Kennung: 2457

München, 28. Dezember 1909 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Stollberg, Georg

Inhalt

Sehr verehrter Herr Stollberg!

ich freue mich, Ihnen mittheilen zu können daß die Zensurbehörde gegen eine Vereinsaufführung von „Totentanz“, auch in unverkürzter Form, im Münchner Schauspielhaus nichts einzuwendenWedekind notierte am 28.10.1909 ein Gespräch ‒ dessen Ergebnis war der unmittelbare Schreibanlass für den vorliegenden Brief ‒ mit Dr. Dietrich Bittinger, dem Referenten für Theaterzensur bei der Münchner Polizeidirektion, über die geplante Aufführung von „Totentanz“ durch den Neuen Verein im Münchner Schauspielhaus: „Besuch auf der Polizei. Dr. Bittinger giebt Totentanz für Vereinsvorstellung frei“ [Tb]. Die geplante geschlossene Veranstaltung fand nicht statt – „wegen immer neuer Einlassungen der Zensurbehörde“, die sich am 22.12.1909 „auf ihr Verbot einer öffentlichen Aufführung“ vom 11.6.1906 berief und diese „sich zeitlich mehr und mehr zu verzögern drohte“; daher „verzichtete der Neue Verein schließlich auf das Projekt.“ [KSA 6, S. 681] hat.

Als BesetzungDie genannten Rollen sollten neben Frank und Tilly Wedekind Ottilie Gerhäuser und Hans Steiner spielen, beide im Ensemble des Münchner Schauspielhauses [vgl. Neuer Theater-Almanach 1910, S. 553]. habe ich den Herrn der Freien StudentenschaftWedekind hat am 26.10.1909 notiert: „Nach Tisch kommen zwei Herren von der freien Studentenschaft mit denen ich Totentanzaufführung verabrede. Gemeinschaftliche Unterredung bei Stollberg.“ ‒ Die Münchner Freie Studentenschaft, „Geschäftsstelle: Universität Audit. 116“ [Adreßbuch für München 1910, Teil III, S. 197], war die „Organisation der nichtinkorporierten Studierenden der Universität München“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 58, Nr. 529, 13.11.1905, S. 4]. Mitglieder der Münchner Freien Studentenschaft dürften zugleich Mitglieder des Neuen Vereins gewesen sein, der aus dem studentischen akademisch-dramatischen Verein hervorgegangen war und „bald mehrere hundert Mitglieder“ [Kutscher 1912, S. 288] zählte., Ihr Einverständnis natürlich | vorausgesetzt, in Vorschlag gebracht:
Marquis Casti-Piani – Wedekind
Elfriede von Malchus – Frau Gerhäuser
Herr König – Hans Steiner

Lisiska – Frau Wedekind.

Für Ihr liebenswürdiges Entgegenkommendas Münchner Schauspielhaus als Spielstätte zur Verfügung zu stellen; verabredet am 26.10.1909 (siehe oben). erlauben Sie mir, Ihnen meinen aufrichtigen herzlichen Dank auszusprechen

Mit besten Empfehlungen
Ihr
Frank Wedekind.


28.10.9.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11,5 x 18 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der Schreibort ist durch das Tagebuch belegt.

  • Schreibort

    München
    28. Dezember 1909 (Dienstag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
226-227
Briefnummer:
338
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Ignaz Georg Stollberg
Signatur des Dokuments:
IGS 135
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Georg Stollberg, 28.12.1909. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

23.02.2022 22:34