Kennung: 210

München, 4. Juni 1911 (Sonntag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Jessner, Leopold

Inhalt

Sehr verehrter Herr Jeßner!

Sie haben schon so viel für mich getan daß Ihnen zu tun fast nichts mehr übrig bleibt. Aber ich hoffe nun endlich auch einmal etwas für Sie tun zu können. Ich sehne mich nach einer solchen Gelegenheit. Mit tiefem Bedauern sah ich wie Ihnen all | Ihre Arbeit und deren Erfolg vom Berliner Tageblatt verekeltAm 3.6.1911 brachte das „Berliner Tageblatt“ unter dem Titel „Hamburger Thalia. Gastspiel im Lessingtheater“ eine Rezension der Aufführung von Kurt Küchlers „Sommerspuk“. Das Stück wurde darin als „lebensfremd und überzogen“ kritisiert, die schauspielerischen Leistungen jedoch als „sehr erfreulich“ gewürdigt [Morgen-Ausgabe, S. 3]. Jessner wurde nicht erwähnt, das Stück war nicht unter seiner Regie entstanden. wurde. Mir meinerseits ist Hamburg eine mindestens ebensoliebe Stadt wie Berlin, so daß für mich die Berliner Schimpfereien durch die Hamburger ernste Anerkennung reichlich aufgehoben warSchreibversehen, statt: waren..

Wenn ich Ihnen beiliegend die neue Ausgabe1911 erschien die dritte Auflage des Stückes in einer bearbeiteten Fassung unter dem Titel „König Nicolo oder So ist das Leben“ bei Georg Müller. von So ist d. L. | sende, so tue ich das mit größter Ehrerbietung vor Ihrer eigenen InscenierungLeopold Jessners Inszenierung von „König Nicolo oder So ist das Leben“ feierte am 9.3.1911 am Thalia-Theater Hamburg Premiere., deren Ernst und Tiefe mir aus sämmlichen BesprechungenBesprochen wurde die Inszenierung unter anderem von Karl Müller-Rastatt im „Hamburgischen Correspondent“ [10.3.1911], von Alexander Zinn im „Generalanzeiger für Hamburg und Altona“ [11.3.1911] und von John Niclassen im „Hamburger Fremdenblatt“ [11.3.1911; vgl. Michael Hatry: Das Thalia-Theater in Hamburg 1894-1915. Berlin 1966, S. 171-173]. als nicht zu überbieten erschienen. Vor allem aber beglückwünsche ich Sie zu dem warmherzigen Ton, mit dem Ihre eigenen Künstler mir gegenüber von Ihrer Arbeit und Ihrem Erfolg sprechen. Ich wünsche Ihnen von Herzen, daß | Ihnen der Ertrag und die Anerkennung dieser Arbeit recht bald für alle Welt sichtbar zu Theil werden mögen.

Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Frank Wedekind.


München 4.6.11.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13 x 17 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Unterstreichungen dürften von Jessners Hand stammen.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    4. Juni 1911 (Sonntag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Königsberg
    Datum unbekannt

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
254-255
Briefnummer:
370
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Senate House Library, University of London

Malet Street
London
Großbritannien

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
William Rose Archive
Signatur des Dokuments:
GB 367 WRO.5.WED
Standort:
Senate House Library, University of London (London)

Danksagung

Wir danken der Senate House Library der University of London für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Leopold Jessner, 4.6.1911. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (08.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Cordula Greinert

Zuletzt aktualisiert

09.03.2020 06:08