20.1.1897. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Zuletzt aktualisiert

29.01.2020 06:21