Kennung: 2992

München, 7. Januar 1908 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Rosenthal, Wilhelm

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Dr. Wilhelm Rosenthal
Ludwig Strauss III
Rechtsanwälte.
Telephonruf Nr. 171.


München, den 7. Januar 1908.
Fürstenfelderstr. 10/II.


Herrn
Frank Wedekind,
Berlin


Sehr geehrter Herr Wedekind,

In der Angelegenheit StrindbergFrida Strindberg verlangte von Wedekind Unterhaltszahlungen für ihren gemeinsamen Sohn Friedrich Strindberg, der am 21.8.1897 geboren war. bestätige ich noch den Empfang Ihres Briefesnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Wilhelm Rosenthal, 13.12.1907. vom 13. v. Mts. mit der Zuschrift des Herrn Kollegen EllbogenDer Wiener Rechtsanwalt Dr. Friedrich Elbogen (Schottenring 14), hatte seine Kanzlei im I. Bezirk im Graben 29 und Goldschmidgasse 7A [vgl. Lehmanns Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger […] für […] Wien 1908, Bd. 2, Teil VII, S. 199]. Offenbar hatte Frida Strindberg in dem Alimentestreit mit Wedekind ihren Anwalt gewechselt und den bisher zuständigen Theodor Löwenfeld durch Friedrich Elbogen ersetzt.; ich habe mit der Beantwortung deshalb gewartet, weil ich Ihnen gleichzeitig mitteilen wollte, was mir Herr Kollega Ellbogen, an welchen ich mich in Be|antwortung seiner an Sie gerichteten Zuschriftnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Friedrich Elbogen an Wedekind, 12.12.1907. gewandt hatte, erwidern würde, insbesondere, ob er damit einverstanden ist, dass der Betrag von Mk. 1200.–Mit der Zahlung dieser Summe wollte Wedekind alle Unterhaltsansprüche für die ersten 10 Lebensjahre seines Sohnes Friedrich Strindberg abgelten (siehe Beilage). hinterlegt wird.

Da ich aber bisher keine Antwort erhalten habe, wollte ich bei Herrn Dr. Ellbogen monierenbeanstanden.. Heute nun erhielt ich plötzlich den Besuch der Frau Strindberg, welche auf der Durchreise nach Paris ist, wo sie beruflich zu arbeiten hat.

Sie hat mir erklärt, dass sie auf Veranlassung ihrer Mutter für das Kind einen erheblichen Betrag hinterlegen musste und auch für den Fall ihres Todes für das Kind Vorsorge getroffen habe.

Ich habe ihr gesagt, dass diese Mitteilungen Sie nichts angehen können; ich habe ja auch gar nicht die Möglichkeit diese Angaben zu | kontrollieren.

Schliesslich hat mir dann FraiSchreibversehen, statt: Frau. Strindberg die hier abschriftlich anliegende Erklärung abgegeben, worin sie gegen Zalung von Mk. 1200 – für sich und das Kind definitiv auf alle Ansprüche für die Vergangenheit verzichtet und sich zunächst mit einem unterhaltsbeitragSchreibversehen, statt: Unterhaltsbeitrag. von Mk. 50.– pro Monat, beginnend am 1. Januar 08 zufrieden gibt.

Da ich annehmen konnte, dass sie prinzipiell mit diesem Vorschlag einverstanden sein werden, und mir Frau Strindberg erklärte, dass sie unbedingt sofort einen kleinen Betrag benötige, habe ich ihr aus dem bei mir hinterlegten | BetrageWedekind hatte am 25.11.1907 einen Transfer von 1500 Mark an Rosenthal veranlasst: „Entnommen und an Rosenthal geschickt M.1500,–“ [Tb]. Mk. 100.– ausgezalt.

Ich bitte nun um gütige Mitteilung, ob ich den Vorschlag der Frau Strindberg, welcher ja, wenigstens für die Vergangenheit, ein für allemal die Sache erledigt, für Sie annehmen soll, da Frau Strindberg, nachdem einige Monate in den Verhandlungen ein sehr langsames Tempo geherrscht hat, jetzt wieder sehr pressantösterreichisch für: dringlich. tut, bitte ich wenn möglich um kurze telegrafische Mitteilung.

Mit den besten GrsüsenSchreibversehen, statt: Grüssen. bin ich wie immer
Ihr Ihnen sehr ergebener
DWRosenthal
Rechtsanwalt.



[Beilage 1:]


Abschrift


München, den 6. Januar 08.


Erscheint Frau Frieda Strindberg, geb. Uhl in Wien, Veitgasse 3 und erklärt:

Ich bin bereit, auf alle Ansprüche, welche ich selbst für mich oder für mein Kind Max Friedrich aus irgend welchem Rechtsgrunde gegen Herrn Frank Wedekind in Berlin bis zum 1. Januar 1908 geltend machen kann, insbesondere auf jeden Ersatz von Unterhaltsbeitrag bis zu diesem Zeitpunkte gegen eine einmalige Zalung von Mk. 1200.– Zwölfhundert Mark – mich für abgefunden zu erklären.

Ich selbst werde, sobald es mir möglich ist, diesen Betrag für das Kind Max Friedrich wieder hinterlegen.–

Als Unterhaltsbeitrag für die Zukunft des Kindes Max Friedrich beanspruche ich einen | monatl. Beitrag von Mk. 50.– fünfzig Mark – bis auf weiteres, wobei ich erkläre, selbst auf diesen Beitrag zum Unterhalt zu verzichten, sobald ich aus eigenen Mitteln den gesamten Unterhalt des Kindes bestreiten kann.

Ich ersuche Herrn Wedekind von vorstehendem zu verständigen und mir den Betrag der Abfindungssumme an die von mir anzugebende Adresse einzusenden.

L. U.
Frieda Strindberg Uhl.

––––––––

Beglaubigt:
DWRosenthal
Rechtsanwalt.



[Beilage 2:]


Abschrift


München, den 6. Januar 08.


Erscheint Frau Frieda Strindberg, geb. Uhl in Wien, Veitgasse 3 und erklärt:

Ich bin bereit, auf alle Ansprüche, welche ich selbst für mich oder für mein Kind Max Friedrich aus irgend welchen Rechtsgründen gegen Herrn Frank Wedekind in Berlin bis zum 1. Januar 1908 geltend machen kann, insbesondere auf jeden Ersatz von Unterhaltsbeitrag bis zu diesem Zeitpunkt gegen eine einmalige Zalung von Mk. 1200.– zwölfhundert Mark – mich für abgefunden zu erklären.

Ich selbst werde, sobald es mir möglich ist, diesen Betrag für das Kind Max Friedrich wieder hinterlegen.–

Als Unterhaltsbeitrag für die Zukunft des Kindes Max Friedrich beanspruche ich einen monatl. Beitrag von Mk. 50.– fünfzig Mark – | bis auf weiteres, wobei ich erkläre, selbst auf diesen Beitrag zum Unterhalt zu verzichten, sobald ich aus eigenen Mitteln den gesamten Unterhalt des Kindes bestreiten kann.

Ich ersuche Herrn Wedekind von vorstehendem zu verständigen und mir den Betrag der Abfindungssumme an die von mir anzugebende Adresse einzusenden.

L. U.
Frieda Strindberg Uhl.

––––––––

Beglaubigt:
Ludwig Strauß III
Rechtsanwalt.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 4 Blatt, davon 8 Seiten beschrieben

Schrift:
Maschinenschrift.
Schreibwerkzeuge:
Schreibmaschine.
Schriftträger:
1. Brief: Papier. 2 Blatt. 4 Seiten beschrieben. 22 x 29 cm. Mit gedrucktem Briefkopf. Gelocht. 2. Beilage 1: Papier. 1 Blatt. 2 Seiten beschrieben. 22,5 x 28,5 cm. Gelocht. 3. Beilage 2: Papier. 1 Blatt. 2 Seiten beschrieben. 21 x 33 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Das 2. Blatt des Briefs trägt ebenfalls den gedruckten Briefkopf.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    7. Januar 1908 (Dienstag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 165a
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Wilhelm Rosenthal an Frank Wedekind, 7.1.1908. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

21.07.2022 10:06