Kennung: 5019

Berlin, 16. Januar 1906 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Barnowsky, Victor

Inhalt

Sehr geehrter HerrVictor Barnowsky, Direktor des Kleinen Theaters in Berlin [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 277], wo seit der Premiere am 26.9.1905 Wedekinds „Hidalla“ mit ihm in der Rolle des Karl Hetmann auf dem Spielplan stand und das Stück zuletzt, nach einer kurzen Vortrags- und Gastspielreise des Autors nach Bremen und Leipzig, am 14.1.1906 eine weitere Vorstellung stattgefunden hatte [vgl. Tb]. Wedekind hatte am 15.1.1906 eine Besprechung mit dem Direktor: „Abends Besprechung mit Barnowski“ [Tb].

W/W/ollen Sie mir gestatten, Ihnen mitzutheilen das ich an den Convent der Berliner Bühnenleiterein noch nicht offiziell konstituierter Verein, der Verband Berliner Bühnenleiter: „Der Verband ist im Jahre 1908 in das Vereinsregister des Amtsgerichts Berlin-Mitte eingetragen, nachdem schon vorher die Leiter der Berliner Bühnen sich zu einer freien Vereinigung zusammengeschlossen hatten. Als Zweck ist in den Satzungen bezeichnet, die Berliner Theater-Direktoren zur Wahrung ihrer gemeinsamen Interessen zu vereinigen. Begründer und erster Vorsitzender war Direktor Dr. Raphael Loewenfeld vom Schiller-Theater. Nach seinem Tode trat Dr. Otto Brahm an seine Stelle“ [Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1916, S. 226]. folgende Anfrage gerichtet habe:


An den Convent Berli/der/ Berliner Bühnenleiter.


Meine hochverehrten HerrenDr. phil. Raphael Löwenfeld, Direktor der Berliner Schillertheater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 275] in Berlin (Fasanenstraße 36) [vgl. Adreßbuch für Berlin 1905, Teil I, S. 1357] und später bis zu seinem Tod am 28.12.1910 offiziell Vorsitzender des Verbands Berliner Bühnenleiter (siehe oben), und Dr. phil. Otto Brahm, Direktor des Berliner Lessingtheaters [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 273] in Berlin (Kronprinzen-Ufer 7) [vgl. Berliner Adreßbuch 1906, Teil I, S. 226] und Löwenfelds Nachfolger als Vorsitzender des Verbands Berliner Bühnenleiter (siehe oben). Bei Verständigungsterminen etwa im Berliner Magistrat traten noch vor der offiziellen Vereinsgründung gemeinsam auf als Repräsentanten „Berliner Theaterdirektoren [...] Dr. Otto Brahm und Dr. Raphael Löwenfeld“ [Die Steuer auf Theaterbilletts. In: Berliner Tageblatt, Jg. 34, Nr. 628, 10.12.1905, Sonntags-Ausgabe, S. (2)].!

Erlauben Sie mir die ergebene Anfrage an Sie zu richten ob es auf an den Berliner Bühnen im Allgemeinen so Brauch und Sitte ist, daß der DirectorVictor Barnowsky (siehe oben). wenn er die Auffassung, die der ein AutorFrank Wedekind als Autor von „Hidalla“ (siehe oben). von einem Passus seinem/s/ eigenen Werkes hat, | für unnicht richtig hält, und ihm der Autor darin nicht beipflichtet, diesem vor den anwesenden MitgliedernEnsemblemitglieder des Kleinen Theaters, die am 14.1.1906 in „Hidalla“ spielten (siehe oben). erklärt daß er sich gezwungen sähe das Stück vom Spielplan abzusetzen.

Ein In einem derartigerSchreibversehen (irrtümlich nicht korrigiert), statt: derartigen. Brauch würde nämlich meines Erachtens eine Beeinträchtigung des erstens eine harte Unbilligkeit gegenüber dem Autor und zweitens eine Schädigung seines künstlerischen Kredites liegen. Eine

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Liniertes Papier. Notizbuchblätter. 10 x 15,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Briefentwurf mit dem Entwurf der Abschrift einer Beilage [vgl. Wedekind an Verband Berliner Bühnenleiter, 16.1.1906], die abrupt abricht, ist seitenrückläufig geschrieben im Notizbuch [Nb 34, Blatt 58r, 57v] überliefert; unklar ist, ob auf dieser Grundlage ein dann abgesandter Brief verfasst wurde.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 16.1.1906 ist als Ankerdatum gesetzt – nach der Lage im Notizbuch, dem ein Blatt davor [vgl. Wedekind an Gertrud Arnold, 25.10.1905] und dem drei Blatt danach [vgl. Wedekind an Paul Jonas, 9.1.1906] geschriebenen Briefentwürfen sowie den dazwischen notierten Abfahrtszeiten einer Reise vom 12. bis 14.1.1906 [vgl. Nb 34, Blatt 56v], der Abreise von Berlin am 12.1.1906 (Datum notiert) und abends dem Vortrag in Bremen, dem „Hidalla“-Gastspiel in Leipzig am 13.1.1906 und der Rückkehr nach Berlin am 14.1.1906 [vgl. Tb], außerdem nach zeitlichen und inhaltlichen Kriterien. Wedekind trat am 14.1.1906 zurück in Berlin abends am Kleinen Theater (Direktion: Victor Barnowsky) wieder in „Hidalla“ auf [vgl. Tb] und hatte am 15.1.1906 eine Besprechung mit dem Direktor: „Abends Besprechung mit Barnowski“ [Tb]; der vorliegende Briefentwurf dürfte auf beides reagieren und bald darauf geschrieben worden sein.

  • Schreibort

    Berlin
    16. Januar 1906 (Dienstag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
L 3501/34
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Victor Barnowsky, 16.1.1906. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

16.01.2024 14:08