Kennung: 723

Paris, 24. Februar 1907 (Sonntag), Brief

Autor*in

  • Giraudoux, Jean

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

24 ( Februar (Ohne Anspielung auf Wernerʼs Stück)


Sehr verehrter Herr Wedekind,

Ich habe mit dem grössten Vergnügen den so glänzenden ErfolgAm 20.11.1906 hatte in den Berliner Kammerspielen die erfolgreiche Uraufführung von „Frühlings Erwachen“ in der Inszenierung von Max Reinhardt stattgefunden. ihres „Frühlings Erwachen“ erfahren, und ich wollte längst diese Gelegenheit benutzen, um Ihnen nicht nur meine grosse Freude, aber auch die Bewunderung mehrerer Freunde auszudrücken, denen ich die Büchse vorgelesenWahrscheinlich das Widmungsexemplar von „Die Büchse der Pandora“, das Wedekind Giraudoux bei ihrer Begegnung im September 1906 geschenkt hatte [vgl. Wedekind an Giraudoux, 17.9.1906]. habe. Es gibt für mich keinen Zweifel mehr; meine Hoffnung, | Sie bald in Paris applaudiren zu können, wird bald in Erfüllung gehen. Ich weiß nicht wie weit Herr Doktor MeyerAntoine-André Meyer studierte gemeinsam mit Giraudoux an der Ecole normale supérieure de Paris. in der UebersetzungAngedacht war eine Übersetzung von „Erdgeist“ [vgl. Giraudoux an Wedekind, November 1906]. gekommen ist, er hat aber schon mit dem Verleger der ZeitschriftAlfred Vallette leitete den „Mercure de France“ nach dessen Wiedergründung von 1890 bis 1935 gemeinsam mit seiner Frau, der Schriftstellerin Rachilde. „Le Mercure de France“, die Sache schon besprochen, und alles geht glänzend. Die Pariser, die sich der/ie/ deutschen Studentenmützn/en/, der/ie/ Uhlanenz/h/elmemilitärische Kopfbedeckung von Lanzenreitern (= Ulanen / Uhlanen); der Helm wies typischerweise einen viereckigen Aufsatz statt einer Spitze auf., und die verliebten Kellnerinnen als Requisiten und Hauptsache jedes deutschen Stückes vorstellten, werden eine schöne Ueberraschung haben.

Die Liebenswürdigkeit mit der Sie mich empfangenGiraudoux hatte sich vom 10. bis 18.9.1906 in Berlin aufgehalten. Am 17.9.1906 notierte Wedekind in seinem Tagebuch: „Mr. Giraudox aus Paris kommt mit einer Empfehlung von Rüderer. Wir gehen zusammen zu Cassirer.“ Offenbar sprachen sie über die angedachte Übersetzung von „Erdgeist“, die dann nicht zustande kam. haben ermutigt mich, | Ihnen eine Novelle zu schicken, die in der Dezembernummer des „Ermitage“ erschienen ist. Ich habe sie vor drei Jahren geschrieben, „als ich noch jünger war als jetzt“, und Sie werden in ihr viel vermissen, nur die Langweiligkeit nicht. Halten Sie mein Senden nur als eine Mittel, meinen aufrichtigen Dank auszudrücken.

Ueber meine Re/a/ise nach BerlinBereits in seinem Brief vom November 1906 hatte Giraudoux an Wedekind geschrieben, dass er zu Ostern 1907 erneut nach Berlin reisen wolle. bin ich noch nicht ganz mit meinen Eltern einig, die mich während meiner Osternferien in b/B/eschlag nehmen wollen. Ich will aber keineswegs meine Abfahrt auf | September vers/aufs/chieben, und werde warscheinlich den Monat April in Deutschland zubringen. Es wird mich unendlich freuen Sie wiederzusehen.

Verargen mir/Sie/ mir nicht den bösen Einfall, auf deutsch zu schreiben. Ich bin von den vielen Fehlern schon genug gestraft.

Mit Versicherung meiner Dankbarkeit und mit meinen besten Grüssen
Ihr ergebenster Giraudoux


45 Rue dʼUlmSitz der Ecole normale supérieure de Paris.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13,5 x 18 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Dem Schreibdatum im Brief fehlt die Jahresangabe. Da die von Giraudoux erwähnte Erzählung „De ma fenêtre“ im Dezember 1906 publiziert wurde und er Wedekind ankündigt, im April nach Deutschland reisen zu wollen, wird für das Schreibdatum das Jahr 1907 angenommen. Der Schreibort beruht auf der Adresse Giraudouxʼ.

  • Schreibort

    Paris
    24. Februar 1907 (Sonntag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Paris
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Lettres

Autor:
Jean Giraudoux
Herausgeber:
Jacques Body
Verlag:
Paris
Jahrgang:
1975
Seitenangabe:
107f.
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 51
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Jean Giraudoux an Frank Wedekind, 24.2.1907. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Cordula Greinert

Zuletzt aktualisiert

12.03.2020 07:12