Kennung: 2644

Berlin, 21. Januar 1907 (Montag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Basil, Fritz

Inhalt

Lieber Freund,

hier sind die ersten beiden Akte in der BühnenbearbeitungÜberliefert ist ein maschinenschriftlich angefertigtes Textbuch, das im Zusammenhang mit der einmaligen geschlossenen Aufführung am 28.1.1907 durch den Neuen Verein am Münchner Schauspielhaus erstellte wurde: „Bühnenmanuskript Nr. 11. Frühlings Erwachen. Eine Kindertragödie in drei Akten. Von Frank Wedekind. Übersetzungsrecht vorbehalten. Für sämtliche Bühnen ausschließlich durch den Bühnenvertrieb Albert Langen in München beziehen, von dem allein das Recht der Aufführung zu erwerben ist. Alle Rechte vorbehalten. München 1907 (Archiv der Münchner Kammerspiele, Nr. 545/2)“ [KSA 2, S. 775].. Den dritten hoffe ich Dir morgen schicken zu können. Das Manuscript | war vom Deutschen Theater nicht zu bekommen da das Regiebuchnicht überliefert [vgl. KSA 2, S. 995]. erst hätte abgeschrieben werden müssen, was ebensoviel Zeit in Anspruch genommen hätte. Außerdem enthält das Reinhardtsche Regiebuch manche Entstellungen die durch ganz unberechenbare Censorenlaunen hineinge|kommen sind (z.B. die Änderung aller ProfessorennamenIn der Genehmigung der Berliner Zensurbehörde vom 6.11.1906 für die Uraufführung von „Frühlings Erwachen“ an den Kammerspielen des Deutschen Theaters (Direktion: Max Reinhardt) in Berlin am 20.11.1906 wurde zur „Bedingung“ gemacht, „daß die Namen der Professoren durch indifferente Bezeichnungen ersetzt werden“ [KSA 2, S. 935f.]. Die Namen der Professoren in „Frühlings Erwachen“ (Affenschmalz, Knüppeldick, Hungergurt, Knochenbruch, Zungenschlag, Fliegentod und der Rektor Sonnenstich) wurden unter „dem Druck der Zensur“ für die Berliner Inszenierung „auf polizeiliche Anordnung hin [...] umgeändert in Sanftleben, Lindemann, Friedepohl, Schweighofer, Wunderhold, Morgenroth und Ehrsam“ [KSA 2, S. 811; vgl. KSA 2, S. 774]. ins Blödsinnige) und die ich nicht gern hätte sich anderwärts fortpflanzen lassen.

Wie gerne wäre ich in München, um Dir bei der ArbeitFritz Basil führte bei der Inszenierung der vom Neuen Verein veranstalteten Aufführung von „Frühlings Erwachen“ am 28.1.1907 im Münchner Schauspielhaus (eine geschlossene Vorstellung) die Regie. zusehen und zuhören zu können. Daß Lili Marberg bei ihrem feinen | Differenzierungsvermögen den richtigen Ton trifftLili Marberg, Schauspielerin am Münchner Schauspielhaus [vgl. Neuer Theater-Almanach 1907, S. 515], spielte in der Münchner Inszenierung von „Frühlings Erwachen“ die Rolle der Wendla Bergmann; angekündigt war: „Montag, 28. Januar findet im Schauspielhaus, unter Leitung des Regisseurs Herrn Fritz Basil, die erste und einzige Aufführung von Wedekinds Kindertragödie ‚Frühlings Erwachen‘ statt. Hiebei werden Mitglieder des Schauspielhauses und der Hofbühne mitwirken. Fräulein Lilli Marberg wird die Rolle der Wendla spielen. Zu dieser Vorstellung haben Mitglieder des Vereins und namentlich geladene Gäste Zutritt.“ [Der Neue Verein. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 60, Nr. 30, 18.1.1907, Morgenblatt, S. 2] Die Kritik urteilte: „Die Wiedergabe unter Regisseur Basils Leitung brachte die sechzehn Bilder im ganzen zu entsprechender Geltung, auch hinsichtlich des dekorativen Rahmens. Für die naive und doch wieder nicht naive Wendla war Fräulein Marberg eine unübertreffliche Darstellerin; sie wußte das Kindliche in Miene, Geberde und Bewegungsweise trefflich festzuhalten und wurde anderseits auch allen pikanten Intentionen des Autors gerecht.“ [Hanns von Gumppenberg: Frühlings Erwachen. Eine Kindertragödie in drei Aufzügen (16 Bildern) von Frank Wedekind.) Aufführung des Neuen Vereins im Münchner Schauspielhause. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 60, Nr. 49, 30.1.1907, Vorabendblatt, S. 2] „Die schwierigste Rolle der Wendla lag in den Händen von Frl. Marberg. Muß man hinzusetzen, daß sie nicht gespielt, sondern vorgelebt wurde? Der Applaus war groß und verdient“ [Allgemeine Zeitung, Jg. 110, Nr. 49, 30.1.1907, Vorabendblatt, S. 3]. davon bin ich hagelbombensicher überzeugt. Wenn sie nur nicht zu groß aussieht. Ich bitte Dich, ihr meine herzlichsten Grüße zu bestellen und bin mit herzlichem Gruß
Dein dankbarer Schüler
Frank Wedekind.


21.1.7.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13 x 17 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der Schreibort ist durch das Tagebuch belegt.

  • Schreibort

    Berlin
    21. Januar 1907 (Montag)
    Sicher

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

„Die Kultur-Umschau“ der Krefelder Zeitung

Titel des Aufsatzes:
Wedekind-Briefe
Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Karl von Felner
Jahrgang:
1923
Kommentar:
Detaillierter Nachweis: Karl von Felner: Wedekind-Briefe. In: „Die Kultur-Umschau“ der Krefelder Zeitung, Jg. 69, Nr. 170, 9.5.1923, S. (1). In der Vorbemerkung heißt es zum Auftakt: „‚Es sind wundervolle Briefe, und sie werfen auf den Menschen Wedekind wegen der Dankbarkeit, die er immer wieder betont, und wegen des bescheiden-kindlichen Sinnes ein feines Licht.‘ Mit diesen Worten begleitet Fritz Basil die Originale der sieben von Wedekind an ihn gerichteten Briefe, die er mir in liebenswürdiger und höchst dankenswerter Weise zum alleinigen und erstmaligen Abdruck in der ‚Krefelder Zeitung‘ zur Verfügung stellt.“ ‒ Zweitdruck: GB 2, S. 171-172 (Nr. 280).
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Fritz Basil
Signatur des Dokuments:
FB B 356
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Fritz Basil, 21.1.1907. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

12.04.2024 12:35