Kennung: 4756

München, 14. August 1916 (Montag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Münchner Bühnenklub, (Verein)
  • Weigert, August
  • Marlé, Arnold
  • Marx, Paul
  • Auzinger, Theodor

Inhalt

München 14.8.16.


An den
Münchner Bühnenklub
München.


Sehr verehrte Herrenwohl die vier offiziell verzeichneten Vorstandsmitglieder des Münchner Bühnenklubs (Klubheim: Kanalstraße 42): der Präsident August Weigert, die Vizepräsidenten Arnold Marlé und Paul Marx sowie der Kassenwart Theodor Auzinger [vgl. Adreßbuch für München 1917, Teil III, S. 173]. August Weigert, Paul Marx und Theodor Auzinger waren Schauspieler am Münchner Schauspielhaus [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1917, S. 505], Arnold Marlé Schauspieler an den Münchner Kammerspielen [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1917, S. 504].!

Aus den mir gütigst zugesandten SatzungenHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Münchner Bühnenklub an Wedekind, 7.8.1916. des Münchner Bühnenklubs ersehe ich eben d/ie/ Höhe des Eintrittsgeldes und Jahresbeitrages. Darf ich Ihnen offen gestehen, daß ich, als ich am 5 dieses um die Ehre batHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Münchner Bühnenklub, 5.8.1916., in Ihren geehrten Klub auf|genommen zu werden, mit einer geringeren Ausgabe gerechnet hatte. Natürlich kann es mir gar nicht einfallen den Beitrag für das was der Bühnenklub seinen Mitgliedern bietet, zu hoch zu finden. Nur bin ich schon Mitglied eines Klubs‚Klub‘ war die Bezeichnung für die Deutsche Gesellschaft 1914 in Berlin, deren Mitglied Wedekind war. in Berlin, in dem ich die gleichen Beiträge zahle, und Mitglied zweier Klubs zu sein, ist ein Luxus, den mir die Zeiten nicht erlauben. Darf ich Sie daher bitten, für Ihr gastfreundliches Entgegenkommen aufrichtigen herzlichen Dank entgegenzunehmen, aber meine Aufnahme in Ihren KlubWedekind dürfte früher oder später Mitglied im Münchner Bühnenklub – ihm „gehören bisher über 60 ordentliche Mitglieder von allen Münchner Theatern an“ [Das neue Heim des Münchner Bühnenklubs. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 69, Nr. 413, 18.8.1916, S. 4] – geworden sein, den er dem Tagebuch zufolge häufig aufsuchte, so am 26.8.1916 („Zu Hause zu Abend gegessen Dann im Bühnenklub“), 2.9.1916 („im Bühnenklub“), 6.9.1916 („Bühnenklub“), 13.9.1916 („Dann Bühnenklub“), 14.9.1916 („Bühnenklub“), 15.9.1916 („Nachher Bühnenklub“), 5.10.1916 („Bühnenklub mit Sinsheimer und Bruno Frank“), 8.10.1916 („Mit Langheinrich im Bühnenklub“), 10.10.1916 („Bühnenklub mit Friedenthal“), 11.10.1916 („Bühnenklub mit Dr. Sinsheimer“), 15.10.1916 („Bühnenklub“), 16.10.1916 („Bühnenklub mit Friedenthal“), 20.10.1916 („Bühnenklub Dr. Stephan“) und 21.10.1916 („Nachher Bühnenklub“). Wedekind hielt im Münchner Bühnenklub am 10.2.1918 um 17 Uhr eine seine letzten Lesungen: „5 Uhr liest Frank Wedekind im Bühnenklub, Kanalstraße 42, Szenen aus ‚Bismarck‘.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 71, Nr. 74, 10.2.1918, S. 3], dem ich gern und mit Freude angehören | werde, wenn meine Verhältnisse geordneter sind, einstweilen noch zu verschieben.

Zu der schönen Schöpfungim Sinne von Gründung, über die Wedekind wohl gut informiert war; er notierte am 20.5.1916: „Bühnenklub mit Weigert e.ct.“ [Tb]. Die Presse hatte berichtet: „Ein Münchner Bühnen-Klub wurde hier von Bühnenmitgliedern der Münchner Theater gegründet. Der Klub bezweckt die Förderung der künstlerischen und gesellschaftlichen Interessen der Bühnenwelt in Bayern, für die er den Treff- und Sammelpunkt bilden soll. Zum Präsidenten wurde das Mitglied des Schauspielhauses August Weigert gewählt. [...] Die Klubräume, die an allen Nachmittagen und einigen Abenden in der Woche geöffnet sind, befinden sich Bruderstraße 2.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 69, Nr. 251, 17.5.1916, Abend-Ausgabe, S. 4] Drei Monate später wurden neue Klubräume bezogen (in der Kanalstraße 42): „Ein reizendes Heim, so recht zum Rasten und zu froher Unterhaltung geeignet, hat sich in der Kanalstraße der junge Münchner Bühnenklub geschaffen, ein Heim, das einen Treff- und Sammelpunkt aller Theaterangehörigen von Bayern bilden will. Man hätte für diese Zwecke kaum ein geeigneteres Heim gefunden, nur ein paar Schritte seitab von einer der verkehrsreichsten und vornehmsten Straßen, so direkt ‚zwischen den Theatern‘ und doch nicht ohne jene Einsamkeit, die der Erholung nötig ist. Und zur günstigen Lage gesellt sich die vornehme, intime Anordnung der Zimmer in dem Altmünchner Patrizierhaus, das eine Reihe lauschiger Räume hat und – das ist ein besonderer Reiz des Hauses – eines hübschen stillen Gartens nicht entbehrt. [...] Das Erdgeschoß enthält ein Lesezimmer in Violett, ein Gesellschafts-Speisezimmer in Blaugrün mit Ausgang auf den Garten; im ersten Stock findet man den sehr repräsentativ in Purpur und Gold gehaltenen Empire-Festsaal mit Möbeln, die aus jener alten Zeit stammen, und das intime altdeutsche Kneipzimmer. Ein lichtes Billardzimmer in Grün und Weiß, zwei kleine Spielzimmer und der Raum für die Vorstandschaft füllen den zweiten Stock.“ [Das neue Heim des Münchner Bühnenklubs. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 69, Nr. 413, 18.8.1916, S. 4] des Münchner Bühnenklubs, mit der Sie dem Kunstleben Münchens einen so große Wohltat und Bereicherung angedeihen lassen, bitte ich Sie, meine verehrten Herren, die aufrichtigsten Glückwünsche entgegennehmen zu wollen.

In ausgezeichneter Hochschätzung
Ihr ergebener
Frank Wedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Kariertes Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 22,5 x 28,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    14. August 1916 (Montag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Deutsches Theatermuseum München

Galeriestraße 4a
80502 München
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Archiv
Signatur des Dokuments:
VIII 844
Standort:
Deutsches Theatermuseum München (München)

Danksagung

Wir danken dem Deutschen Theatermuseum München für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an (Verein) Münchner Bühnenklub, August Weigert, Arnold Marlé, Paul Marx, Theodor Auzinger, 14.8.1916. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

30.07.2023 10:53