Kennung: 5749

München, 17. August 1891 (Montag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Stuck, Franz

Inhalt

Fr Er. zum VertriebWedekind war davon ausgegangen, „Frühlings Erwachen“ werde – nachweislich bereits illustriert von Franz Stuck – in der Münchner Kunst- und Verlagsanstalt Dr. E. Albert & Co. (Schwabinger Landstraße 55) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1892, Teil I, S. 4] erscheinen [vgl. Frank Wedekind an Armin Wedekind, 30.7.1891] und also auch vertrieben werden, was sich zerschlug (siehe unten). „Für die Erstausgabe kann Wedekind zunächst den Münchner Verleger Eugen Albert gewinnen, der den Druck übernehmen will. [...] Im Laufe des August zerschlägt sich jedoch das Projekt“ [KSA 2, S. 763]. anvertraut überantwortet sind, so überläuft mich ein eisiger SchauderWedekind erinnerte sich 1911/12 in seinen rückblickenden Werknotizen „Was ich mir dabei dachte“ (1911/12): „Als ich vor zwanzig Jahren Frühlings Erwachen geschrieben hatte, mußte das Buch in der Schweiz erscheinen. Der Verleger hatte eine hiesige juristische Autorität konsultiert. Diese Autorität hatte erklärt, daß, wenn das Buch in Deutschland gedruckt würde, Autor, Verleger und Drucker jeder mindestens zwei Jahre Gefängnis zu gewärtigen hätten.“ [KSA 2, S. 769] Der Verleger Eugen Albert hatte sich offenbar an die Staatsanwaltschaft gewandt, um mit der Veröffentlichung von „Frühlings Erwachen“ (die Erstausgabe erschien dann mit dem von Franz Stuck gestalteten Buchumschlag im Verlag von Jean Groß in Zürich) kein Risiko einzugehen. Wedekind – er erinnerte sich auch in einer Briefbeilage daran: „vor neunzehn Jahren, als ich Frlgs Erwachen geschrieben hatte, versicherte mir ein Münchner Staatsanwalt, daß ich, wenn das Buch in Deutschland erschiene, ins Zuchthaus kommen würde“ [Wedekind an Georg Brandes, 10.1.1909] – dürfte darüber bereits informiert gewesen sein und bald darauf, die Konsequenzen einschätzend, den Entschluss gefasst haben, nach Zürich zu reisen [vgl. Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 26.8.1891], um sich dort einen anderen Verleger zu suchen (und in Jean Groß fand). „Wedekinds für Anfang September geplanter Zürichaufenthalt“ dürfte in diesem Zusammenhang „zu sehen sein“ [KSA 2, S. 764]..

Werde ihmdem Verleger Dr. phil. Eugen Albert, Besitzer der Münchner Kunst- und Verlagsanstalt Dr. E. Albert & Co. (siehe oben). aber nächstdem doch einige Worte schreiben und, ihn in aller Höflichkeit natürlich, und ihn bitten, sich Ihnenmöglicherweise Franz Stuck (ungesicherter Adressat), Kunstmaler in München (Gabelsbergerstraße 39, Atelier: Theresienstraße 148 ) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1892, Teil I, S. 429]; von ihm stammt der Buchumschlag zu „Frühlings Erwachen“ (im Herbst 1891 dann in der von Jean Groß in Zürich verlegten Erstausgabe), der dem Verlag Dr. E. Albert & Co. für die geplante Drucklegung von „Frühlings Erwachen“ (siehe oben) vorlag: „Der von Franz Stuck gestaltete Buchumschlag muß zu diesem Zeitpunkt [...] vorgelegen haben“ [KSA 2, S. 763]; in diesem Zusammenhang dürfte es angesichts der neuen Situation (siehe oben) Klärungsbedarf gegeben haben. gegenüber ein wenig beeilen zu wollen, da ich nämlich selber etwas pressirt sei

In der Hoffnung daß Sie sich im Übrigen zu Ihrer Zufriedenheit befinden
ganz Ihr ergebenster
Fr. Wedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Liniertes Papier. Notizbuchblatt (loses Blatt). 11 x 17,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Briefentwurf – möglicherweise an den Maler Franz Stuck in München (siehe Erläuterungen) – ist fragmentarisch auf einem losen Blatt [Nb 67, Blatt 134v] überliefert (darunter ist eine aus geometrisch anmutenden Ornamenten bestehende Zierleiste gezeichnet); auf dieser Grundlage dürfte ein Brief geschrieben und abgesandt worden sein.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 17.8.1891 ist als Ankerdatum gesetzt – ein mögliches Schreibdatum. Der Briefinhalt legt einen Zusammenhang mit den Planungen im Sommer 1891 zu der dann nicht zustande gekommenen Erstausgabe von „Frühlings Erwachen“ illustriert von Franz Stuck im Münchner Verlag Dr. E. Albert & Co. nahe (siehe Erläuterungen), von deren Zustandekommen Wedekind am 30.7.1891 noch ausging [vgl. Frank Wedekind an Armin Wedekind, 30.7.1891], am 26.8.1891 dann nicht mehr, da er eine Reise nach Zürich plante [vgl. Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 26.8.1891], wo die Erstausgabe von „Frühlings Erwachen“ dann mit dem von Franz Stuck gestalteten Buchumschlag im Verlag von Jean Groß realisiert wurde [vgl. KSA 2, S. 771].

  • Schreibort

    München
    17. August 1891 (Montag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek. Monacensia (München). Aargauer Kantonsbibliothek (Aarau) et Minna von Greyerz

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
L 3501/67 (Lose Blätter)
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Familie Rudolf Bertschinger, Lenzburg, dem Literaturarchiv der Monacensia, München, und der Aargauischen Kantonsbibliothek, Aarau, für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Franz Stuck, 17.8.1891. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (13.03.2025).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

17.01.2025 15:42