Kennung: 1791

München, 26. Oktober 1916 (Donnerstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Newes, Dagobert

Inhalt

Lieber Bertl! Zu meinem großen Bedauern muß ich dich darum bitten, deine Schwester MarthaWedekind hat in der hier zur Debatte stehenden Angelegenheit bereits an seine Schwägerin Martha Newes geschrieben [vgl. Wedekind an Martha Newes, 23.10.1916], die als Schauspielerin am Deutschen Landestheater in Prag engagiert war, aber häufiger in München zu Besuch war, wo ihre Schwester Tilly Wedekind lebte. darum ersuchen zu wollen, daß Sie mir nicht auf Schritt und Tritt ihre Liebhaber Geliebten in den Weg schickt. Deine Schwester kann tun und lassen was sie will, das geht mich nichts an, solange ich nicht darunter zu leiden habe. Ich kann aber in kein Theater mehrHans Carl Müller, der Freund von Wedekinds Schwägerin Martha Newes, war als Schauspieler an den Münchner Kammerspielen engagiert. Wedekind dürfte ihm dort am 21.10.1916 im Zusammenhang mit der „Marquis von Keith Vorstellung“ [Tb] begegnet sein ‒ das war die im Theaterprogramm angezeigte „Abendvorstellung Gastspiel Frank und Tilly Wedekind. Der Marquis von Keith“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 69, Nr. 537, 21.10.1916, Morgen-Ausgabe, General-Anzeiger, S. 2] mit Frank Wedekind in der Titelrolle und Tilly Wedekind in der Rolle des jungen Hermann Casimir um 19.30 Uhr (Ende: 22.30 Uhr). Ob er ihn aktuell am 26.10.1926 im Publikum der Münchner Kleinbühne Bonbonniere bei der geschlossenen „Vorstellung von Tod und Teufel“ [Tb], bei der Frank und Tilly Wedekind wiederum zusammen spielten, wahrgenommen und den vorliegenden Briefentwurf im Anschluss daran geschrieben hat, ist unklar. kommen ohne einen Liebhaber Geliebten deiner Schwester darin vorzufinden. Wie du weißt spiele ich in meinen Stücken mit meiner Frau zusammen. Dabei aber regelmäßig auch noch mit irgend einem illegitimen SchwagerMartha Newes heiratete Hans Carl Müller dann am 26.7.1917. meiner | Frau zusammenspielen zu sollen das ist eine Familien-Schmiere die ich nicht länger ertrage. Deine beiden SchwesternMartha Newes und Tilly Wedekind. sind dank ihrer Erziehung leider vollkommen außerstande einzusehen, daß mir solche Verhältnisse ekelhaft und unerträglich sind.

Wenn du irgendwelchen Wert darauf legst, daß deine Schwester auch meine Frau bleibt, dann bitte ich dich das Deinige dafür zu thun, daß ich von den Liebhabern Geliebten deiner Schwester Martha in Zukunft ungeschoren bleibe.

Mit besten Grüßen
bißweilen noch dein Schwager
FrW.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Papier. 9 x 13 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Briefentwurf ist der Abrisskante an den oberen Blatträndern zufolge auf Blättern eines Blocks geschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Schreibort und Datum des Briefentwurfs ‒ die Grundlage des nicht überlieferten abgesandten Briefes ‒ nach dem Tagebuch, in das Wedekind am 26.10.1916 in München notierte: „Briefe an Bertl und Karl Newes.“

Empfangsort dürfte Graz gewesen sein.

  • Schreibort

    München
    26. Oktober 1916 (Donnerstag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Graz
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Aargauer Kantonsbibliothek

Aargauerplatz
5001 Aarau
Schweiz

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Wedekind-Archiv
Signatur des Dokuments:
B, Nr. 171
Standort:
Aargauer Kantonsbibliothek (Aarau)

Danksagung

Wir danken der Aargauer Kantonsbibliothek für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Dagobert Newes, 26.10.1916. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

21.01.2021 12:15