Kennung: 765

Berlin, 15. Februar 1894 (Donnerstag), Brief

Autor*in

  • Bierbaum, Otto Julius

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Freie BühneDie Zeitschrift „Freie Bühne“ im S. Fischer Verlag in Berlin, 1890 als „Freie Bühne für modernes Leben“ (1. und 2. Jahrgang) gegründet, ein Forum für die naturalistischen Bestrebungen des Vereins Freie Bühne in Berlin, firmierte dann als „Freie Bühne für den Entwickelungskampf der Zeit“ (3. und 4. Jahrgang) und 1894 mit Beginn des 5. Jahrgangs als „Neue Deutsche Rundschau (Freie Bühne)“ (ab 1904: „Die neue Rundschau“), seit Ende 1893 redigiert von Otto Julius Bierbaum, wie im letzten Heft des vorangegangenen Quartals auf dem Umschlag – „Otto Julius Bierbaum, der die Redaction des Blattes übernommen hat“ – und im Heft vermerkt ist: „Verantwortlich für die Redaction: Otto Julius Bierbaum“ [Freie Bühne für den Entwickelungskampf der Zeit, Jg. 4, Heft 12, Dezember 1893, S. 1400].
Neue Deutsche Rundschau.


Redaction:
Otto Jul. Bierbaum
Berlin
Verlag und Expedition:

S. Fischer, Verlag.

Alle für die Redaction bestimmten Sendungen (Beiträge, Recensions-Exempl.) bitten wir ohne Angabe eines Personenamens an die Redaction der „Freie Bühne“ Berlin W. Köthenerstrasse 44 zu adressiren. Wir ersuchen unsere geehrten Mitarbeiter, jedes Manuscript auf der ersten Seite mit ihrer genauen Adresse zu versehen.


BERLIN, den 15.II 1894
Köthenerstrasse 44Redaktionsadresse der Monatsschrift „Freie Bühne“ und Geschäftsadresse des S. Fischer Verlags (Inhaber: Samuel Fischer) in Berlin (Köthenerstraße 44) [vgl. Berliner Adreß-Buch für das Jahr 1894, Teil I, S. 311].. Karlstr. 32Adresse von Otto Erich Hartleben (Karlstraße 32) [vgl. Berliner Adreß-Buch für das Jahr 1894, Teil I, S. 474], wo Otto Julius Bierbaum in Berlin zunächst wohnte..


Lieber Herr Wedekind,

Verzeihung, daß ich erst jetzt, durch Ihre Kartenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Otto Julius Bierbaum, 13.2.1894. gemahnt, auf Ihren Briefein verschollenen Brief, von dem nur ein entworfenes Brieffragment überliefert ist [vgl. Wedekind an Otto Julius Bierbaum, 29.1.1894]. antworte, der mich höchlichst interessierte, obwohl ich Ihr furchtbares Urteil über Un London nicht billige. Wie? Sie haben keine schönen Engländerinnen gesehen? Und: Sie verachten den Porterstark gehopftes englisches Schwarzbier.? –

Ihr Manuskriptdas bei Otto Julius Bierbaum verbliebene Manuskript von „Elin’s Erweckung“, das Wedekind eingeschrieben zurückerbeten hatte [vgl. Wedekind an Otto Julius Bierbaum, 29.1.1894]. kann ich Ihnen leider erst etwa am 5. März schicken. Meine Sachen sind nämlich noch nicht hier. | Sie kommen erst um diese Zeit an. Ich bin wirklich untröstlich, daß darüber, aber ich kann leider durchaus nichts abhelfen. Ich bitte Sie: wüten Sie deshalb nicht gegen mich!

Könnten Sie nicht für die Freie Bühne einen londoner Briefein Feuilleton über London. schreiben? Kürzlich veröffentlichte ich ein londoner GedichtOtto Julius Bierbaum hat Paul Verlaines Gedicht „Londres“ (1872) aus der Pariser Zeitschrift „La Revue blanche“ im letzten Heft der „Freien Bühne“ (Rubrik: „Zeitschriften-Rundschau“) mit folgender Vorbemerkung nachgedruckt: „Die Dezembernummer der REVUE BLANCHE bringt ein merkwürdiges Gedicht von PAUL VERLAINE, das wir im Original wiedergeben.“ [Neue Deutsche Rundschau (Freie Bühne), Jg. 5, Heft 1, Januar 1894, S. 106] von Verlaine. Überlegen Sie sichs! Es würde mich sehr freuen.

Otto Erich segelt nun endlich von RomOtto Erich Hartleben hatte sich nach der Heirat mit seiner Lebensgefährtin Selma Hesse (genannt Moppchen) am 2.12.1893 in Berlin, bei der Otto Julius Bierbaum Trauzeuge war [vgl. Raff 2019, S. 36], auf eine mehrmonatige Hochzeitsreise begeben, die ihn über die Schweiz nach Italien führte (auch in die Hauptstadt Rom), von dort nach Tunesien und Frankreich., wo er mit KhaynachFriedrich von Khaynach lebte seit 1893 für mehrere Jahre in Rom. fianschettierteein Begriff aus dem Schachspiel – von ‚il fianco‘ (ital.) = die Flanke; eine als Eröffnungszug Erfolg versprechende spezielle Aufstellung eines Läufers (= Fianchetto). Otto Erich Hartleben, ein leidenschaftlicher Schachspieler, spielte mit Friedrich von Khaynach in Rom Schach, wie Otto Julius Bierbaum annahm., nach Sousse in TunisSousse liegt etwa 130 Kilometer südlich von Tunis, der Hauptstadt von Tunesien, seinerzeit französische Kolonie..

Bestens Ihr

Bierbaum.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Mischschrift (Kurrent und lateinische Schrift).
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14,5 x 23 cm. Mit gedrucktem Briefkopf. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Berlin
    15. Februar 1894 (Donnerstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    London
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 16
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Otto Julius Bierbaum an Frank Wedekind, 15.2.1894. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

30.04.2024 09:01