Herrn Paul Fechter
tit. Red d Dresdner Neusten Nachrichten
Dresden A.
Sehr geehrter Herr FechterDr. phil. Paul Fechter, Feuilletonredakteur bei den „Dresdner Neuesten Nachrichten“, lebte in Dresden (Nürnberger Straße 20) [vgl. Adreßbuch für Dresden 1909, Teil I, S. 173].!
Sie erweisen mir große EhreWedekind dürfte sich auf Paul Fechters Besprechung von zwei Neuerscheinungen zu seinem Werk beziehen (die Wedekind wohlwollenden Bücher von Julius Kapp, „Frank Wedekind. Seine Eigenart und seine Werke“, und Hanns Kerr alias Hans Kempner, „Frank Wedekind als Mensch und Künstler“), der ihn abschließend als Schriftsteller mit eigenem Profil ausdrücklich würdigt: „Die beiden Schriften sind Anfänger, Vorläufer, denen weitere folgen werden. […] Wedekind ist nun einmal die heute problemreichste Erscheinung. Hoffentlich tritt dann einmal jemand an die Frage: Wedekind als Gestalter heran – und ein andrer an die Erörterung der Beziehungen des Ethikers und Weltverbesserers Wedekind zu dem Künstler in ihm. […] Und ebenso lassen beide das Grundproblem der Wedekindschen Psyche außer acht – das Problem des Moralisten im amoralischen Künstler, der mit künstlerischen Mitteln Ethik geben will. Hier liegen noch ungeahnte Möglichkeiten; hoffen wir, daß sie bald genützt werden.“ [P.F.: Wedekindliteratur. In: Dresdner Neueste Nachrichten, Jg. 17, Nr. 114, 29.4.1909, S. 1], schätzen mich sehr hoch ein und
beschämen mich. Wenn ich wieder nach Dresden komme hoffe ich daß wir uns
wiedersehenFrank Wedekind hatte zuletzt am 27.9.1908 mit Paul Fechter in Dresden einen Abend verbracht: „Abend mit Tilly Mieze, Wolff und Dr. Fechter im Westminsterhotel Mit Dr. Fechter in der Traube.“ [Tb] Bei seinem kurzen Besuch vom 15. bis 17.4.1909 in Dresden (zum Abschied seiner Schwester Erika Wedekind von der Dresdner Hofoper) ist er ihm nicht begegnet. Nach Wedekinds Lesung am 9.3.1910 in Dresden gab es ein Wiedersehen: „Abends Vortrag d. B. d. Pandora. Dann mit Dr. Fechter […] in der Stadt Koburg.“ [Tb]. Grüßen Sie bitte Herrn WolffJulius Ferdinand Wollf, Chefredakteur der „Dresdner Neuesten Nachrichten“ und Mitinhaber des Zeitungsverlags, lebte ebenfalls in Dresden (Anton Graff-Straße 21) [vgl. Adreßbuch für Dresden 1909, Teil I, S. 1032]. Wedekind hat die letzte Begegnung mit ihm, bei der auch Paul Fechter dabei war, zuletzt am 27.9.1908 notiert (siehe oben)..
Mit besten Grüßen
Ihr
Frank Wedekind. |
Frank und Tilly Wedekind
i. Rabbi Esra