Kennung: 2846

Wien, 16. Januar 1906 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Weißhappel, Ottilie

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Wien, 16/1 1906.


OW


Sehr geehrter Herr!

Sie können sich unseren Schrecken vorstellen als Bertha so krank in Wien ankamBerthe Marie Denk traf am 15.1.1906 morgens um 7.30 Uhr mit dem Nachtzug von Berlin am Nordwestbahnhof ein und wurde dort von ihrer Schwester Ottilie Weißhappel [vgl. Wedekind an Ottilie Weißhappel, 14.1.1906] sowie vom Sanitätsdienst der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft [vgl. Wedekind an Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft, 14.1.1906] empfangen, der sie zunächst in ihre Wohnung (Wien V, Kettenbrückengasse 21) transportierte., daß sie das CoupeEisenbahncoupé (Berthe Marie Denk reiste also in einem Einzelabteil des Zuges). nicht mehr verlassen konnte. Die Rettungsgesellschaft brachte sie vom Bahnhof in ihre Wohnung, der ArztIdentität nicht identifiziert. hat aber g/d/ann ihre Ueberführung ins Sanatorium LöwWedekind wurde bereits am Vortag telegrafisch darüber informiert, dass Berthe Marie Denk von ihrer Wohnung in das Wiener Sanatorium Dr. Anton Loew (Wien IX, Mariannengasse 20) gebracht worden ist [vgl. Ottilie Weißhappel an Wedekind, 15.1.1906]. veranlaßt, weil er fürchtete daß sie später den Transport nicht mehr verträgt und sie immer unter ärztlicher Aufsicht sein soll. Sie hat eine arge Bauchfellentzündung die so um sich gegriffen hat, weil sie doch tagelang in Berlin fast ohne Hilfe gelegen ist u. dann noch die | anstrengende Reise unternommen hat. Das arme Ding muß so viel leiden, wenn sie nur wieder gesund wird, aber wir sind ganz mutlos wenn wir sehen wie sehr der Arzt in Sorgen um sie ist. Gründlich untersuchen kann er sie noch gar nicht, denn die geringste Berührung verursacht ihr gräßliche Schmerzen. Bertha läßt Sie vielmals u. herzlich grüßen. Sie hat mir erzählt wie aufopfernd Sie sich um sie bemüht haben u. daß sie ohne Ihre HilfeWedekind in Berlin hat die Reise der schwer kranken Berthe Marie Denk von Berlin nach Wien organisiert, auch ihren Transport vom Wiener Nordwestbahnhof in ihre Wohnung [vgl. Wedekind an Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft, 14.1.1906]. die Reise hätte gar nicht unternehmen können. Ich danke Ihnen vielmals, mein Herr, für alle Ihre Mühe! Gebe der Himmel daß es mir noch vergönnt ist Ihnen erfreulichere Nachrichten über unsere arme Kranke senden zu können. Bestens grüßt
Hochachtungsvoll
Otti Weishappel-Denk


V. Margaretenstr. 88.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Einzelne Buchstaben in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß. 17 x 18 cm. Mit aufgeprägtem Monogramm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Wedekind hat oben auf Seite 1 mit blauem Buntstift das Datum „16.1.6“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Den Empfang des Briefes hat Wedekind am 17.1.1906 in Berlin im Tagebuch notiert: „Brief von Frau Weishappel Denk.“

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 181
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Ottilie Weißhappel an Frank Wedekind, 16.1.1906. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

20.06.2022 16:08