Kennung: 2972

München, 13. Juli 1903 (Montag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Rosenthal, Friedrich

Inhalt

Hochgeehrter Herr Justizratsehr wahrscheinlich der Münchner Anwalt und Justizrat Dr. Friedrich Rosenthal (Schackstr. 4), mit dem Wedekind seit 1896 bekannt war. Er hatte gemeinsam mit seinem Cousin Wilhelm Rosenthal eine Kanzlei in der Promenadestraße 3 [vgl. Adreßbuch für München 1904, Teil I, S. 555]..

Augenscheinlich habe ich eine große Tölpelhaftig Tölpelei damit begangen, daß ich Ihnen das Buchnicht ermittelt. nicht verschlossen schickte. Mir schaudert bei dem Gedanken, daß Frau Justizrat einen Blick hineingeworfen haben könnte. Und doch ist das ja eigentlich ganz selbstverständlich. Ich hätte mir das vorher sagen können. Aber dazu ist man eben Junggeselle um solche Tölpeleien zu begehen, da Einem nicht in jedem Moment die Thatsache vorschwebt, daß der M normale Mensch verheiratet ist. Wollen Sie mir übrigens bitte glauben, daß ich selber auch nur die ersten zehn Seiten von dem Buche gelesen habe. Dann legte ich es bis auf weiteres bei Seite | weil es mir zu langweilig uninteressant wäre schien. Darf ich Sie nun ersuchen, wenn meine Tölpelhaftigkeit unerfreul schlimme Folgen gehabt hat, mich, so gut es geht, entschuldigen zu wollen.

Ich reise morgenWedekind verließ München am 14.7.1903 wie Max Halbe am 13.7.1903 in seinem Tagebuch notierte: „Wedekind reist morgen ab.“ [Tb Halbe] auf 14 vierzehn TageWedekind blieb bis Mitte September in der Schweiz. in die Schweiz, um mich von drei JahrenNach seiner Haftentlassung aus der Festung Königstein am 3.2.1900 war Wedekind nach München übergesiedelt. allabendlichen Schlemmens etwas zu erholen recreieren. Frau Justizrat und Ihnen wünsche ich herzlich, daß Ihnen die bevorstehende Erholungszeit auf das allerbeste bekommen möge. Mit den Gefühlen des Dankes und der größten Hochschätzung zeichnet IhrStreichung durch Unterpunktung wieder aufgehoben.Ihr allerergebenster
Frank Wedekind

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Liniertes Papier. Notizbuchblatt. 10,5 x 17,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Briefentwurf steht im Notizbuch [Nb 17, Blatt 26r-26v].

Datum, Schreibort und Zustellweg

Das Schreibdatum ist durch den Briefinhalt in Verbindung mit Max Halbes Tagebuch belegt.

  • Schreibort

    München
    13. Juli 1903 (Montag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
L 3501/17
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Friedrich Rosenthal, 13.7.1903. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

21.07.2022 09:55