Kennung: 1828

Leipzig, 2. November 1909 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Rowohlt, Ernst

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

ENTWURF!


Sehr geehe/r/ter Herr!

Im Besitz Ihres werten Schreibens vom 31.vgl. Wedekind an Ernst Rowohlt, 31.10.1909. crs. erlaube ich mir folgendes mitzuteilen:

Ich habe allerdings bei Herrn Antiquar Hirsch die von Ihnen reclamirten ManusripteEs handelte sich um ein Schulheft Wedekinds mit 20 Gedichten und einem Register, um den Prosaentwurf „Eden“ (eine Vorstufe zu „Mine-Haha“) und zwei Tagebücher von 1889/90 [vgl. Vinçon 1989, S. 447f.]. gekauft und zwar selbstverständlich mit der festen Ueberzeugung, dass die M. von guter Provenienz seien. Vor einigen Tagen B/b/ekam ich nun ein Schreiben eines Münchner Rechtsanwalt, der im Auftrag der Frau Frieda Strindberg die in Frage stehenden Manuscr. reclamirtFrida Strindberg, die Anfang Oktober 1909 in der Manuskriptangelegenheit in München recherchiert hatte, betraute, da Wedekind verreist war, vor ihrer Rückkehr nach London, dessen Freund, den Münchner Rechtsanwalt Wilhelm Rosenthal, mit der Angelegenheit. Am 23.10.1909 schrieb Rosenthal im Auftrag seiner Mandantin an Ernst Rowohlt. [vgl. Vinçon 1989, S. 444 sowie Frida Strindberg an Ernst Rowohlt, 14.[12].1909 in: Münchner Stadtbibliothek / Monacensia, Nachlass Frank Wedekind, L2934]., mit der stricten Behauptung, dass sie Eigentum der Frau Str. seien. Ich habe diese Angelegenheit nun Herrn Rechtsanwalt Dr. HezelDer mit Wedekind befreundete Leipziger Jurist Kurt Hezel, war Fachanwalt für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht. übergeben.

Da Frau Strindberg behauptetFrida Strindbergs Rechtsanwalt Wilhelm Rosenthal hatte noch am 30.10.1909 an Kurt Hezel geschrieben: „Die Sache ist die, daß meine Klientin Frau Frida Strindberg vor Jahren von Herrn Frank Wedekind verschiedene Manuskripte geschenkt erhielt, diese dann, als sie von München wegzog, einer befreundeten Dame zur Aufbewahrung gab. Vor einiger Zeit sind dann diese Manuscripte abhanden gekommen und durch eine dritte Person Ihrem Herrn Klienten zum Kauf angeboten worden.“ [vgl. KSA 5/II, S. 1016]., dass erstse/en/s Sie die Manuscr. Frau Str. geschenkt hättenDiese Behauptung erpresste Franziska Gräfin zu Reventlow von Frida Strindberg mit der in Aussicht gestellten Rückgabe eines ebenfalls unter den Manuskripten aufgefundenen und noch nicht weiterverkauften Konvoluts von Briefen Wedekinds an Frida Strindberg [vgl. Schardt 2004, S. 533-535]., und zweitens sie die Manuscr. einer ihr befreundeten Dame, als sie von München wegzog, zur Aufbewahrung gabAls Frida Strindberg Ende 1902 München verließ, deponierte sie bei ihrer damaligen Freundin Franziska Gräfin zu Reventlow Wedekinds Manuskripte in einem verschlossenen Koffer [vgl. Frida Strindberg an Ernst Rowohlt, 14.[12].1909 in: Münchner Stadtbibliothek / Monacensia, Nachlass Frank Wedekind, L 2934 und Schardt 2004, S. 533-535]., so würde es zur Klärung der Sachlage sehr viel beitragen, wenn Si3/e/ mir mitteilen würden, ob diese Dame wohl die von Ihnen erwähnte Frau Gräfin REventlow sein könnte.

Mit vorzüglicher Hochacht7/u/ng

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Maschinenschrift.
Schreibwerkzeuge:
Schreibmaschine.
Schriftträger:
Papier. 22 x 30 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der nicht unterschriebene Kohlepapierdurchschlag des maschinenschriftlichen Briefentwurfs ist eingeheftet in die „Acten der Rechtsanwälte Dr. Felix Zehme, Dr. Kurt Hezel, Dr. Armin Hahnemann / Leipzig.“ [Blatt 14] Die Akte trägt den handschriftlichen Vermerk „Rowohlt, Ernst. Verlagsbuchhändler c/a Strindberg, Frieda in Wien.“.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Als Ankerdatum ist der 2.11.1909 gesetzt. Der undatierte Brief ist eine Antwort auf Wedekinds Schreiben vom 31.10.1909, das am 1.11.1909 abgestempelt ist und Rowohlt am 2.11.1909 vorgelegen haben dürfte. Das späteste Schreibdatum ist der 3.11.1909, da der Brief Wedekind am 4.11.1909 vorlag, als er an Ernst Rowohlts Rechtsanwalt Kurt Hezel schrieb. Der Wohnort Ernst Rowohlts ist als Schreibort angenommen.

  • Schreibort

    Leipzig
    2. November 1909 (Dienstag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    Leipzig
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
L 2934
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Ernst Rowohlt an Frank Wedekind, 2.11.1909. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

31.05.2021 14:21