Kennung: 625

München, 1. August 1900 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Heymel, Alfred Walter

Inhalt

Lieber Herr Heymel!

Empfangen Sie meinen herzlichen Dank für die Freude, die Sie mir durch ÜbersendungHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben oder eine Widmung; erschlossenes Korrespondenzstück: Alfred Walter Heymel an Wedekind, 31.7.1900. Alfred Walter Heymel hat Wedekind sein Versdrama „Der Tod des Narcissus. Ein dramatisches Gedicht in einem Aufzug“ (1900) geschickt, das als bibliophiler Privtadruck (41 Seiten) in einer Auflage von 200 Exemplaren erschienen ist. Ihres „Tod des Narcissus“ gemacht haben. Ich bedaure nur das Eine, daß Sie sich durch Ihre exponirte StellungAlfred Walter Heymel war als Kind von dem Bremer Großkaufmann Adolph Heymel (gestorben 1890) adoptiert worden, dessen Millionenvermögen er erbte und zum Teil mäzenatisch verwandte; über seine unklare Herkunft ranken sich allerlei Gerüchte. vielleicht ganz ohne Grund veranlaßt sahen, das Werk mit solcher ReserveAnspielung auf den fingierten Erscheinungsort mit rückdatiertem Erscheinungsjahr auf dem Titelblatt von „Der Tod des Narcissus“ (1900): „BREMEN 1898“ – damit ist das Stück als Werk des 19jährigen Alfred Walter Heymel ausgewiesen. herauszugeben. Ich finde daß es mit ein oder zwei Arbeiten ähnlichen Umfangs in | einem Band herausgegebenIm Jahr darauf erschien eine broschierte Neuausgabe „Der Tod des Narcissus. Ein dramatisches Gedicht in einem Aufzug“ (1901) im Verlag der Insel bei Schuster & Loeffler in Berlin (50 Seiten). Die Angabe „BREMEN 1898“ ist beibehalten., sich der rückhaltlosesten Anerkennung zu erfreuen haben würde. Ich hoffe sehr daß auch dem „ManuscriptDie Impressumsseite von „Der Tod des Narcissus“ (1900) enthält den Aufdruck: „ALS MANUSCRIPT GEDRUCKT FUER:“ – darunter dürfte Alfred Walter Heymel in dem nicht überlieferten Exemplar für Wedekind handschriftlich dessen Namen oder eine Widmung eingetragen haben.“ diese öffentliche Würdigung nicht vorenthalten bleibt. Auch was die Bühnenwirksamkeit betrifft, scheint mir das Werk durchaus in unsere Zeit zu passen. Die Sprache finde ich ebenso einfach und schlicht, wie wohllautend; der Inhalt kann sich viele gänzlich unbefangene Verehrer erwerben, so daß Sie vielleicht schließlich selbst zu der Überzeugung gelangen, daß es eine überflüssige Aufrichtigkeit | war, das Stück in der Vorrede ausdrücklich als Jugendarbeit zu designirenbezeichnen..

Man kann nie wissen welche unerwarteten Schicksale die Bücher habennach dem aus der Antike tradierten bekannten Sprichwort ‚Habent sua fata libelli‘ (lat.) = ‚Bücher haben ihre Schicksale‘ (seit 1888 Wahlspruch des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels). und so wünsche ich von ganzem Herzen den schönsten Erfolg. Dazu muß man sich in den Narzissus verlieben können und das scheint mir be/a/ngesichts ei/u/nserer heutigen Ideenwelt aus mehr als einem Grunde nicht ausgeschlossen.

Eine Freude wird es mir sein, gelegentliche ausführlicher mit Ihnen über das Stück sprechen zu können.

Mit herzlichen Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


München, im August 1900.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 12,5 x 20,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 1.8.1900 ist als Ankerdatum gesetzt – das früheste mögliche Schreibdatum des mit Monat („im August“) und Jahr („1900“) datierten Briefs.

  • Schreibort

    München
    1. August 1900 (Mittwoch)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Deutsches Literaturarchiv Marbach

Schillerhöhe 8-10
71672 Marbach am Neckar
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
A: Heymel, Alfred Walter
Signatur des Dokuments:
A: Heymel, Alfred Walter 62.1901/4
Standort:
Deutsches Literaturarchiv Marbach (Marbach am Neckar)

Danksagung

Wir danken dem Deutschen Literaturarchiv Marbach für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Alfred Walter Heymel, 1.8.1900. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

15.03.2024 08:56