Kennung: 5763

München, 2. Mai 1902 (Freitag), Sonstiges

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Thoma, Ludwig
  • Albert Langen Verlag, (Verlag)

Inhalt

Vertrag.


Zwischen Herrn Albert Langen, vertreten durch Dr. Ludwig ThomaDr. jur. Ludwig Thoma, am 1.11.1899 als Mitarbeiter des Albert Langen Verlags und insbesondere als Redakteur des „Simplicissimus“ eingestellt [vgl. Pöllinger 1993, S. 18], der „zusammen mit Reinhold Geheeb, Korfiz Holm und Georg Mischeck eine Kollektivprokura“ [Pöllinger 1993, S. 742] des Albert Langen Verlags besaß. & Herrn Frank Wedekind wie vereinbart:

1.) Herr Albert Langen überläßt Herrn Wedekind den Bühnenvertrieb des Stückes „So ist das Leben“, und verzichtet auf das ihm vertragsmäßig zustehende Recht, dasselbe zu vertreiben.

2.) Den Bühnenverlag dieses Stückes behält Herr Albert Langen. |

3.) Hieraus ergeben sich keinerlei Consequenzen für die Rechte der Firma Albert Langen auf die weiteren schriftstellerischen Arbeiten des Herrn Frank Wedekind. Vielmehr ist Herr Wedekind nach wie vor verpflichtet, Herrn Albert Langen seine sämtlichen zukünftigen Arbeiten zum Verlage, & insbesondere auch die dramatischen Werke zum Bühnenvertrieb zuerst anzubieten, & derselben zu überlassen, falls die Firma | Albert Langen Anspruch darauf erhebt.

4.) Herr Wedekind erklärt, seine BeschwerdenWedekind hatte sich schon länger über den Bühnenvertrieb des Albert Langen Verlags beschwert [vgl. Wedekind an Arthur Langen, Albert Langen Verlag, 24.5.1901], für den in Berlin Arthur Langen (nicht mit Albert Langen verwandt) verantwortlich war, und seine Beschwerden in einem Rundschreiben an Theaterdirektoren (siehe unten) scharf formuliert. gegen den Bühnenvertrieb Albert Langen gegenüber keinem der Bühnenleiter aussprechen zu wollen, und nimmt insbesondere Abstand von der Versendung eines bereits verfaßten Circularsein bereits verfasstes Rundschreiben [vgl. Wedekind an Theaterdirektoren, 4.4.1902], das Wedekind bald nach seinem Kündigungsbrief an den Verlag [vgl. Wedekind an Albert Langen und Albert Langen Verlag, 3.4.1902] schrieb, der ihm dann leid tat, wie Korfiz Holm am 10.4.1902 an Albert Langen schrieb: „Wedekind scheint seinen famosen Beziehungsabbrechungsbrief schon zu bedauern und hat Mischeck in seiner Privatwohnung aufgesucht und ihm Vorschläge gemacht, wie er mir bei einer zufälligen Begegnung wiederholt hat.“ [Abret/Keel 1989, S. 293] Wedekind hat den Rundbrief an Theaterdirektoren wohl einem der Verlagsmitarbeiter übergeben, wahrscheinlich Ludwig Thoma, der mit ihm am 21.4.1902 über diesen Brief gesprochen hat, wie Ludwig Thoma am 22.4.1902 an Albert Langen berichtete: „In Sachen Wedekind habe ich noch gestern mit Wedekind gesprochen.“ [Pöllinger 1993, S. 332] Albert Langen lag der Brief am 23.4.1902 vor, wie er Ludwig Thoma schrieb: „Ich telegraphierte Ihnen soeben: / Überlasse Thoma auf Wedekinds Rundschreiben an die Theater für mich zu reagieren. / Ich erhalte in diesem Augenblick Wedekinds Schriftstück an die Theaterdirektoren [...]. Ich nehme an, daß Wedekind mit seinem Cirkular eine Pressfehde gegen mich eröffnet.“ [Pöllinger 1993, S. 332] Dazu kam es nicht, dem vorliegenden Vertrag zufolge..


München 2.te Mai 1902Ludwig Thoma schrieb am 2.5.1902 an Albert Langen über den vorliegenden Vertrag und das Rundschreiben an Theaterdirektoren (siehe oben): „Wedekind. Ich bemühe mich als Ihr Freund zu handeln u. halte Ihnen eine Streitigkeit vom Leibe, die eckelhaft wäre und in der nicht durchaus das Recht auf unserer Seite ist. Ich gebe den Bühnenvertrieb für ‚so ist d. L.‘ frei, mit der schriftlich stipulirten Bedingung, daß hieraus keinerlei Consequenzen für die Zukunft erwachsen, und daß das Rundschreiben an die Theaterdir. unterbleibt – dasselbe ist noch an Niemanden geschickt –, daß also alle künftigen Stücke bei uns im Bühnen V. angeboten werden müssen.“ [Pöllinger 1993, S. 334f.]

Frank Wedekind.


Dr. L. Thoma

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 21 x 33 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Verlagsvertrag wurde von dem Mitarbeiter des Albert Langen Verlags Ludwig Thoma geschrieben. Wedekind hat Ort und Datum „München 2.te Mai 1902“ ergänzt und anschließend unterzeichnet, Ludwig Thoma hat unterschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    2. Mai 1902 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Aargauer Kantonsbibliothek

Aargauerplatz
5001 Aarau
Schweiz

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Wedekind-Archiv
Signatur des Dokuments:
Wedekind-Archiv E, Mappe 5, Nr. 3
Standort:
Aargauer Kantonsbibliothek (Aarau)

Danksagung

Wir danken der Aargauer Kantonsbibliothek für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Ludwig Thoma, (Verlag) Albert Langen Verlag, 2.5.1902. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (12.03.2025).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

21.01.2025 15:34