München, 7. IX. 1904.

Lieber Roeßler!

Inliegend ein BriefDie Beilage, ein Brief des Verlegers Julian Marchlewski entweder an Wedekind oder an Rößler, ist nicht überliefert. Wedekind hatte sich bei Marlewski für die Veröffentlichung von Rößlers Stück „Hinterm Zaun“ verwandt [vgl. Wedekinds Brief an Rößler vom 25.6.1904]. von Marchlewsky. Ich sprach daraufhin über „Hinterm Zaun“ mit BasilWedekind hatte den Schauspieler und Regisseur Friedrich Basil, seinen Schauspiellehrer, laut Tagebuch sowohl am 4.9.1904 („Hole Basil beim Theater ab und suppiere mit ihm [...]“) als auch am folgenden Tag („Stunde bei Basil“) getroffen., der mir mit großer Begeisterung von Deinem „verlorenen SohnWedekind verwechselt den Titel von Rößlers biblischem Drama "Der reiche Jüngling" mit dem Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lukas 15, 11-32).“ | vorschwärmte und mich bat, ihm auch „Hinterm Zaun“ zu lesen zu gehen. Ich bin der festen Ueberzeugung, daß in der dramatischen GesellschaftDie im November 1904 unter Leitung von Max Halbe und Michael Georg Conrad gegründete Münchner Dramatische Gesellschaft (1904-1910) „suchte ihre Hauptaufgabe in der Entdeckung und Förderung neuer Autoren“ [Martens 1924, S. 32]. Friedrich Basil gehörte dem Vorstand des Vereins an und zeichnete als Regisseur für die von ihm geförderten Inszenierungen verantwortlich. Eins von BeidenRößlers Drama „Der reiche Jüngling“ wurde am 17.3.1905 durch die Münchner Dramatische Gesellschaft im Münchner Volkstheater uraufgeführt. aufgeführt wird. Marchlewsky erwartet Antwort auf die in dem Briefe gestellten Fragen. Er gab mir das Buch nur für einige Tage für Basil und mir scheint, daß er sich sehr dafür interessirt. Wann kommst Du wieder nach MünchenBereits im folgenden Monat trafen Rößler und Wedekind in München zusammen: „Abends mit Reßner“ [Tb, 3.12.1904]. Im Laufe des Jahres 1905 ließ sich Rößler, der bereits 1897/98 am Münchner Schauspielhaus engagiert gewesen war, dauerhaft in München nieder.? Deine Gegenwart thut hier sehr noth. Mit herzlichen Grüßen Dein

Frank.