Hochgeehrter Herr Harden!
Mit beiliegenden BogenDie Druckbogen von „Schauspielkunst“ (1910) liegen dem Brief nicht mehr bei. Wedekind notierte am 11.6.1910: „Sende Schauspielkunst an Harden.“ [Tb] beehre ich mich, Ihnen meine
Brochüre „Schauspielkunst[“] zu übersenden. Mein Bestreben darin war, alles, was
ich vortheilhaftes zu sagen hatte, möglichst persönlich und alles nachtheilige,
was mir auf der Seele lag, möglichst unpersönlich auszusprechen. Das
Bewußtsein, daß ich dieses | Prinzip verfolgte gab mir den Mut, das/en/
ersten AbschnittDer erste Abschnitt der Broschüre „Schauspielkunst. Ein Glossarium“ (1910) ist mit „Maximilian Harden“ überschrieben [vgl. KSA 5/II, S. 363], eine ausdrückliche Würdigung des Publizisten und zugleich eine Danksagung. hinzuzufügen. Sollte ich damit irgendwie gegen Takt oder
Klugheit verstoßen haben, so ersuche ich Sie, den guten Willen anzuerkennen und
in Rechnung zu ziehen, daß ich in dem ersten Abschnitt eben doch nur meine
Überzeugung ausspreche.
Ändern läßt sich an der Brochüre leider nichts mehr, da
sie sich bereits im Druckseit dem Vortag, wie Wedekind am 10.6.1910 notierte: „Bringe letzte Korrektur Schauspielkunst zu Müller.“ [Tb] Die Broschüre „Schauspielkunst. Ein Glossarium“ erschien im Georg Müller Verlag und war am 18.6.1910 im Handel [vgl. KSA 5/III, S. 728, 730]. befindet.
In meiner VerlagsangelegenheitWedekinds aufreibender Verlagswechsel von Bruno Cassirer zu Georg Müller (der Vertrag zwischen den beiden Verlagen war am 5.7.1910 geschlossen worden), bei dem Maximilian Harden als Vermittler eine entscheidende Rolle gespielt hat (siehe die vorangehende Korrespondenz mit Maximilian Harden). fehlt mir noch die Abgag/b/e
der Ehrener|klärungErhalten ist unter dem Titel „Erklärung“ [vgl. KSA 5/III, S. 140f.] ein Entwurf Wedekinds [vgl. Wedekind an Bruno Cassirer, 17.7.1910]., die momentan zwischen Herrn Justizrat Jonas und Dr. Meyer
vereinbart wirdJustizrat Dr. Paul Jonas war bei dem Verlagswechsel als Wedekinds Anwalt tätig, Dr. Oscar Meyer als Anwalt Bruno Cassirers (siehe die vorangehende Korrespondenz mit Maximilian Harden)..
Georg Müller hat letzte Woche 15000 ausbezahltWedekind notierte am 6.6.1910: „Müller schickt 15000 M an Cassirer.“ [Tb] womit das
Geschäftliche erledigt war.
Im Lauf der nächsten WochenDie drei Einakter „In allen Sätteln gerecht. Komödie in einem Aufzug“ – Maximilian Harden bedankte sich für den Erhalt eines Exemplars [vgl. Maximilian Harden an Wedekind, 27.7.1910] – und „Mit allen Hunden gehetzt. Schauspiel in einem Aufzug“ – hier dankte Harden für den Erhalt eines mit einer Widmung versehenen Exemplars [vgl. Maximilian Harden an Wedekind, 17.6.1910] – sowie „In allen Wassern gewaschen. Tragödie in einem Aufzug“ erschienen jeweils einzeln im Georg Müller Verlag [vgl. KSA 7/II, S. 690]. hoffe ich Ihnen auch meine drei
Einakter zusenden zu können, deren erster in den nächsten Tagen ent/d/lich
im Buchhandel„Mit allen Hunden gehetzt“ erschien am 18.6.1910 im Handel [vgl. KSA 7/II, S. 656, 671]. erscheinen soll.
Mit den besten Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin und Sie
Ihr ergebener
Frank Wedekind.
München 11.6.10.